1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)
…«
»Dann geben Sie mir Ihre Hand!«, sagte sie leise.
Sie stellte den Becher beiseite, den er nur zur Hälfte leer getrunken hatte, nahm seine Hand zwischen ihre und hielt sie fest.
»So ist es besser …«, flüsterte er. »Petit ange!«
Er lächelte, schloss die Augen und flüsterte: »Ich komme heim …«
Schicksalsstunden
Rund um Leipzig, 18 . Oktober 1813
U m vierzehn Uhr befahl Zar Alexander den Angriff auf Probstheida. Güldengossa und Liebertwolkwitz waren von den Franzosen längst geräumt und ohne Gegenwehr eingenommen worden. Nun wollte der russische Kaiser gegen Napoleons Hauptstellung vorgehen – ohne sie vorher gründlich von Artillerie beschießen zu lassen.
In der Nähe der Monarchen standen die russischen und preußischen Garden, unter ihnen Maximilian Trepte.
Fassungslos sah der Premierleutnant zu, wie das 9 . Schlesische Landwehrregiment, die Brigade Prinz Anton und die letzten eintausendachthundert Überlebenden der russischen Regimenter Eugens von Württemberg in das zur Festung verwandelte Dorf stürmten und von feindlicher Infanterie, Kavallerie und Artillerie niedergemetzelt wurden.
Warum schicken sie uns nicht dorthin?, dachte er verzweifelt und hielt es kaum noch an seinem Platz aus. Wir sind fünfzigtausend bestens ausgebildete Kämpfer, wir könnten es herumreißen …
Als die Russen und Preußen trotz horrender Verluste in das Dorf einzudringen begannen, führte Napoleon Bonaparte persönlich seine Alte Garde ins Gefecht.
Es dauerte nicht lange, bis die Alliierten den Kampf um Probstheida aufgeben mussten. Das 9 . Schlesische Landwehrregiment hatte die Hälfte seiner Männer verloren, etliche der Überlebenden waren verletzt, von den Russen unter Prinz Eugens Kommando lebten kaum mehr tausend.
Und die russischen und preußischen Garden hatten tatenlos zusehen müssen, weil ihre Könige nicht bereit waren, sie in den Kampf zu schicken.
Generalleutnant Thielmann war mit seinem Korps – ebenso wie Graf Mensdorff – der 6 . Kolonne unter dem Befehl von Ignaz Graf von Gyulai unterstellt und sollte die Straße nach Lindenau sichern, um dem Feind den Rückzug nach Westen zu versperren.
In hohem Tempo näherte sich ein Kurier, salutierte und übergab ihm ein Schreiben mit der Bemerkung, es sei von höchster Dringlichkeit. General Thielmann las zunehmend überrascht und betrachtete noch einmal die Siegel, bevor er mit nunmehr wieder vollkommen beherrschten Gesichtszügen seine Stabsoffiziere zu sich beorderte.
»Wir haben neue Befehle. Wir sollen hier nur beobachten und uns Richtung Pegau zurückziehen.«
Ungläubig sahen die Offiziere ihren Anführer an. Sie sollten Napoleon den Fluchtweg frei halten?
»Die Order ist unmissverständlich und kommt von Schwarzenberg persönlich«, erklärte Thielmann. »Wir sollen wohl später von der linken Flanke die Fliehenden angreifen.«
Dabei war er so fassungslos, dass er sich versucht fühlte, erneut den Dienst zu quittieren.
Das alles könnte heute und hier ein Ende haben! Gerüchteweise sollte Blücher schon überlegen, ob er Napoleon gleich exekutieren ließ oder ihn erst vor ein Kriegsgericht stellte. Stattdessen wichen sie zurück. Das Blutvergießen würde weitergehen.
Und er konnte nichts dagegen tun. Er war nicht Blücher, der mit seiner Armee auf eigene Faust handeln durfte; er hatte nur zweitausend Mann unter seinem Kommando.
Voller Argwohn fragte er sich, ob dieser Befehl nicht in Wirklichkeit vom österreichischen Kaiser kam.
Das Korps Yorck war an diesem Tag angesichts der hohen Verluste beim Kampf um Möckern als Reserve eingeteilt.
Da Blücher zwei Korps an Bernadotte abtreten musste, verfügte er vorübergehend nur noch über das des Generals von Sacken. Doch dessen Angriff auf den Norden Leipzigs scheiterte, also schickte er Yorck in das hart umkämpfte Gohlis.
Nun mussten auch Felix und Julius gegen die französischen Garden antreten. Russen und Preußen schafften es endlich, Gohlis einzunehmen, und drangen nach Pfaffendorf vor.
Felix glaubte, den schlimmsten Moment seines Lebens zu erleiden, als hundert Schritte vor ihm ein Gehöft voller Verwundeter in Brand geschossen wurde, die sich nicht retten konnten und bei lebendigem Leib verbrannten. Ihre Schmerzensschreie würden ihm ewig in den Ohren gellen.
»Hast du gehört, das waren unsere
und
Franzosen«, sagte Philipp wütend, der schon viel mehr schreckliche Dinge im Krieg gesehen hatte als Felix. »Es ist das Grauenhaf…«
Er kam nicht mehr
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