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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Wand. »Haben Sie schon in den hiesigen Lazaretten nachgefragt? Er wird sich doch bestimmt hierherbringen lassen …«
    »Niemand dort weiß etwas über ihn. Der Lazarettaufseher ist nicht zu finden. Und Sie haben Étienne doch auch nicht gesehen, während Sie die Verwundeten pflegten, oder?«
    »Nein. Aber es sind so viele, und ständig kommen neue …«, sagte sie, während sie die Treppe hinabhasteten.
    Josef, der Fuhrmann, war mit seinen beiden verbliebenen Söhnen im Stall. Alle drei sahen sie mit verzückten Mienen auf das Fohlen, das in der vergangenen Nacht zur Welt gekommen war.
    »Übersetzen Sie!«, wies der Major Jette an. »Monsieur, ich requiriere Ihren Wagen. Ich fordere von Ihnen Spanndienste. Fahren Sie los, auf der Stelle, und suchen Sie nach meinem Sohn!«
    Jette erklärte dem verblüfften Fuhrmann die Situation.
    De Trousteau reichte Josef drei Franc, das war sehr viel Geld für einen Fuhrmann. »Nehmen Sie das, nehmen Sie, und wenn Sie meinen Sohn finden und mir lebendig hierherbringen, bekommen Sie noch mehr. Nur brechen Sie sofort auf!«
    Es brauchte nicht viel Geschäftssinn, um zu erkennen, dass sich hier für Josef eine Gelegenheit bot, wie sie so bald nicht noch einmal kam. Der Major hätte Fuhrwerk und Pferde auch ohne Lohn fordern können.
    »Ich spanne sofort an, Herr Offizier«, versprach Lisbeths Mann eiligst. »Wo sollen wir nach dem Seconde-Lieutenant suchen?«
    »Ich weiß es auch nicht.« Der Major klang verzweifelt. »In jedem Lazarett zwischen Freiberg und Bautzen! Am besten, Sie fahren erst einmal Richtung Tharandt. Ich stelle Ihnen Papiere aus, damit man Sie passieren lässt und Ihnen bei der Suche behilflich ist.«
    »Ich komme mit«, erklärte Karl, ohne erst seinen Vater zu fragen. Das war für ihn
die
Gelegenheit, sich bei dem Major Verdienste zu erwerben und zu beweisen, dass er trotz des krummen Beines ein vollwertiger Soldat sein würde. Denn dass genau in dem Moment, als das Fohlen endlich auf der Welt war und er in den Krieg ziehen wollte, um seine Brüder zu rächen, ein Waffenstillstand in Kraft trat, hatte seine Pläne zunichtegemacht. Vorerst.
    »Anton, du kannst dich um das Fohlen kümmern«, instruierte er den Bruder. »Und geh zu Mutter, damit sie uns Proviant für ein paar Tage zusammenpackt. Ich helfe derweil beim Anspannen.«
    Josef staunte über den unerwarteten Arbeitseifer seines Sohnes und ließ ihn erfreut gewähren. Wie es aussah, wurde langsam ein Mann aus dem Burschen!
    »Wir sollten dennoch die hiesigen Lazarette gründlich nach ihm absuchen, jetzt gleich«, schlug Henriette vor, während Josef das Kummet von der Wand nahm und den Wallach auf den Hof führte.
    »Wenn wir ihn finden, schicken wir durch Anton eine Nachricht. Ich muss nur der Tante Bescheid sagen. Und wir sollten ein paar Kerzen mitnehmen, in den Räumen ist nicht viel Licht.«
    »Ich bin Ihnen sehr dankbar, Demoiselle Henriette«, sagte der Major. Noch nie hatte er so ehrlich geklungen.
    Gemeinsam gingen sie in die Buchhandlung, wo Johanna während Jettes Tanzstunden hinter dem Ladentisch stand.
    »Was für ein Unglück aber auch, der arme Junge!«, sagte sie und verschlang die Hände vor der Brust. »Es tut mir sehr leid, Herr Major. Aber ich kann das Mädchen unmöglich allein mit Ihnen losschicken. Noch dazu, wenn Ihre Suche womöglich länger dauert und es darüber dunkel wird. Was sollen die Leute sagen?«
    Sie raffte das Tuch um die Schultern etwas enger und griff nach dem Schlüssel, um das Geschäft zuzusperren.
    »Du kannst nicht mit in die Lazarette, Tante; den Anblick erträgst du nicht«, sagte Jette leise.
    Sie ertrug es ja selbst kaum. Aber sie hatte eine Schuld zu tilgen. Diesem oder jenem konnte sie vielleicht das Leben retten, der ohne ihre Hilfe einfach nur verdurstet wäre.
    De Trousteau erkannte an der Mimik, was die beiden Frauen beredeten, und bat Jette zu übersetzen: »Ich versichere Ihnen, Madame, Sie müssen sich keinerlei Sorgen um Ihr Mündel und seinen Ruf machen. Mit steht der Sinn nach nichts anderem, als meinen Sohn zu finden. Das wird jeder erkennen und begreifen, der uns sieht.«
    Da Jette zustimmend nickte und ihr kein anderer Ausweg einfiel, erklärte sich Johanna schließlich einverstanden und wünschte ihnen Erfolg bei der Suche.
    Unterdessen packte Lisbeth im Hinterhaus wortlos Brot, Bier und ein Töpfchen Schmalz in einen Korb.
    Als Anton damit losrannte, um alles seinem Vater zu bringen, folgte ihm Lisbeth mit langsamen Schritten auf den Hof,

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