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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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noch einmal die Geschicke an sich reißen konnte. Die Befehlshaber hatte er angewiesen, in den aufgegebenen sächsischen Gebieten so viel Zerstörung wie möglich anzurichten: Brücken niederzubrennen, Obsthaine abzuholzen; ein Teil der Burg Stolpen war schon Ende September gesprengt worden …
    Doch er hatte es nicht geschafft, die Vereinigung der drei verbündeten Armeen zu verhindern. Das war schlecht. Sollte er die Elblinie aufgeben und sich nach Magdeburg zurückziehen?
    Seine Truppen ließen sich auch mit Ansprachen und Ordensverleihungen kaum noch motivieren. Und er hockte hier und wartete, dass irgendeiner seiner Stabsoffiziere endlich zuverlässige Nachricht brachte, wo die feindlichen Armeen standen und weshalb sie seiner demonstrativen Einladung zur Schlacht nicht Folge leisteten.
    Stattdessen waren nach wie vor ihre Streifkorps unterwegs, um die rückwärtigen Verbindungen zu stören.
    Immer wieder die bekannten, verhassten Namen!
    Um Thielmann den Garaus zu machen, hatte er ihm jetzt das Korps Augereau auf den Hals gehetzt, fast zehntausend kampferfahrene Männer, direkt aus Spanien zurückbeordert: sonnengebräunt, kriegsgestählt. Augereaus Dragoner gehörten zur Elite der französischen Kavallerie. Wer sie sah, dem verging der Spott über schlechte französische Reiterei. Denen konnte der Verhasste nicht standhalten, er musste sich unter erheblichen Verlusten nach Zeitz zurückziehen.
    Aber heute – die Meldung war gerade eingetroffen – hatte dieser Colomb mit seiner lächerlich kleinen Schar bei Schleusingen die Depottruppen der sächsischen Kavallerie überwältigt! Offiziere und Mannschaften durften gehen, Pferde und Waffen wurden unfreiwillige Geschenke an die Preußen.
    Was war überhaupt noch von der sächsischen Armee nach diesem Desaster und dem Übergang eines ganzen Bataillons übrig? Ganz zu schweigen von den zwei- oder dreitausend Sachsen, die vor Berlin starben oder verwundet wurden. Zum Glück hatte er deren beste Einheiten, die Kürassiere und das Leibgrenadierregiment, unter sein persönliches Kommando gestellt. Aber die Kürassierregimenter waren inzwischen schon wieder um die Hälfte zusammengeschmolzen!
    Und die Bayern wechselten vor ein paar Tagen zu den Alliierten über.
    Dann kam gestern noch die wirklich beunruhigende Nachricht seines Schwagers Murat , des Königs von Neapel, dass dieser sich angesichts der nahenden gegnerischen Hauptarmee bis auf eine Meile vor Leipzig zurückziehen musste. Wenn Joachim Murat auch seine Schwächen hatte – seine Eitelkeiten, seine Verschwendungssucht, seine Launenhaftigkeit –, er zählte zu den mutigsten seiner Männer, und wenn
er
sich zurückzog, musste die Lage wirklich ernst sein.
    Sofort hatte er einen Kurier mit der Anfrage losgeschickt, ob der Schwager die Stellung vor Leipzig noch bis morgen halten konnte, mit Unterstützung von General Lauriston und Fürst Poniatowski . Nun wartete er auf Antwort.
    Reglos, scheinbar unendlich gelangweilt. Doch seine Gedanken kreisten um immer wieder die gleichen Fragen, weshalb er als Einziger im Raum das Brummen der Fliege nicht wahrnahm.
     
    Die Sekretäre und Stabsoffiziere atmeten auf, als endlich Oberst Gourgaud erschien und die Antwort Joachim Murats brachte.
    Bonaparte öffnete den Brief hastig und überflog die Zusicherung seines Schwagers, die Stellung südlich von Leipzig auf der Linie von Markkleeberg–Wachau–Liebertwolkwitz bis morgen halten zu können.
    Bis morgen. Für einen Tag.
    Damit war die Entscheidung gefallen.
    Die Alliierten forderten ihn zur Entscheidungsschlacht heraus.
    Also sollten sie die in Leipzig haben! Er würde der Welt beweisen, dass er immer noch siegen konnte, wenn er nur die Leitung der Schlacht persönlich in die Hände nahm.
    An den Niederlagen der letzten Wochen trugen andere die Schuld: Ney, Oudinot, Vandamme, Macdonald. Aber die Schlacht, die
er
selbst befehligt hatte, die um Dresden, endete mit einem überragenden Sieg.
    Er wusste, dass alle im Raum auf ihn starrten und auf seine ersten Worte warteten. Einen Moment lang genoss der Kaiser die angespannten, fragenden Blicke der Anwesenden.
    Dann stemmte er sich hoch, lief ein paar Schritte auf und ab, die Hände auf dem Rücken verschränkt, und verkündete: »Es ergeht Befehl an alle Korps an Elbe und Mulde, sich bei Leipzig zu sammeln!«
    Erleichtert atmeten seine Stabsoffiziere auf.
    Die verstörende Untätigkeit des Imperators war behoben.
    Die ganze Nacht lang entwarf und diktierte Napoleon die

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