1810 - Gier auf Leben
nicht lassen können. Schönen Feierabend.«
»Danke. Ihr Humor ist ungewöhnlich.«
»Wenn Sie das sagen.«
»Ich bin beeindruckt, Sir.«
Wir verließen das Büro. Das mit den Berichten kannten wir. Aber wir waren selten dazu gekommen, sie zu schreiben. In der Regel hatten Glenda Perkins und Sir James sie dann gemeinsam fertiggestellt.
Als wir das Vorzimmer betraten, in dem Glenda Perkins herrschte, fing sie an zu strahlen. Sie war schon dabei, ihren Schreibtisch für den Feierabend aufzuräumen.
»Na, alles klar?«, fragte sie.
»Was meinst du damit?«, fragte ich.
»Ganz einfach. Ich habe gehört, dass es wieder um Berichte geht. Da wollte ich wissen, wann ihr euch ins Zeug legen werdet.«
Suko schaute mich an, ich blickte ihm ins Gesicht. »Hast du das verstanden?«, fragte ich.
»Nein.«
»Haha, tut nicht so. Die Berichte wollen geschrieben werden, und diesmal kommt ihr nicht daran vorbei. Nicht wieder wie sonst nur ein paar Stichworte geben, hier müsst ihr schon selbst ran, denke ich mal. Das wird auch mir Spaß machen.«
»Noch ist es nicht so weit«, sagte ich.
»Wer sollte daran denn etwas ändern?«
»Mein Handy.«
»Wie?«
Ich griff in die Seitentasche meines Hemdes. »Es hat vibriert, und das könnte ja zu einer neuen Aufgabe führen.«
»Wetten nicht?«
»Wir werden sehen.« Erst jetzt meldete ich mich und zuckte schon leicht zusammen, als ich eine Stimme hörte, die ich gut kannte. Es war Johnny Conolly, der etwas von mir wollte, was auch Glenda und Suko hörten, denn ich stellte den Lautsprecher an.
»Super, John, du bist da.«
»Okay, um was geht es denn? Deine Stimme hört sich schon leicht zittrig an.«
»Um einen weiblichen Vampir.«
»Tatsächlich?«
»Ja.«
»Und wo befindet er sich?«
»Ich sitze praktisch neben ihm.«
»Oh, das ist …«
»Nichts Besonderes, John, denn er schläft. Das heißt, er befindet sich noch in der Aufwachphase.«
»So ist das.«
»Ja, und es wäre besser, wenn du kommst. Dann kannst du Diana Dobbs befragen. So heißt sie.«
»Gut. Und wo steckst du?«
»Im Turm.«
»Was?«, schnappte ich. »In welchem Turm?«
»Dem Studentensilo.«
»Dann weiß ich Bescheid.«
»Sechster Stock, Apartment 100. Dort wohnt mein Kommilitone Bruce Garner, der neben mir sitzt.«
»Ich bin schon unterwegs«, sagte ich und ließ das Handy wieder verschwinden.
»Okay, ich bin dabei«, sagte Suko und eilte zur Tür.
»Stopp!« Glenda konnte tatsächlich schreien und Suko blieb stehen. »Du wirst mir helfen. Du kennst dich aus bei den Berichten. Wir machen das so knapp wie möglich …«
»Aber ich war nicht immer dabei.«
»Egal, du hast aber Routine.«
»Hast du auch«, sagte ich und zog sofort die Tür auf, um rasch zu verschwinden …
***
»Und?«, fragte Bruce.
Johnny nickte. »Alles klar.«
»Wie klar?«
»John kommt.«
»Aha, und er weiß, wie man sich einer Untoten entledigt?«
»Genau das weiß er.«
»Da bin ich aber gespannt.«
»Kannst du.«
Bruce musste lachen. »Und ich habe schon gedacht, dass du es locker schaffen würdest.«
»Nein, so geht das nicht. Um einen Vampir vernichten zu können, muss man entsprechende Waffen einsetzen, und die besitze ich nicht.«
»Ist schon klar. Habe verstanden. Jetzt können wir nur darauf hoffen, dass er zeitig genug hier ist. Bei dem Londoner Verkehr wird das knapp werden. Es fängt ja schon an zu dämmern. Das ist sowieso ihre Zeit. Oder irre ich mich da?«
»Nein, das gilt immer noch.«
Bruce Garner schaute wieder auf die Tote. Dabei schauderte er zusammen und meinte: »Sollen wir sie nicht wieder anziehen?«
»Warum? Hast du ein schlechtes Gewissen?«
»So ähnlich.«
»Nein, wir lassen sie so, wie sie ist. Drück uns nur die Daumen, dass sie noch so bleibt.«
»Mach ich glatt. Möchtest du was trinken?«
»Nicht schlecht.«
»Ein Bier?«
»Nee, ein Wasser.«
»Wie langweilig.«
»Alles zu seiner Zeit.«
»Das hat mein Vater auch immer gesagt.«
»Und jetzt?«
»Freut er sich auf seinen Ruhestand. In zwei Jahren ist es bei ihm so weit.«
Johnny wollte etwas sagen, kam aber nicht dazu, denn ein schabendes Geräusch lenkte ihn ab.
Er schaute dorthin, wo die Untote lag. Es stimmte, sie hatte sich bewegt. Dadurch war das Geräusch entstanden. Sie hatte mit der flachen Hand über das Laken gewischt, und jetzt lag sie wieder still. Nur in einer etwas veränderten Haltung.
Bruce tippte Johnny an. »Geht es jetzt los?«
»Ich denke schon.«
»Und was machen wir?«
»Erst mal
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