Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1803 - Der Riese Schimbaa

Titel: 1803 - Der Riese Schimbaa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
und selbst jetzt durfte er sich nicht darauf konzentrieren.
    „Wir schreiben den vierzehnten Oktober, kurz nach neun Uhr Standardzeit", sagte Sibyll Norden.
    „Wir müssen senden!" erschrak Bechner. „Schnellstens!"
    Spärlich flackerndes elektrisches Licht erhellte den Raum. Zehn Schritte im Quadrat; außer primitiven Strohlagern gab es hier nichts - wozu auch? Die Herreach kannten keine Kleidung, von den vereinzelt getragenen Kapuzenmänteln einmal abgesehen. Wieso hätten sie Schränke entwickeln sollen - oder kulturell so sinnvolle Dinge wie Kleiderständer und Garderobenhaken?
    Diese Intelligenzen interessierten ihn. Weniger ihrer haarlosen, halbtransparenten Körper wegen, sondern weil ihre Zivilisation im Zeitraffertempo entstanden war. Mit einem Wort: weil sie unnatürlich waren.
    Im Grunde erinnerten sie an perfekt behütete Kinder, die ihr Leben in einem einzigen kahlen Zimmer verbracht hatten und die plötzlich erkennen mußten, daß es weit mehr gab als nur diese vier Wände, daß um sie das Leben einer riesigen Stadt brodelte.
    Weder ihn selbst noch Sibyll oder Mirco hatten die Herreach anfangs mit den Raumfahrern der PAPERMOON in Verbindung gebracht, weil die Atemverdichtermasken wie ein natürlicher Fortsatz wirkten, wie plump angewachsene Rüssel.
    Roban Gom erschien. Nach eigener Aussage war er einer der Anführer der Freiatmer - was immer diese Bezeichnung bedeutete.
    „Gen Triokod wird bald in Moond eintreffen", eröffnete er.
    Moond, das war der Name der Stadt. Wenn die Zahlen stimmten, beherbergte sie weit mehr als eine Million Einwohner, und es gab noch andere Städte auf Trokan, jede aber nur halb so groß. Die Namen Keerioch, Pröoon und Klob waren die einzigen, die Bechner auf Anhieb in den Sinn kamen. Der Rest der Bevölkerung, insgesamt 145 Millionen Individuen, lebte als Bauern in den weitläufigen Steppen des Planeten.
    „Wurden die Vorbereitungen getroffen?" fragte Gloom Bechner.
    Als „Prophet Kummerogs" hatte er Gom aufgefordert, ihm eine schnelle Transportmöglichkeit zur Verfügung zu stellen. Ein faustgroßer grauer Kasten mußte aus der Stadt geschafft werden. Dieser Kasten, so hatte er erklärt, würde helfen, Kummerog herbeizurufen.
    „Einer der zuverlässigsten Freiatmer steht dir zu Diensten", sagte Gom.
    Es waren technische Kunststückchen, mit denen Bechner die Freiatmer beeindruckt hatte. Ein kurzer Einsatz des Antigravs, fünf durch die Höhle schwebende Herreach wie - ja, wie was eigentlich? Vögel oder fliegende Insekten gab es auf Trokan nicht. Die hatte die Evolution schlicht vergessen. Jedenfalls hatte die Demonstration genügt, um Bechner als „Prophet" zu legitimieren. Und auf der PAPERMOON war die kurze Energieentfaltung offenbar nicht wahrgenommen worden.
    Noch knapp eine Stunde benötigte Gloom Bechner, um mit Sibyll und Mirco den nächsten Spot zusammenzustellen. Den bissigen Kommentar, der ihm auf der Zunge lag, mußte er sich leider verkneifen, wollte er den LFT-Kommissar nicht noch weiter herausfordern. Wer hinter einer gläsernen Fassade saß, sollte tunlichst nicht mit Steinen nach Passanten werfen, hieß es in Abwandlung eines uralten terranischen Sprichworts: Den Sendebeginn legte er auf exakt sechzehn Uhr Standardzeit fest. Egal, wo der Herreach mit dem Sender sich dann befand, alle Bruno Drenderbaums des Solsystems würden den Bericht nicht mehr stoppen können.
     
    *
     
    Für Cistolo Khan war Schlaf, eines der Worte mit eigentümlichem Beigeschmack. Ein LFT-Kommissar hatte rund um die Uhr Dienst und ständig erreichbar zu sein; die Stunden, die wirklich ihm selbst gehörten, konnte er an den Fingern abzählen. Häufig genug an den Fingern einer Hand.
    Fünf Minuten waren ihm diesmal vergönnt. Nicht mehr. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, schwebte er in einem stimulierenden Antigravfeld, fand aber dennoch nicht die Ruhe, die er sich erhofft hatte.
    Selbst die dezenten Sphärenklänge, die seinen Schlaftrakt erfüllten, trugen nicht zur Entspannung bei. Irgend etwas in ihm sträubte sich dagegen.
    Auf dem Tempelplatz war unter Thookers Leitung ein umfangreiches Instrumentarium aufgebaut worden. Die Vermessung des Schirmfelds würde in Kürze beginnen, ein Syntronverbund sorgte für die nötige Rechenkapazität.
    Myles Kantor war per Transmitter nach Mimas zurückgekehrt. Kallia Nedrun, seine Frau, lag seit sechsundsiebzig Jahren im Koma, und Myles nutzte jede freie Minute, um bei ihr zu sein. Wäre dem anders gewesen, er hätte

Weitere Kostenlose Bücher