1811 - Konferenz der Galaktiker
sagte Rossom von Atalaya, „immerhin steht die galaktische Politik an einem entscheidenden Wendepunkt."
„Das ist eine Ansicht, die ich durchaus teile", versetzte Kendix vieldeutig.
Er konnte sich vorstellen, welche Überlegungen der Arkonide anstellte. Sie gingen in eine ganz andere Richtung als die Ferrols. Während die Weganer treu zur LFT standen, hatten die Arkoniden ihre eigenen, hochtrabenden Pläne.
Rossom von Atalaya blickte ihn beschwörend an.
„Wir haben in den vergangenen Wochen und Monaten umfangreiche Untersuchungen angestellt und die politische Haltung der LFT unter der Führung der Terraner analysiert", sagte er. „Dabei sind wir zu dem bestürzenden Ergebnis gekommen, daß die schwächeren Völker der LFT im Rahmen ihres Bündnisses auf keinen Fall die Unterstützung erhalten werden, die ihnen zukommt und die sie benötigen, um zu überleben."
„Willst du damit andeuten, daß die Liga die Absicht hat, uns zu opfern?"
„Genau darum geht es!" behauptete der Arkonide.
Er stand auf und ging einige Schritte auf und ab, als sei er von übergroßer Nervosität erfaßt worden und könne es nicht ertragen, ruhig in einem Sessel zu sitzen. Doch Kendix ließ sich nicht täuschen.
Rossom von Atalaya bewegte sich kontrolliert und diszipliniert. Er versuchte, ihn zu täuschen, aber er war ein schlechter Schauspieler, der für diese Rolle kaum geeignet war.
„Für uns ist sicher, daß ein Volk wie die Ferronen Schutz nur unter dem Schirm des Kristallimperiums finden können", behauptete Rossom.
Damit war die Katze aus dem Sack. Kendix war keineswegs überrascht. Mit einer solchen Aussage hatte er gerechnet. Die Arkoniden wollten die LFT auseinanderdividieren, um sie auf diese Weise zu schwächen und die eigene Position zu stärken.
„Interessant", kommentierte er und erhob sich. „Es war wirklich wichtig, daß wir miteinander reden. Ich werde darüber nachdenken, und ich denke, daß wir im Verlauf der Konferenz ..."
„... die scheitern wird!" warf der Arkonide ein.
„... zu einem Ergebnis kommen. Mein Volk hat nur ein Ziel: Es will überleben, und deshalb braucht es den Schutz einer großen Macht."
Rossom von Atalaya lächelte selbstgefällig. Obwohl Kendix dies keineswegs gesagt hatte, setzte er die erwähnte Macht mit dem Kristallimperium gleich.
„Gut so", lobte er den Ferronen. „Das Galaktikum ist wie ein Leichnam, an dem sich bereits die Geier gütlich tun. Wer sich retten will, sollte sich beizeiten absetzen."
Kendix verabschiedete sich, wobei er dem Arkoniden das Gefühl gab, daß er ihn überzeugt hatte. Der Ferrone war ein vorsichtiger Mann, der es sich mit niemandem verderben wollte. Außerdem verfolgte er eigene Pläne, die sich um so besser verwirklichen ließen, wenn er das Wohlwollen von Rossom von Atalaya genoß.
*
Voge von Tissaque blickte auf seine rechte Hand und drehte sie langsam hin und her. Sie war äußerlich unverändert.
„Zufrieden?" fragte der Arzt, dessen Labor er an diesem Morgen des 26. Dezember aufgesucht hatte.
„Das weiß ich noch nicht", antwortete der junge Arkonide.
Der Arzt hatte Unglaubliches geleistet. Er hatte die Hand örtlich betäubt und dann aufgeschnitten, um die Knochen der Finger und des Handrückens mit einer biologischen Masse zu versehen, die sich als dünner Film über die Knochen gelegt hatte: Voge hatte die Operation bei vollem Bewußtsein beobachtet. Sie hatte beinahe vier Stunden gedauert, und ihm war es zeitweise vorgekommen, als sei es gar nicht seine Hand, die auf diese seltsame Weise behandelt wurde.
Am Ende der Operation hatte der Arzt die Schnittstellen verklebt und Muskeln, Sehnen und Nerven wieder zusammengefügt. Dabei hatte er sein syntronisches Besteck so geschickt eingesetzt, daß noch nicht einmal eine sichtbare Narbe zurückgeblieben war. Äußerlich sah die Hand unverändert aus.
„Ich spüre nichts", unterstrich der junge Arkonide seine Aussage. „Erst wenn die lokale Betäubung abgeklungen ist, kann ich wirklich beurteilen, was geschehen ist."
„Das wird in einer halben Stunde der Fall sein", sagte der Mediziner.
„Wann kann ich die Hand einsetzen?"
„Sie ist bereits jetzt einsatzbereit!"
Voge von Tissaque bedankte sich. Er stand auf, verabschiedete sich mit freundlichen Worten und verließ die Chirurgie, um in die Wohneinheit zurückzukehren, die man ihm zugewiesen hatte. Er ging nicht auf dem direkten Wege dorthin, sondern machte einen Umweg über den Beobachtungsraum. Von oben blickte
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