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1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

1812 - Ein historischer Roman (German Edition)

Titel: 1812 - Ein historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Rellstab
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Verschwundenen, der er sein Herz geweiht, zu erhalten.
    »Nein,« erwiderte Rasinski; »ich fragte selbst danach, doch die Antwort war, dies sei ein diplomatisches Geheimnis, das vermutlich nur St.-Luces kenne und, weil die Verhältnisse noch nicht gelöst seien, wohl noch lange ein Geheimnis bleiben werde. Wissen Sie wirklich gar nichts darüber?«– »Nicht das mindeste,« erwiderte Ludwig; »in diesem Punkte bin ich also wenigstens völlig ohne Schuld!« – »Ihr Wissen oder Nichtwissen, wenn man Ihnen auch glauben wollte,« antwortete Rasinski, »kommt dabei leider durchaus nicht in Betracht. Unser Kriegsgesetz bestimmt Ihnen den Tod. Fassen Sie indessen Mut! Sie werden vielleicht ein Opfer bringen müssen, aber ich denke, es wird mir gelingen, Sie zu retten. Für jetzt leben Sie wohl, Sie sollen bald von mir hören. Noch eins, meinen beiden jungen Kameraden dürfen Sie in allem blind vertrauen, sie sind mir treu wie Söhne ergeben.« Er ging.
    Ludwig und Bernhard blieben in sorgenvoller Unruhe zurück; beide jedoch am wenigsten um ihrer selbst willen. Bernhard machte sich die bittersten Vorwürfe. »Daß ich alles so leichtsinnig nehme!« rief er aus. »Meine Torheit stürzt dich ins Verderben und mich dazu, denn ich kann alles ertragen, nur nicht ein mit Vorwürfen belastetes Herz und Gewissen.«
    »Deine Absicht war die beste, lieber Bernhard« entgegnete Ludwig sanft; »und kannst du es vergessen, daß ich die Hoffnung, die mir noch bleibt, allein dir verdanke? Wäre ich nicht vielleicht schon jetzt verurteilt, wenn du mich nicht aus den Händen meiner Feinde befreit hättest?«
    »Gäbe mir das etwa ein Recht,« fiel Bernhard heftig ein, »dich jetzt ans Messer zu liefern? Und bei Lichte besehen war meine Handlungsweise in Pillnitz auch eine verrückte! Standen die Sachen nicht schlimm, so hätte ich sie schlimm gemacht!«
    »Es war doch gut,« antwortete Ludwig, indem er sich bemühte zu lächeln, »daß du dort nicht so vernünftig warst als jetzt. Ich säße sonst vielleicht auf dem Königstein oder hier in irgendeinem Gefängnis und wartete auf den Geistlichen, der mich bis an den Sandhügel begleiten sollte.«
    Bernhard sah ihm mit seinem dunkeln wilden Auge treu und wehmütig ins Gesicht; plötzlich breitete er die Arme aus, drückte den Freund heftig ans Herz, küßte ihn und rief: »Bruder! Mich absolviert niemand, wenn ich's nicht selbst kann! Und glaube mir, ich bin ein strenger Beichtvater gegen mich! Hier hilft nichts als gut machen. Ich habe den Karren in den Morast geschoben, so will ich wenigstens treu daran helfen, ihn herauszuziehen. Und geht's nicht, so sollen mich alte Weiber verspotten, wenn ich nicht alles mit dir ausharre und dulde, was dir die Haut naß macht. Ja, ich schwöre es dir, hängen sie dich auf und lassen mich frei, so hänge ich mich selbst daneben.« – »Guter! Lieber!« sprach Ludwig bewegt und hielt ihn fest umschlossen. »Du rauher Diamant! Aber dein Inneres ist lauterer als Kristall.«
    Die Freunde wurden durch ein Geräusch an der Tür unterbrochen; es war der rückkehrende Rasinski. Ludwig und Bernhard blickten ihm gespannt ins Gesicht. »Ich will euch,« begann er ohne Umschweife, »mit einem Worte euer Schicksal verkünden, Freunde, denn ihr seid Männer. Ich kann euch retten, wenn ihr in mein Freibataillon treten wollt; die Uniform bahnt euch den Weg aus Dresden, sonst weiß ich keinen, den die Ränke eurer Feinde euch nicht verlegt hätten. Überdies seid ihr alsdann vor jeder fernern Nachforschung sicher; denn einmal bei der Armee angekommen, steht ihr unter meinem Schutz, unter meiner Aufsicht. Ich weiß, die Wahl, die ihr zu treffen habt, ist hart, allein sie ist die einzige.«
    »Und könnten wir nicht unter dem Schutz der Uniform die Stadt verlassen und nachher einen andern Weg einschlagen?« fragte Bernhard, in dessen Seele ein mißtrauischer Gedanke gegen Rasinski aufstieg.
    »Ich kann euch nur Pässe nach Warschau ausfertigen, dazu habe ich Erlaubnis und die nötigen Mittel. Dort müßt ihr euch bei dem Divisionskommando, dem ich zugehörte, melden. Nähmet ihr einen andern Weg als den, welchen meine Pässe euch vorschreiben, so würdet ihr als Deserteure behandelt werden, und ich selbst vermöchte nicht mehr euch zu schützen. Und auf welche andere Weise wolltet ihr aus Dresden entkommen? Wohin wolltet ihr euch wenden? Bei der Polizei seid ihr bereits signalisiert und als Flüchtige oder irgendwo Verborgene angegeben. Alle Behörden erhalten die

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