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1803 - Der Riese Schimbaa

Titel: 1803 - Der Riese Schimbaa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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deutlich zu erkennen sein.
    Mirco Adasta dachte an einige Milliarden Zuschauer. Bei geschickter Schnittführung konnte er viele mit dieser Großaufnahme aus ihrer wohlgenährten Selbstgefälligkeit aufschrecken.
    Jeder sollte das bekommen, was er sehen wollte.
    Den einen - vielleicht der Minderheit?würde das Gesicht Frieden verheißen. Der große Schädel bedeutete Intelligenz und geistiges Potential - die Transparenz der Haut, die nackte Blöße, stand für Offenheit.
    Wer keine Kleidung kannte, hatte nichts zu verbergen, hatte sich seine Natürlichkeit bewahrt.
    Andere wieder würden in den schräg stehenden Augen und dem schmalen Mund den Ausdruck von Verschlagenheit erkennen. Für sie würden die Herreach so falsch sein wie ihr Heimatplanet und dessen ganze Entwicklung. Nichts seit dem Austausch von Uokan gegen den guten alten Mars war mit rechten Dingen zugegangen.
    Mars - das war der Kriegsgott der Römer gewesen.
    Trokan - welche Entsprechung sollte man ihm andichten? Vielleicht der „Gott der Apokalypse"?
    Ein Denkanstoß in diese Richtung, selbst wenn Gloom Bechner in einem der nächsten Spots nur laut dachte ... und TNR würde endgültig in aller Munde sein.
    „Gen Triokod wird erst morgen in Moond eintreffen", sagte der Herreach. „Seine Ankunft verspätet sich, weil er gezwungen war, einen anderen Weg einzuschlagen. Nicht immer ist die kürzeste Strecke auch die beste."
    Gen Triokod war der Anführer der Freiatmer, ein Herreach, der eines Tages Großes vollbringen würde.
    Das zumindest behaupteten seine Anhänger. Gom hatte große Töne gespuckt, sich aber keine weiteren Informationen entlocken lassen.
    „Wenn du wirklich Kummerogs Prophet bist, wird Gen Triokod dir die Ehre zukommen lassen, die dir zusteht."
    Roban Gom war zumindest ehrlich. Seine Zweifel schwangen zwischen den Worten mit. Irgendwann im Laufe des Abends hatte er Gloom Bechner doch mit den Fremden verglichen, die auf dem Tempelplatz mit Presto Go redeten.
    „Morgen?" fragte Bechner vorsichtshalber nach. Nicht ohne Grund. Bislang hatten die Herreach weder Tag noch Nacht gekannt, sie hatten nicht einmal die Drehung ihres Planeten ermessen können. Dem Schlafbedürfnis waren sie individuell nachgekommen; lediglich Sachzwänge, die mit der beginnenden Industrialisierung verstärkt aufgetreten waren, hatten ein Teil von ihnen zu gleichlaufenden Schlafperioden bewegt. Bis sie sich aber ernsthaft an den ungewohnten Tagund-Nacht-Rhythmus gewöhnt haben würden, würden Wochen vergehen.
    „Die dunkle Hälfte des Himmels folgt dem Licht", sinnierte Roban Gom. „Danach fällt wieder das Licht, das ihr Tag nennt. Dann wird Gen Triokod in Moond eintreffen. Presto Go will ihn daran hindern, die Stadt zu betreten."
    „Warum?"
    Gloom Bechner erhielt keine Antwort.
     
    4.
     
    Die weite Ebene entlang des Taumonds stand in Flammen. So jedenfalls erschien es Tak Taktrar. Am Himmel, höchstens eine Daumenspanne über dem Horizont, loderte eine unerträglich grelle Scheibe. Sie war nur halb so groß wie seine Hand, aber ihre Glut tauchte das Land in eine bislang unbekannte Fülle von Licht und Schatten.
    Takkar hatte sich sagen lassen, daß die Scheibe in Wahrheit eine Kugel war, ein gigantischer Feuerofen und so weit von der Welt entfernt, daß ein Zug ihn nie erreichen würde.
    Das Feuer raubte den Herreach das Augenlicht. Wer ungeschützt in den Himmel schaute, wurde blind.
    Die Helligkeit hatte Hunderte allein in Moond erblinden lassen. Andere klagten plötzlich über tobende Schmerzen; ihre Haut löste sich vom Fleisch.
    Vieles hatte sich verändert.
    Tak Taktrar starrte hinaus in die Ebene. Fauchend und prustend, ein stinkendes Ungetüm, ratterte der Zug nach Westen. Der Fahrtwind wirbelte Ruß durch die Fensteröffnung ins Abteil eine dicke, schmierige Schicht lagerte sich auf den leeren Sitzbänken ab.
    Takkar war fast allein im Waggon. Nur zwei Bauern saßen am entgegengesetzten Ende und starrten ebenfalls hinaus in die Welt, die ihnen heute fremd und unwirklich erschien. Sie redeten nicht. Was hätten sie auch sagen sollen? Sie hätten keinen Anfang und kein Ende gefunden.
    Aller Hoffnung kreiste um Kummerog. Vielleicht verließ er genau in dieser Sekunde den Tempel. Es war unglaublich. Ungezählte Generationen hatten seine Ankunft herbeigesehnt, aber ihre Wünsche und Träume hatten sich nicht erfüllt. Sie hatten nur davon gesprochen, daß irgendwann der Himmel in eine strahlend helle und eine dunkle Hälfte zerfallen würde

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