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1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Rellstab
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Arbeit,« sprach Rasinski; »morgen werden euere Kameraden sie tun.«
    Bernhard und Ludwig gehörten zu der ersten Schwadron; sie hätten ihre Pferde gleichfalls hergeben müssen, doch weil sie Rasinski zunächst zu seinem Ordonnanzdienst bestimmt hatte, behielten sie dieselben. Beide aber empfanden, daß die Zeit, wo ein Vorzug möglich und erlaubt war, vorüber sei. Das strenge Gesetz der Not, die alles gleichmacht, fing an einzukehren. Noch einige solche Tage und es gab nur noch Kameraden, keine Offiziere und Soldaten mehr. Sie ritten daher zu Rasinski heran und baten ihn, das Los ihrer Kameraden teilen zu dürfen. – » O, wenn ich's euch ersparen könnte!« sprach dieser leise mit dem Ausdruck des Schmerzes. »Aber morgen müßtet ihr tun, was ihr heute wollt ; darum habt ihr recht.« Sie ritten daher gleichfalls weiter nach der Spitze der Kolonne vor und meldeten sich bei dem Artillerieoffizier, der die Batterie kommandierte. Er wies sie an, ihre Pferde vor eine Haubitze legen zu helfen, deren höchst elendes, ermattetes Gespann der Hilfe am meisten bedurfte.
    Auf diese Weise wurde es möglich, die Artillerie fortzuschaffen. Aber dennoch nur mit der größten Mühe; denn die Räder schnitten bis an die Achsen in den Schnee ein, der sich in einen mit dem Sande des Bodens gemischten zähen Mulm verwandelte, ohne sich festzufahren. Peitschenhiebe und Flüche schallten durch die Lüfte. Vor manchem Geschütz sah man zwanzig, dreißig Pferde! Und dennoch mußte die Kraft der Menschen den erschöpften Tieren zu Hilfe kommen. Äußerst langsam rückte die schwere unbewegliche Masse vorwärts. Nicht allein an der Artillerie lag es, sondern Pferde und Menschen ermüdeten gleich, in dem immer höher steigenden Schnee. Nach wenigen Stunden trat schon die äußerste Erschöpfung ein. Die Ordnung in den Regimentern löste sich auf, je nachdem die Leute mit geschwächten Kräften zurückblieben. Bald marschierten viele nicht mehr auf der Straße fort, teils weil man sie in dem Gestöber und in den verwehten Spuren verlor, teils weil jeder einen bessern Pfad aufzufinden suchte. So oft sich daher eine höher gelegene Stelle zeigte, an welcher der Sturm das Feld vom Schnee gereinigt hatte, drängten die Massen darauf zu, um nur eine kürzere Zeit der Erleichterung zu haben. Aber sie wurde von vielen furchtbar gebüßt;, denn hinter der Erhöhung folgten oft tiefe Erdspalten oder doch steile Einsenkungen, die, durch den Schnee trügerisch gefüllt, dem ebenen Boden gleich zu sein schienen. Die Krieger stürzten plötzlich bis an den Leib, bis an die Schultern hinab; andere folgten, weil das kalte Stäuben der Flocken, die ihnen der Sturm ins Gesicht trieb, sie blendete, unwillkürlich nach und stürzten über den Kameraden hin, oder drückten ihn noch tiefer in das kalte Grab hinein. So sah man oft drei, vier plötzlich übereinander hinsinken und im Schnee verschwinden. Wenige arbeiteten sich empor; den meisten versagte die Kraft; das Gewehr oder die Waffe, mit der sie sich zu helfen suchten, entsank den erstarrten Händen; sie wollten einige Augenblicke rasten, um Atem zu schöpfen. Dann lähmte die Kälte ihnen die Glieder, sie riefen wohl mit ersterbender Stimme um Hilfe, aber niemand hörte sie im Geheul des Sturms, oder das eigene Elend der meisten war schon so hoch gestiegen, daß sie, wie in einem allgemeinen Schiffbruch, nur an die eigene Rettung dachten. Die ersten Opfer, die auf diese Weise fielen, erfüllten die Brust mit schneidendem Jammer. Als aber die Zahl sich mehrte, als sie mit der einbrechenden Dunkelheit in die Hunderte, in Tausende stieg, da stumpfte sich der scharfe Schmerz ab und nur noch ein mitleidiger Seufzer galt denen, welche in der kalten, grausenden Umarmung erstarrten und vergeblich die Hände nach Rettung ausstreckten. Sterbend wandte sich ihr Blick dem Vaterlande, den vorübergehenden Kameraden zu, noch ein leises Ächzen entquoll der erschöpften Brust, dann hüllte Nacht ihr Auge ein, und die Qual war von ihnen genommen. Andere sanken vor Ermattung und Erstarrung zu Boden, auch ohne in jene trügerischen Tiefen zu stürzen. Eine leichte Hülle wurde ihre Gruft, der fortwährend fallende Schnee überdeckte sie mit seinem Leichentuch. Anfangs bezeichnete noch eine leise Erhöhung die Stelle, wo der Tote lag, aber bald stellte sich die unterschiedlose Wüste wieder her und jede Spur seines Daseins war verschwunden.
    Jetzt wurde es völlig Nacht; aber kein leuchtendes Sternbild erhellte sie. Nur

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