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1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Rellstab
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lächerlich schön, wenn sie nicht zu boshaft giftig wäre! Und wenn sie den Irrtum bemerkt! In wie herrlichem Glanze alberner Lächerlichkeit muß der Retter vor ihr stehen! Bernhard! Bernhard! Das war ein Meisterstreich! Wie der Tor von Zauberlehrling stehst du jetzt vor der verschlossenen Pforte und hast das Wort vergessen, worauf sie sich öffnet.«
    Er wurde weich; Tränen traten in seine Augen. Nieder setzte er sich und stützte das Haupt in die Hand. »Ja ja, ich kenne das,« sprach er vor sich hin; »ich kenne ja das alles schon! ich habe es ja oft erfahren. Es ist die Nemesis des Schicksals, das mir, weil ich ihm im Grimme stets eine verzerrt lachende Larve zeige statt einer weibisch greinenden, stets mit gleicher Münze vergilt. Ich sollte seine Tücken endlich auslernen! Wie oft, wenn ich einen Freund, eine Geliebte ans Herz zu drücken dachte, schob es mir eine Strohpuppe zur lächerlichen Umarmung hin! Es tut aber doch weh! Ein Angedenken der seltensten schönen Minute hätte ich doch gern gehabt. Es ist mir nicht um das Wiederfinden; denn am besten ist's gewiß, ich finde sie nicht wieder. Was die Nacht in ihrer Verhüllung so zauberisch reizend scheinen ließ, ist vielleicht alltäglich, wenn die Sonne ihre gemeinen Strahlen daraufwirft! Und will ich sie finden, so finde ich sie doch, ohne Ring oder andere Lumpereien – aber – ein Andenken hätte ich doch gern behalten!«
    Halb trauernd, halb unmutig warf er sich aufs Lager; allein es dauerte lange, bis der Schlaf ihn fand.

Siebentes Kapitel.
    Die Oper, von der Regnard gesprochen hatte, sollte den Abend gegeben werden. Weder aus dem Titel des Stücks noch aus den Personen, welche der Zettel benannte, vermochte Ludwig zu erkennen, von wem es sei, und den Komponisten hatte man gar nicht genannt. Er war daher sehr begierig, die Musik zu hören, um so mehr, als Françoise der Gräfin erzählt hatte, sie sei unbeschreiblich reizend und fast noch nie habe eine Rolle ihr so zugesagt. Um sieben Uhr fuhr man ins Theater; die Gräfin, Lodoiska, Regnard und unsere drei jungen Freunde befanden sich in einer Loge. Mit Wohlbehagen ließ Bernhard seine Blicke über die Reihe der schönen Frauen und Mädchen hinschweifen, welche den ersten Rang der Loge zierten. »Wahrlich,« rief er und stieß Ludwig an, »niemals sah ich ein Theater mit einer so reizenden Blumengirlande verziert als dieses. In Drurylane, im Kings-Theater, im Vauxhall fand ich die Logen anmutig genug besetzt; die Engländerinnen sind unwiderstehlich in ihrer feinen Haltung, in der Eleganz ihrer geschmackvollen Kleidung, in dem sanften jungfräulichen Ausdruck des blauen Auges; aber bei St. Lukas, dem Schutzpatron aller Maler, ich beteuere dir, sie sind nur unechte böhmische Steine gegen die Diamanten vom reinsten Wasser, die man hier glänzen sieht.«
    »Lodoiska ist dennoch bei weitem die schönste,« antwortete Ludwig leise, »obwohl ich dir recht geben muß, daß ich niemals einen so reichen Kreis schöner weiblicher Gestalten sah.«
    »Die schönste ist sie nicht, das darfst du einem Professionisten, wie ich bin, schon glauben,« bemerkte Bernhard entgegen; »aber sie ist die reizendste, die holdeste, die lieblichste von allen. Wenn sich alle die schönen Büsten, die hier über den Logenrand sehen, in marmorne verwandelten, so würde manche edler in den Formen erscheinen, ja ich stehe nicht dafür, daß die Gräfin selbst sie nicht verdunkelte. Ein anderes wäre es freilich wenn wir diese sämtlichen Bildnisse auf der Leinwand hätten, wo das zauberische Spiel der Farben und des Blicks eine Art Regenbogenschimmer über den reinen Himmel des Angesichts wirft. Dann gäbe ich dir's zu, daß Lodoiska die Frühlingsrose, die schlanke, zarte Lilie, das bescheidene Veilchen, kurz jedes Reizende zugleich und die lieblichste Blüte auf diesem ganzen vollen Blumenbeet sei.«
    Die beginnende Ouvertüre unterbrach das Gespräch; Ludwig erkannte am ersten Ton, daß es keine andere Oper als die »Schweizerfamilie« sei, die man hören werde. Er lächelte ein wenig über den großen Enthusiasmus, mit dem der Oberst von dem Werke gesprochen hatte; doch begriff er, daß Alisette als Emmeline, welche auf dem Zettel den Schäfernamen Dorina bekommen hatte, eine sehr liebliche Erscheinung sein müsse. Und so war es auch. Die einleitenden Szenen gingen, noch dazu mittelmäßig dargestellt, ohne besondern Eindruck vorüber. Allein schon das erste Auftreten Alisettens nahm das Interesse im höchsten Grade in

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