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1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Rellstab
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düsterer umwölkte sich der Himmel und schüttete fortwährend das eisige Verderben über die Erde aus. Der Sturm erhob sich rauher, kälter. Das Auge unterschied kaum noch die Bahn für die nächsten Schritte; wer sich zur Seite entfernte, wer zurückblieb, der verschwand in der Tiefe der Finsternis. Strauchelte sein Fuß, so verschlang ihn die unabsehbare Schneewüste, und sein sterbendes Auge starrte nur in die dunkle Sturmnacht hinein. Kein Freund, kein treuer Kamerad ruft ihm ein Lebewohl zu; keine Hand reicht sich ihm zum Abschiede. Vergebens sehnt sich die brechende Brust zu den Lieben, zu der Heimat hinüber! Nicht um sie glücklich zu erreichen, denn zu dieser überschwenglichen Hoffnung hat das Herz nicht mehr die Kraft; nur einen letzten Gruß der Liebe möchte es empfangen, nur nicht so fürchterlich allein in der schauerlichen Umarmung des Todes erstarren! Vergebens! Dein brechendes Auge starrt umsonst hinauf zum Himmel, das krampfhafte Beben deiner sterbenden Brust rührt ihn nicht mehr! Taub ist er dem Jammer der Verzweiflung, taub dem Flehen der Todesangst. Flüche und Gebete schlagen gleich machtlos von seiner ehernen Wölbung zurück. Geschlossen sind die Pforten der Gnade; das gigantische Rad der Vergeltung rollt zermalmend über die Erde.

Siebentes Kapitel.
    Vor und in Dogorobuye bezog das Heer das Biwak nach diesem furchtbaren Tage. Mit gelähmten, erstarrten Gliedern erreichten die Krieger den Ort der Ruhe; ihre Kleider waren durchnäßt gewesen, dann von der strenger gewordenen Nachtkälte auf dem Körper gefroren. Wund gescheuert an Armen und Schenkeln, wurde ihnen jeder Schritt zur Qual. Und jetzt sollten sie erst die mühseligen Zubereitungen des Biwaks machen, Holz, Stroh und Futter für die Pferde, Lebensmittel für sich selbst herbeischaffen. Mit seinem Ansehen, seiner unermüdlichen Tätigkeit war es Rasinski wiederum gelungen, ein elendes Haus zu besetzen, das wenigstens der Hälfte seiner Leute Obdach gab. Er selbst blieb im Freien. Durch Zureden und Beispiel munterte er die Erschöpften auf, rasch noch die geringere Arbeit des Tages zu tun, Holz zu schlagen, zu kochen, einen Fleck vom Schnee zu säubern für die Lagerstatt. Aber mit tiefem Schmerze sah er, daß ihm fünfzehn seiner Leute fehlten, die sich erst, seit es völlig Nacht war, verloren hatten. Kaum hatte er Hoffnung, daß sie sich noch einfinden würden. Dreiundzwanzig Pferde waren überdies an diesem einen Tage gestürzt! Wie sollte das enden! Je düsterer die Zukunft vor Rasinskis Blicken lag, je mächtiger empfand er die Notwendigkeit, der Gegenwart ein heiteres Antlitz zu zeigen, ihr gerüstet entgegenzutreten, damit die, welche ihren Mut aus dem seinen zu schöpfen angewiesen waren, nicht vergebens das Auge auf ihn richteten. Er redete ihnen freundlich zu, tröstete, ermahnte zur Ordnung und unverzagten Tat. Der feste, zuversichtliche Ton seiner Worte, ihre unleugbare Wahrheit, die vertrauensvolle heitere Stirn, die er bewahrte, wahrte, gaben selbst dem Mutlosesten die Hoffnung wieder.
    Er blieb aber nicht bei Worten stehen, sondern schritt zur Tat und gab seine raschen, übersichtlichen, bestimmten Befehle. »Hier diese Stelle reinigt vom Schnee! Der Erdwall dort schützt uns gegen den Wind. , An der Waldecke drüben schlagt Holz, und aus den Büschen bindet Besen, den Schnee auf die Seite zu kehren. Jaromir, du nimmst zwanzig Mann und empfängst Heu und Hafer; beim Generalkommando der Kavallerie wird einiges verteilt werden. Ihr, die ihr zu Fuß gegangen seid, ruht euch jetzt in diesem Hause aus; es wird euch fassen, zwar eng genug, aber dafür so, daß ihr einander erwärmt.«
    Diese Befehle fanden pünktlichen Gehorsam. Nur Ludwig und Bernhard eilten nicht mit den übrigen auf die Hütte zu. »Warum legt ihr euch nicht nieder, Freunde?« fragte Rasinski dringend. – »Wir bleiben bei dir«, lautete die Antwort beider. – »Versage uns diese liebe Gewohnheit nicht,« fuhr Ludwig fort; »deine Nähe, das Vertrauen zu dir gibt uns mehr Kraft als jenes Obdach. Und was du überdauern kannst in dieser Nacht, das wird auch uns nicht hinwegraffen.« So wuchs die Liebe, die Treue in der Zeit der Bedrängnis. »Nun denn, wie ihr mögt,« sprach Rasinski mit schwer bekämpfter Rührung; »aber ihr werdet dann immer das härteste Los teilen, denn daß ich vor meinen Kriegern nichts voraushaben will und darf, wißt ihr.«
    Schon kamen einige Leute mit frischgefälltem Holze beladen heran. Es wurde ein Fleck vom Schnee

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