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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hindurch. Es war ein Mann. Jede Deckung benutzend und immer ein Zelt zwischen ihm und mir, folgte ich ihm. Vor demjenigen des Scheiks waren die beiden Lieblingstiere desselben, die Milchstute und das aschgraue Bischarin-Hedschihn angepflockt, und hinter dem Frauenzelt lag eine Atuscha (Frauensänfte, für ein Kamel zu tragen) zwischen mehreren Sardsch (Männersattel), welche der Mann in Augenschein nahm. Dabei bekam ich sein Gesicht zu sehen – es war Saadis el Chabir, der Krumir.
    Er kam von seinem Gang zurück. So spät! Warum ging er nicht sofort in das ihm angewiesene Zelt? Warum spionierte er hier umher? Warum schlich er sich wieder aus dem Lager hinaus? Ich mußte es erfahren und folgte ihm so vorsichtig wie möglich nach. Er schritt auf das Akazien- und Mandelgebüsch zu, von welchem Achmed vorhin gesprochen hatte. Kaum kannte ich dies sein Ziel, so schnellte ich auf die Seite, um vor ihm dort anzukommen. Ich schlug einen Bogen, weit genug, um von ihm nicht gesehen zu werden, und rannte in langen Sätzen, aber doch möglichst unhörbar, dem Gebüsch zu.
    Ich erreichte es, als er noch ungefähr dreißig Schritte davon entfernt war, und duckte mich auf den Boden nieder. Er blieb am Rand des Hölzchens stehen, kaum drei Meter von mir entfernt, und klatschte leise in die Hände. Auf dieses Zeichen vernahm ich ein Rascheln, welches sich uns näherte. Zurück konnte ich nicht, zur Seite und vorwärts auch nicht; ich war in eine schlimme Lage geraten.
    Da brachen einige Personen durch die Sträucher, und die eine von ihnen stieß an mich. Sofort fuhr ich, die beiden Revolver in der Hand, empor, um ihnen zuvorzukommen, aber mein oft bewährtes Glück hatte mich verlassen – diese Beduinen waren geistesgegenwärtige Leute, noch ehe ich mein ‚Wer da?‘ aussprechen konnte, erhielt ich einen fürchterlichen Schlag auf den Kopf, die Revolver entsanken meinen Händen, und ich selbst stürzte besinnungslos zu Boden. –

Abu 'l Afrid
    Es war nicht der erste derartige Jagdhieb, den ich jetzt erhielt, und da die gütige Natur meinen Kopf mit einer widerstandsfähigen Knochenlage geschützt hatte, so war ein solcher Schlag stets schnell von mir überwunden worden. So auch hier. Das Bewußtsein kehrte mir bald wieder, wenn auch nicht so rasch, wie es zu wünschen war; denn als ich erwachte, knieten vier oder fünf Gestalten auf mir, welche mir einen Knebel um den Hals geschoben hatten und nun beschäftigt waren, mir Hände und Füße so fest zu binden, daß ich mich nicht zu rühren vermochte. Saadis el Chabir stand dabei, um diesen mir so unwillkommenen Vorgang zu kommandieren.
    Warum hatten mich diese Menschen nicht sofort getötet? Es war jedenfalls am besten, so zu tun, als ob ich noch in Ohnmacht liege. Vielleicht hörte ich da irgendein Wort, welches geeignet war, mir Aufschluß zu geben. Dieser Entschluß erwies sich bereits nach wenigen Augenblicken als vorteilhaft, denn ich hörte den Krumir mit halblauter Stimme fragen: „Bewegt er sich?“
    „Nein“, antwortete einer der Männer. „Er ist so steif wie ein Speer. Mein Kolben hat ihn gut getroffen. Er wird tot sein, aber es ist doch besser, ich stoße ihm die Klinge in das Herz.“
    „Das wirst du nicht tun. Ich hörte aus dem Reden dieser Uëlad Sebira, die Allah verdammen möge, daß dieser Mann ein reicher Emir aus dem Abendland ist. Wenn er wieder erwachen sollte, so nehmen wir ihn mit, und er wird uns ein großes Lösegeld bezahlen. Für jetzt haben wir ihn so sicher, daß er uns nicht schaden kann.“
    „Was mag er hier gewollt haben?“
    „Ich weiß es nicht, vielleicht ist es ein Dichter, der mit el Kamar (dem Mond) hat reden wollen; diese fremden Fürstensöhne sollen alle Dichter sein. Laßt ihn liegen; wir werden später nach ihm sehen.“
    „Was befiehlst du nun? Holen wir die Milchstute wirklich?“
    „Nicht sie allein.“
    „Wen noch?“
    „Einen Rapphengst, der noch kostbarer ist als diese Stute; er gehört dem Fremdling hier.“
    „Hm, wir werden beneidet sein von allen unseren Brüdern!“
    „Und noch mehr. Wir haben auch eine Bent es Sebira (Tochter der Sebira), die schöner ist als alles, was ich bisher gesehen habe. Ich erlauschte, daß sie sich dort unter den Palmen befindet.“
    „Allein?“
    „Es ist einer von den Jünglingen bei ihr –“
    „Den wir töten werden?“
    „Nein. Ein einziges Geräusch kann uns verraten. Er wird nicht mit ihr nach dem Duar zurückkehren, denn er hat den Hengst zu bewachen. Es ist die

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