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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Bögen von Felix’ Herbarium aus und musterte sie. Schließlich steckte er den Degen wieder in die Scheide und gab seinen Männern das Zeichen, sich zurückzuziehen.
    »Studenten, ja?«, fragte er misstrauisch. »Ihr seid Studenten, die Bücher kaufen wollen? Dann nehmt eure Bücher und verschwindet! Und seid künftig etwas klüger in der Wahl eurer Farben, ihr Burschen! Diese Stadt und dieses Land tragen die Trikolore.«
    Unendlich erleichtert raffte Felix seine Blätter zusammen, schnappte sich das Handbuch der Mineralogie und zählte Jette mit zittrigen Fingern acht Groschen auf den Ladentisch. Er brauchte das Werk nicht dringend, doch es schien ihm ratsam, es vor den Augen dieses grimmigen Franzosen zu kaufen.
    »Und du? Was treibst du dich hier herum?«, fuhr der Major Ludwig an, der immer noch in der Tür zur Druckerei stand und sich nicht rührte.
    »Ich hatte Krach gehört und dachte, das Fräulein sei in Gefahr«, erklärte der Drucker ruhig, was Jette rasch übersetzte.
    »Sie ist nicht in Gefahr, solange sie nichts Verbotenes tut. Dafür sorge ich schon mit meinen Männern. Also verschwinde wieder an deine Arbeit!«, blaffte der Offizier ihn an.
    Ludwig senkte den Blick, weil er wusste, dass von ihm Unterwürfigkeit erwartet wurde, und ging zurück in die Werkstatt.
    »Sie hätten uns selbstverständlich informiert, wäre hier einer der schwarzen Briganten aufgetaucht, nicht wahr, Demoiselle?«, fragte der Major Jette in sehr bestimmtem Tonfall.
    Da sie unter den Nachwirkungen des Schreckens kein Wort herausbrachte, nickte sie nur.
    »So ist es brav«, lobte der Major. »Wir haben mit diesem Gesindel bald aufgeräumt, keine Sorge! Für die wird es keine Gnade geben.«
    Er ließ seine Blicke rasch durch den Raum wandern und schaute dann wieder zu Henriette. »Ursprünglich wollte ich etwas ganz anderes mit Ihnen besprechen, bevor mich jemand informierte, dass hier ein Lützower gesichtet worden sei.«
    Er sah ihr prüfend in die Augen, und Jette hielt vor Angst den Atem an.
    Dieser Militär – so höflich er auch auftrat – ließ ihr jedes Mal einen kalten Schauer über den Rücken rieseln, wenn er in die Nähe kam. In seiner Gegenwart hatte sie stets das Gefühl, er könnte mit seinem scharfen Blick direkt in ihren Kopf sehen und alles lesen, was sie wusste und dachte.
    Er lag auf der Lauer, diesen Eindruck wurde sie einfach nicht los. Irgendwann würde er zustoßen wie ein Raubvogel, und was dann aus ihnen allen würde, lag in Gottes Hand.
    Und nun sprach er tatsächlich aus, wovor sie sich die ganze Zeit gefürchtet hatte.
    »Einer meiner Männer, der wegen einer Kopfverletzung heute erst wieder zu uns gestoßen ist, behauptet, er kenne Sie aus Weißenfels. Was können Sie mir dazu sagen, Demoiselle?«

Ein Gespräch über Preußen
    Freiberg, 12 . Mai 1813
    I ch hätte mir vor Angst fast in die Hosen gemacht, als dieser Kerl mit dem Säbel auf mich losging«, gestand Felix seinem Freund, während sie mit großen Schritten über den Untermarkt liefen. Den Bergkittel hatte er vorsichtshalber ausgezogen und zusammengerollt unter den Arm geklemmt, um nicht bei einer Patrouille ein weiteres Missverständnis zu provozieren. Sie hatten beschlossen, nach diesem Schrecken erst einmal im Schwarzen Ross in der Petersstraße ein oder auch zwei Biere zu trinken. »Mir fiel kein einziges Wort auf Französisch ein, um das Missverständnis aufzuklären, nur noch Altgriechisch und Latein.«
    »Degen. Offiziere tragen einen Degen, außer bei der Kavallerie, die haben Säbel oder Pallasche«, korrigierte ihn Richard. »Zum Glück behielt deine Angebetete einen klaren Kopf und rettete damit deinen. Du wirst dir künftig etwas mehr einfallen lassen müssen als nur Zeigerpflänzchen, um sie zu beeindrucken.«
    Ein missgelauntes »Hm« war alles, was der Jüngere dazu äußerte.
    »Ob wirklich Lützower in der Gegend sind?«, fragte Richard gedämpft, als sie in eine Gasse einbogen, in der Menschen gingen, standen oder miteinander plauderten.
    »Woher soll ich das wissen?«, murmelte sein Freund. »Ich dachte, die operieren in Anhalt. Aber es wäre ja keine Streifschar, wenn jeder wüsste, wo sie stecken.«
    »Gestern erzählte mir ein Hausierer, der aus dem Gebirge kam, dass sich dort eine Freischar herumtreibt. Er traf sie in Sayda, sie seien unterwegs Richtung Olbernhau gewesen. An die hundert Mann zu Pferde. Sie hätten zwar behauptetet, reguläre Rheinbündler zu sein, aber er schwor Stein und Bein, dass die meisten

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