1808 - Die Vorhölle
ihn ausschaltete. Ein Schlag gegen den Hinterkopf musste reichen.
Ich war schon einen Schritt vorgegangen, als sich alles veränderte. Es gab nicht den großen Knall, aber einen kleineren und den, den ich eigentlich hätte erwarten müssen.
Der zweite Killer griff ein. Was er gehört hatte, wusste ich nicht, aber jetzt vernahm ich seine Stimme schräg hinter mir. Nur geflüstert, aber gut zu verstehen.
»Lass deine Kanone fallen, sonst bist du tot …«
***
Scheiße!, schoss es mir durch den Kopf. Damit hatte ich nicht mehr gerechnet. Zumindest nicht so intensiv, denn ich hatte mich in der letzten Zeit auf etwas anderes konzentrieren müssen.
Ich hörte das leise Lachen. Der Typ, der vor mir stand, hatte es ausgestoßen. Danach fing er an zu sprechen.
»Verdammt, Mario, ich habe gedacht, du würdest gar nicht mehr hier erscheinen.«
»Doch, doch.«
»Und sonst ist bei dir alles klar?«
»Ja, ich kann mich nicht beschweren.«
Aufmerksam hatte ich diesem Dialog gelauscht. Ich dachte daran, dass Harry Stahl in den Nebenraum gegangen war. Er war nicht erwähnt worden. Ob ihn der Killer nicht gesehen hatte? Das konnte durchaus der Fall sein. Da hatte sich Harry geschickt verhalten.
»Da ist noch was«, sagte Mario.
»Was denn?«
»Ich glaube, du befindest dich auf dem Holzweg.«
»Inwiefern?«
»Lass mich ausreden.«
»Gut.«
Mario übernahm wieder das Wort. »Du hältst den Typen hier für einen Mitarbeiter des Toten. Ich will dir nicht zu nahe treten, aber ich glaube, das ist er nicht.«
»Wieso?«
»Der sieht nicht aus wie ein Mitarbeiter. Den Eindruck macht er nicht.«
»Welchen denn?«
Ich schaute über meine Schulter.
Der Typ hinter mir war kleiner als ich, aber kompakter. Oder gedrungener. Er hatte einen großen Kopf, zu dem ein Stiernacken gehörte, der den Kopf nach vorn drückte. Die schwarzen Haare waren kurz, das Gesicht wirkte wie geschnitzt.
Das Starren blieb so lange bestehen, bis der Typ vor mir den Kopf schüttelte.
»Du hast recht, Mario. Der sieht wirklich nicht so aus wie ein Helfer.«
»Dann frage ich dich, wer er ist.«
Die Antwort konnte er gern haben.
»Scotland Yard. Reicht das, oder wollt ihr noch mehr wissen?«
Ob es reichte, wusste ich nicht. Der Kerl vor mir jedenfalls hörte auf, mich anzustarren. Sein Mund verzerrte sich, und er spie seine nächsten Worte aus.
»Ein verdammter Bulle!«
»Ja, Pech gehabt, nicht wahr?«
Der Kerl hinter mir lachte. »Ich kann von einem Pech nichts spüren. Wenn jemand Pech gehabt hat, dann du.«
»Das glaube ich nicht. Ich wette, dass Sie in den nächsten Minuten tot sind. Sie können Ihre Knarre ruhig in der Hand halten, sie wird Ihnen nichts nutzen.«
»Das weißt du?«
»Ja!«
»Dann würde ich von einem Irrtum sprechen!«
Plötzlich war noch eine Stimme zu hören. Über die allerdings freute ich mich, denn sie gehörte Harry Stahl …
***
Wo Harry sich verborgen gehalten hatte, das wusste ich nicht. Jedenfalls hatte er Nerven bewiesen und war zum Glück rechtzeitig erschienen.
Ich hörte hinter mir einen Fluch, danach ein leises Lachen. Und die Stimme meines deutschen Freundes.
»Ja, los, weg mit der Waffe!«
»Schon gut.« Etwas polterte zu Boden. Ich wusste, dass es die MPi war, und wartete darauf, dass sich die Dinge fortsetzten.
»Und jetzt stell dich neben deinen Kumpan. Aber mit den Armen nach oben.«
Ich hörte ihn zuerst, dann sah ich ihn. Er schob sich an mir vorbei und baute sich neben seinem Kumpan auf.
Beide hielten ihre Arme hoch. Beide waren Killer. Sie hatten eiskalt einen Menschen getötet, und wir waren Zeugen. Sie konnten nicht damit rechnen, aus dieser Lage heil wegzukommen.
Ich riskierte einen schnellen Blick nach hinten und sah Harry Stahl, der sich eine Maschinenpistole geschnappt hatte und die beiden Verbrecher damit bedrohte. Er war froh, dass er nicht hatte schießen müssen. Das jedenfalls sah ich ihm an.
Er grinste mir zu und flüsterte: »Was machen wir mit ihnen? Sollen wir sie festnehmen?«
Harry überlegte kurz. »Ich lasse ein SEK kommen.«
Ich stimmte ihm zu, aber unter einer Bedingung.
»Ich will sie nicht weiterhin so vor mir haben. Nicht in dieser Haltung!«
»Was meinst du dann?«
»Sie sollen sich auf den Boden legen. Auf den Bauch und dann ein X bilden.«
Harry Stahl nickte mir zu und überließ mir alles, während er sich zurückzog und telefonierte.
Die beiden Killer schauten mich an, als wollten sie mich fressen, als ich ihnen befahl, sich auf den Boden zu
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