Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
abknallen zu lassen!«
    Der alte Korporal streckte Anton auffordernd die Hand entgegen.
    »Komm, Kleiner, rappel dich auf! Putzen wir uns für den General heraus. Der Leutnant sieht nämlich schon wieder zu uns herüber.«
    Nun zog ein verschlagenes Lächeln über Friedhelms runzliges Gesicht. »Vielleicht geschieht ja ein Wunder! Reynier hat immer zu uns Sachsen gehalten. Der weiß doch, wie es um uns bestellt ist …«
     
    Eine knappe halbe Stunde später näherte sich eine Gruppe Reiter mit goldbestickten Uniformen.
    »Das ist er, der General, das ist Reynier!«, flüsterte Friedhelm Karl zu, der neben ihm in der Linie stand. »Mir kribbelt’s in den abgefrorenen Zehen. Das bedeutet, heute wird irgendwas passieren. Was Bedeutendes …«
    General Reynier ritt die Reihen ab, sah die ausgemergelten Gestalten, die Hoffnungslosigkeit in vielen Gesichtern und das Aufflackern von Hoffnung in einigen.
    Er führte ein kurzes Gespräch mit dem Kommandierenden General der Sächsischen Division, Heinrich Wilhelm von Zeschau, und galoppierte dann mit einigen Begleitern auf eine nahe gelegene Kirche zu.
    »Seit wann gehen französische Generäle beten, bevor sie einen Befehl erteilen?«, fragte Karl verwundert. Die französischen Besatzer nutzten Kirchen bevorzugt als Lager, Pferdestall oder Lazarett, nicht für die Messe.
    »Er wird wohl auf den Kirchturm steigen wollen, um die Gegend zu erkunden. Um rauszufinden, wie nah die Russen schon sind«, erklärte Friedhelm und schüttelte den Kopf über die Ahnungslosigkeit des jungen Rekruten.
    Den Soldaten wurde erlaubt, es sich wieder bequem zu machen.
    »Fehlt nur noch, dass sie Frühstück austeilen!«, sagte der schlaksige Werner in bitterem Hohn, der erst im Frühjahr in die Armee eingezogen worden war und sich seitdem jeden einzelnen Tag fragte, warum er stattdessen nicht auch lieber das Weite gesucht hatte wie viele andere Konskribierte.
    »Wir würden ein Frühstück ja nicht einmal mehr erkennen, weil wir so lange keines mehr gesehen haben!«, spöttelte Mattes und erntete dafür ein paar dürftige Lacher.
    Er kramte aus seinem Tornister eine Blechschachtel mit ein paar Krumen Tabak hervor. »Hier, mein letzter, den teilen wir«, sagte er. »Ich hab so ein Gefühl in der Nasenspitze, dass wir morgen keinen mehr brauchen.«
    »Hör mit der Unkerei auf, das bringt Pech!«, fuhr Friedhelm ihn streng an.
    Statt von dem Tabak zu nehmen, erklärte er mit harmloser Miene: »Ich vertrete mir mal die Beine. Und hör mich dabei ein wenig um …«
    Neugierig starrten ihm seine Kameraden nach.
     
    Sie hatten den letzten Rest Tabak kaum aufgeraucht, als Friedhelm mit langen, leicht humpelnden Schritten und triumphierender Miene zurückkam.
    »Wir sollen nach Torgau geschickt werden, in die Festung! Wir gehen fort von hier! Wir müssen uns heute nicht mehr mit den Russen schlagen! Damit ist der Krieg für uns so gut wie vorbei.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte einer der Jüngeren skeptisch.
    »Es geht euch Bürschlein überhaupt nichts an, woher ein alter Hase seine Informationen bezieht.« Friedhelm grinste. »Reynier rekognosziert jetzt nur noch, ob die Straße nach Torgau auch tatsächlich frei ist.«
    »Ist das wirklich wahr?«, fragte Anton. Er konnte sein Glück kaum fassen. Sie kamen weg von hier! Zwar nicht nach Hause, aber immerhin nach Torgau, wo sie nicht mehr kämpfen mussten. Und Torgau hatte ein riesiges Magazin für Proviant.
    »Glaubt mir einfach! Ich versteh genug Französisch nach all den Jahren unter französischem Kommando …«
    Die Linieninfanteristen sahen sich an, sprangen auf, hieben sich lachend auf die Schultern und fingen an, Pläne zu schmieden.
    »Passt auf, da kommen sie zurück!«, meinte Friedhelm und wies auf die Gruppe Reiter, die nun wieder auf sie zuritt. »Gleich verkünden sie die gute Nachricht. Und dann ist der Krieg für uns erst mal vorbei.«
     
    Sie mussten erneut antreten und warteten aufgeregt, was ihr Divisionskommandeur, der Generalleutnant von Zeschau, bekanntgeben würde. In Gedanken sah sich jeder von ihnen schon in Torgau, weit weg von diesem blutigen Schlachtfeld und gut versorgt mit Brot und Bier, vielleicht sogar einer heißen Suppe mit ein paar Brocken Fleisch.
    »Die Königlich-Sächsische Division war zum Abmarsch und zur Neuformierung nach Torgau vorgesehen«, begann der General seine Ansprache. »Da die Straße nach Torgau jedoch von Russen versperrt ist, marschieren wir zurück nach Paunsdorf und beziehen dort

Weitere Kostenlose Bücher