1800 - Zeitraffer
Namen Tower tragen. Welche Funktion sie im neugeschaffenen Geheimdienst ausfüllte, das wusste Gia de Moleon noch nicht. Personalentscheidungen waren erst zu einem sehr geringen Teil getroffen. Die Auswahlverfahren liefen, und täglich kamen neue Namen hinzu, die intern diskutiert wurden.
Für Gia de Moleon kam nur eine Position in Frage: ganz oben, an der Spitze des TLD, mit Zugriff auf sämtliche Möglichkeiten. Auch wenn sie mit knapp 80 Jahren eigentlich für einen solchen Posten zu jung war. Für sie sprach die große Erfahrung in geheimdienstlicher Tätigkeit. Sie galt als fähig und berechnend, und sie fühlte sich mit diesen Attributen gut beschrieben. Gegen sie sprach vor allem das Desaster mit der BASIS, auch wenn es lange zurücklag. Dass das ehemalige Trägerschiff - heute im Orbit von Stiftermann IU - mittlerweile als Drehscheibe für Agenten und Abenteurer galt, wurde Gia de Moleon angelastet. Sie hatte damals die Verwendbarkeit der BASIS falsch beurteilt. Man hätte den Koloss verschrotten müssen.
So hatte die LFT zwar eine Menge Geld eingestrichen - auf der anderen Seite war ein symbolträchtiges Niemandsland entstanden. Die Bürger der Galaxis schauten nicht mit Abscheu, sondern mit Interesse und mit einer Spur von Abenteuerlust nach Stiftermann IU. Die Sache lag lange zurück.
Gia de Moleon hoffte, dass ihr einziger Fehler nicht den Ausschlag gab.
Es hatte lange gedauert, überhaupt bis an diesen Punkt zu kommen. Die Geburt des TLD war noch vom verstorbenen Geo Sheremdoc persönlich in die Wege geleitet worden. Vor 18 Jahren. Was für eine Zeit! Wenn der Tower vollendet war, konnte der Terranische Liga-Dienst seine Arbeit in vollem Umfang aufnehmen. Zwischen LFT, Kristallimperium und dem Forum Raglund hatte die Untergrundtätigkeit so explosionsartig zugelegt, dass für den Liga-Dienst ein echter Bedarf bestand. In die Verteidigung des Systems flossen seit geraumer Zeit ungeheure Mittel.
Das Projekt Liga-Dienst stellte nur eines unter vielen dar - in der Rangfolge sogar nur die Nummer drei. Die Nummer zwei verschlang ziemlich exakt nochmals die doppelte Menge Geld. Details waren nicht zu erfahren. Aus sicherer Quelle wusste Gia jedoch, dass für das Solsystem ein neuer, umspannender Paratronschirm geschaffen wurde. Die neuartigen, schwerbewaffneten Raumstationen, die man hin und wieder zu Gesicht bekam, passten ebenfalls in dieses Verteidigungskonzept.
Den mit Abstand größten finanziellen Posten, den vermochte sie allerdings nicht zuzuordnen. Terra ließ irgendetwas konstruieren, was genauso viel Geld kostete wie der Bau einer halben Raumschiffsflotte. Was das war, darauf gab es nicht einmal für die „unterrichteten Kreise" den gering sten Hinweis. Etwas summte an ihrem Handgelenk. „De Moleon! De Moleon bitte melden!"
Sie hörte nicht, bis die scharfe, wenig angenehme Stimme es ein zweites Mal versuchte. „De Moleon! De Moleon bitte kommen ..."
„Hier Gia de Moleon", sprach sie in den Armbandtelekom. „Was gibt es, Herman?"
„Du hast einen dringenden Termin."„Ich weiß nichts von einem Termin."„Er wurde soeben vom Ersten Terraner anberaumt. Sieh zu, dass du in einer halben Stunde im HQ-Hanse bist."
Sie schaffte es sogar in der Hälfte der Zeit, weil in nicht allzu großer Entfernung ein städtischer Transmitter stand. Im Zentrum von Terrania lag als acht Kilometer durchmessender, von himmelhohen Bauwerken ausgefüllter Ring das HQ-Hanse. Heutzutage war die Kosmische Hanse ein reines Organ der LFT. Selbständigkeit existierte nicht mehr, und das HQ-Hanse diente seitdem als Zentralsitz der terranischen Regierung. Der Erste Terraner hatte nicht sehr viel mitzuteilen. Seine Ansprache reduzierte sich auf wenige Sätze.
Bis vor kurzer Zeit hatten sich Perry Rhodan, Reginald Bull, Homer G. Adams und Alaska Saedelaere auf Terra aufgehalten. Man hatte sie - wie mittlerweile üblich - lose überwachen lassen, um über ihre Schritte informiert zu sein. Seit drei Stunden waren die genannten vier Personen nun nicht mehr aufzufinden.
Gia de Moleon startete ihre Ermittlungen mit dem Fall Perry Rhodan. Zunächst ließ sie sein Haus am Goshunsee durchsuchen. Auf Rhodans Aufenthalt gab es keinen Hinweis. Man fand deutliche Wärmespuren von zwei Personen vor, doch im Haus oder im Umkreis hielt sich niemand auf.
Am Fenster zur Terrasse stand eine Staffelei. Die aufgetragenen Farben waren frisch, das Öl war noch nicht getrocknet. Die aufgezogene Leinwand zeigte ein Bauwerk, das zweifellos
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