Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
Dispositionen und Marschstrecken für jedes einzelne Korps. Am Morgen des nächsten Tages, des 14 . Oktober 1813 , verließ er Düben Richtung Leipzig. Gegen Mittag würde er dort eintreffen.
    Die große, entscheidende Schlacht konnte beginnen.
     
    Der Abmarsch des Kaisers aus Düben bedeutete auch die sofortige Abreise des sächsischen Königs nach Leipzig.
    Der erst vor wenigen Tagen zum Major und Kommandeur des 1 . Leibgrenadierbataillons ernannte Friedrich von Dreßler und Scharffenstein erhielt als Anführer der königlichen Leibgarde die entsprechende Order.
    Auch wenn er das aus Respekt vor seinem Regenten nie aussprechen würde: Es empörte ihn, auf welche Art sein Landesherr vom Kaiser durch die Gegend gescheucht wurde.
    Seit einer Woche schon, seit Napoleon Dresden überstürzt verlassen hatte, mussten ihm Friedrich August , die Königin und ihre Tochter wie ein lästiges Gepäckstück folgen, ohne überhaupt nach ihrer Meinung gefragt zu werden.
    Am Abend des 6 . Oktober teilte Napoleon dem König nur mit, er solle sich bereithalten, Dresden am nächsten Morgen in aller Stille zu verlassen. Also eskortierte die Garde das Königspaar am 7 . Oktober über holprige Wege nach Meißen. Von da aus ging es einen Tag später nach Oschatz, von Oschatz nach Wurzen. Als der Kaiser in Düben weilte und sein Plan nicht aufging, hier Blücher zur Schlacht zu zwingen, schickte Napoleon »seinen guten Herrn Bruder«, wie er den sächsischen König in Briefen anredete, sogar mitten in der Nacht nach Eilenburg. Nun sollten der Monarch und seine Familie Eilenburg schon wieder verlassen, gleich früh, und Napoleon Bonaparte nach Leipzig folgen.
    Doch dorthin würde ihn der Major von Dreßler nicht mehr begleiten. Napoleon hatte die Sächsische Leibgrenadiergarde seiner Alten Garde zugeteilt, und so erhielt Friedrich von Dreßler den Befehl, mit seinem Bataillon unverzüglich nach Liebertwolkwitz südöstlich von Leipzig aufzubrechen.
     
    Während in Düben noch alle auf eine Entscheidung des Kaisers warteten, der sich aus den Truppenbewegungen des Gegners kein Bild machen konnte, gab es ähnliche Unsicherheiten auch bei den Alliierten.
    Napoleon sei schon auf dem Marsch nach Magdeburg oder Berlin, befürchtete der Kronprinz von Schweden.
    »Der jeht uff Leipzich!«, brummte Blücher ganz entschieden. »Eine Armee, so groß wie die von Joachim Murat, die lässt er nich zurück! Leipzich isses. Leipzich wird sein Untergang!«

Das Inferno beginnt
    Liebertwolkwitz, 14 . Oktober 1813
    E s war Wahnwitz, ausgerechnet jetzt nach Leipzig zu wollen!«, flüsterte Felix Jette zu. »Wer von uns beiden kam auf diesen verrückten Einfall?«
    Sie lächelte schief. »Hat nicht jeder von uns dort Dringendes zu erledigen?«
    Seit mehr als einer Stunde saßen sie schon zusammengekauert und frierend in der Kirche von Liebertwolkwitz, einem kleinen Dorf bei Leipzig – gemeinsam mit fast allen Bewohnern des Ortes, die mit ihrer wertvollsten Habe oder ein paar wahllos gegriffenen Gegenständen hierhergeflüchtet waren, auf den Schutz Gottes und den der starken Kirchenmauern vertrauend.
    Henriette und Felix hatten das von Unmengen französischer Infanterie und Kavallerie besetzte Dorf nach einer siebentägigen Odyssee am Morgen erreicht. Sie kauften einer Bäuerin etwas Brot und Milch ab, die jammerte, es sei doch kaum noch etwas da. Dann gab sie ihrem Herzen einen Stoß. »Ach, kommt schon herein, damit ihr im Trockenen seid bei diesem hässlichen Wetter. Und behaltet euer Geld. Was ich noch habe, geb ich lieber euch als der französischen Landplage! Die fressen einem die Haare vom Kopf und nehmen sich einfach, was sie brauchen. Halbe Häuser reißen sie ab, nur für Feuerholz!«
    Sie seihte jedem von ihnen Milch in einen Becher. »Hier, gerade gemolken und noch warm.«
    Der Geruch verursachte schlagartig Übelkeit bei Jette. Sie stürzte hinaus und erbrach sich hinter dem Haus.
    »Früher wurde den Frauen ja nur schlecht, wenn sie was Kleines unterm Herzen trugen«, hörte sie die Bäuerin sagen. »Aber heutzutage, in dieser Hungerszeit, vertragen sie einfach nichts Gutes mehr.«
    Beklommen und kreidebleich kam Henriette zurück und bat um etwas Wasser. Ein Blick auf Felix sagte ihr zu ihrer Erleichterung, dass er keinen Verdacht schöpfte.
    »Es ist ohnehin kein Durchkommen, wartet lieber, bis die Franzosen abziehen«, meinte die Frau, während sie den Gästen ein paar dünne Scheiben Brot herunterschnitt. »Das kann nicht mehr lange

Weitere Kostenlose Bücher