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1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Rellstab
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gesprochen!«
    Schweigend klimmten sie aufwärts. Von Zeit zu Zeit lauschte Bernhard, ob ihnen jemand folge. Es blieb alles still. Nach einer Viertelstunde, wo man eine dichte Stelle des Gebüsches erreicht hatte, konnte man endlich annehmen, daß man sich in völliger Sicherheit befand.
    »Was nun beginnen?« fragte er, indem er stillstand. – »Vor allem,« sprach Ludwig und ergriff die Hände seiner Begleiter lebhaft, »vor allem euch, ihr treuen Freunde, meinen heißesten Dank. Aber erklärt mir nur, wie ihr meine Verhaftung erführet, und durch welch ein Wunder ihr meine Rettung bewirken konntet.«
    Bernhard berichtete über die Zufälligkeit der Entdeckung und über die dunkle Triebfeder seines Entschlusses. »Dich hat eine Stimme Gottes geleitet,« entgegnete Ludwig bewegt; »denn ich glaube, ich war dem Verderben nahe. Was habt ihr aber gewagt!« rief er plötzlich tief gerührt und umarmte beide mit brüderlicher Wärme.
    »Gewagt!« entgegnete Bernhard; »nichts das ich wüßte! Aufs höchste war das Ganze ein Studentenstreich, für den man uns nicht hängen könnte, wenn man uns auch erwischte. Aber wie soll das geschehen? Wer kennt, wer vermutet uns? Wir könnten jetzt dreist den beiden Gendarmen in die Arme rennen, es würde keiner von ihnen ahnen, daß er uns sein Schlammbad zu verdanken hat. Aber weshalb hatten sie dich denn eigentlich beim Schopf genommen? Doch bin ich vielleicht neugieriger als billig.«
    »Die Geschichte ist wunderbar genug, und mir selbst noch ein tief verborgenes Rätsel«, begann Ludwig. »Doch ist sie so verwickelt, daß ich sie dir lieber ein andermal bei Muße erzählen möchte.«
    »Schon recht,« antwortete Bernhard; »allein die Hauptsache müssen wir doch jetzt wissen, um danach handeln zu können, und namentlich zu bestimmen, wo die beste Sicherheit für dich ist. Könntest du z. B. nach Dresden zurückkehren?«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Ludwig. »Doch ich will in der Kürze erzählen. Du entsinnst dich des Menschen, der uns zuvor im Garten als bekannt auffiel?«
    »Freilich, nur weiter.«
    »Als ich vom Berge herabkam und die Ruine erreicht hatte, fand ich dort noch sehr viele Menschen versammelt, die sich vor dem Regen geflüchtet hatten. Natürlich war es, daß ich mich umsah, ob vielleicht meine Mutter und Tante darunter seien. Ich fand sie nicht; es waren meistens Leute, die zur Dienerschaft des Hofes gehörten. Als ich darauf meinen Weg fortgesetzt hatte und kaum hundert Schritte von der Ruine entfernt war, kam mir ein französischer Gendarm nach, der mir ein ziemlich rauhes ›Bon soir, Monsieur‹ zurief. Ich grüßte wieder und wollte meinen Weg eilig fortsetzen, doch er erklärte mir, daß ich ihm folgen müsse. Ich fragte, weshalb und wohin? Dies zu beantworten sei nicht in seinem Auftrage, entgegnete er mir. Mir bewußt, nichts verschuldet zu haben, beschloß ich, wiewohl höchst ungern, zu gehorchen, denn ich hatte die Hoffnung, daß die ganze Sache sich als ein Mißverständnis im Augenblick lösen müsse. Indem ich mich jetzt jedoch umsah, bemerkte ich einen Mann im Regenmantel und einen zweiten Gendarmen, die uns beide eiligst nachfolgten. Als sie näher kamen, erkannte ich jenen Fremden. Er trat zu mir heran und sprach mit einem unangenehmen Lächeln: ›Sie werden uns zu einem kleinen Verhör folgen müssen, mein Herr!‹ – ›Das habe ich mit Erstaunen hören müssen,‹ antwortete ich, ›und es wäre mir sehr erwünscht, zu wissen weshalb.‹ Da er schwieg, fuhr ich fort: ›Ich kann nur ein Mißverständnis voraussetzen und hoffe daher auf Genugtuung wegen dieser kränkenden Verhaftung.‹«
    »›Das wird sich finden‹, sprach er kalt, und wir gingen weiter abwärts nach dem Schlosse zu.«
    »Es war mir sehr erwünscht, daß wir, da der Regen noch immer heftig strömte, niemand begegneten; denn ich fühlte mich in der Tat beschämt, so als Verbrecher zwischen zweien Schergen gehen zu müssen. Im Hoftore des Schlosses angelangt, wurde ich in das kleine Portierzimmer auf der Seite geführt, wo ich, von beiden Gendarmen bewacht, eine gute Stunde warten mußte, während der Fremde sich entfernte. Die Zeit benutzte ich, um einen Entschluß über mein Betragen zu fassen; ich beschloß bei mir selbst, mich auf nichts einzulassen, sondern gegen die Gewaltsamkeit meiner Verhaftung zu protestieren. Natürlich dachte ich besonders darauf, wie ich meiner Mutter den Schreck, der sie auf jede Weise treffen mußte, ersparen könnte; indessen wurde

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