1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)
. Oktober 1813 mit Multon durch die Leipziger Lazarette, und so ließe sich das beliebig für den ganzen Roman fortsetzen, bis hin zu den Berichten über das Wetter.
Selbst die zwei Eichenlaubblätter aus Messing, die der sächsische Kürassier Enge aus Borodino mitbrachte, existieren noch in Privatbesitz seines Nachfahren. Ich habe sie gesehen.
Bei allem, was den Rittmeister von Colomb angeht, folge ich sehr genau seinem Tagebuch. All die beschriebenen militärischen Operationen unter seinem Kommando fanden statt; sein Adjutant Eckardt fiel wirklich am 16 . Oktober 1813 in der Schlacht bei Möckern. Ich habe seiner Schar nur Felix und Richard hinzugefügt und lasse die Leser das Geschehen aus ihrer Perspektive erleben. Ebenso lasse ich Felix und Jette auf den Seifertshainer Pfarrer Vater und seine Tochter Auguste treffen, die ihre Erinnerungen an jene Tage Jahrzehnte später niedergeschrieben hat.
Auch bei den Erlebnissen der Gräfin von Kielmannsegge, die eine sehr scharfsinnige Beobachterin war, halte ich mich an ihre Memoiren. Ihre Begegnungen mit Oudinot, die Szene beim Frühstück mit Napoleon – einschließlich des Hinauswurfs von Marschall Oudinot – beschrieb sie ausführlich, und viele ihrer Zitate habe ich beinahe wörtlich übernommen. Wo findet man sonst noch einmal eine genaue Beschreibung aus dem engsten Umfeld Napoleons? Außer bei Odeleben natürlich. Aber der war nie zum Frühstück mit Napoleon in intimstem Kreise eingeladen.
Ludwig Hußel veröffentlichte später tatsächlich seinen großen Augenzeugenbericht über die Völkerschlacht, und so lasse ich ihn das Geschehen als »Kriegsberichterstatter« miterleben, Friedrich Rochlitz schrieb tagebuchartig Briefe darüber.
Ich habe Einzelheiten aus Berichten von Zeitzeugen in die Handlung eingeflochten, um sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und ganz nah an der Wirklichkeit zu sein – zum Beispiel die Episode, wo eine junge Frau einen französischen Offizier ohrfeigt, der ihr zu nahe getreten ist, oder das Gespräch der vier Leipziger vor dem Königshaus.
All die geschilderten Kriegsgreuel sind von Augenzeugen überliefert. Bei Verlauf der Schlachten und Gefechte folge ich den Fakten, so genau sie sich rekonstruieren lassen.
Der Vollständigkeit halber sei auch vermerkt, dass die Korps der Grande Armée üblicherweise mit römischen Zahlen beziffert werden, die Einheiten der Alliierten auf Kartenmaterial zu Schlachtpositionen mit arabischen Ziffern. Zugunsten einer besseren Lesbarkeit schreibe ich die Nummern der Korps aus.
An manchen Stellen weiche ich etwas von überlieferten Berichten ab – aber ganz bewusst
zugunsten
der Wirklichkeit. In jener dramatischen Situation am 17 . Juni 1813 bei Kitzen, als die Lützower vernichtet werden sollten, ist sicher nicht so ausführlich und geschwollen geredet worden, wie es nachträglich verfasste Rechtfertigungen glauben machen wollen. Ohnehin ist es schwierig, wenn nicht gar unmöglich, herauszufinden, was damals genau stattfand. Die vielen Augenzeugenberichte sind nicht logisch in Übereinstimmung zu bringen.
Von der beinahe neunstündigen Unterredung zwischen Napoleon und Metternich in Dresden existieren vier schriftliche Varianten, die in vielen Punkten erheblich voneinander abweichen. Ich habe aus diesen vier Fassungen meine eigene Version gemacht. Der Kernsatz – Napoleons drastisches Eingeständnis »Ein Mann wie ich scheißt auf das Leben von einer Million Menschen!« – ist von Metternich nur verschlüsselt wiedergegeben und von Professor Wolfram Siemann in seiner Metternich-Biographie jüngst erstmals in Klartext gebracht worden.
Und in einem Fall begebe ich mich ganz bewusst auf das Feld der Spekulation, weil es berechtigte Zweifel an der offiziellen Darstellung gibt: in der Affäre Merveldt.
Sagen Sie selbst: Wie wahrscheinlich ist es, dass ein General, noch dazu ein fast blinder, im Krieg allein durch das Kampfgebiet reitet, ganz ohne Entourage? Nicht besonders, oder? Der weitere Verlauf des Geschehens, die Öffnung des Fluchtweges für die Grande Armée aus Leipzig durch die Österreicher, legt den dringenden Verdacht nahe, dass er die Mission hatte, Napoleon eine Nachricht zu überbringen. Natürlich würde das nie jemand zugeben. Der Inhalt des Schreibens, das Bonaparte Merveldt an seinen Schwiegervater Kaiser Franz mitgab, ist übrigens bis heute nicht bekannt. Wie anders wäre die Geschichte verlaufen, wäre alles nach Blüchers Wünschen gegangen und Napoleon nicht
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