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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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geworden. Und nun fühlte er sich von aller Welt mitleidig belächelt, weil er Seite an Seite mit dem Mann vom Schlachtfeld ritt, der seiner Frau Avancen gemacht hatte.
     
    Nicht gerade zufrieden, doch sehr erleichtert darüber, dass ihre Stadt keinen größeren Schaden genommen hatte, waren die Ratsherren von Bautzen. Schließlich lag es gerade erst zehn Tage zurück, dass das benachbarte Bischofswerda bis auf die Grundmauern niederbrannte.
    Doch vom nächsten Morgen an sollte ihre Stadt mit Tausenden Verwundeten überfüllt werden. Der Dom, die Burg und jeder erdenkliche Raum wurden zu Notlazaretten eingerichtet. Bald grassierte das Lazarettfieber in der Stadt. Und von Bautzen aus wurden Ströme von Verletzten mit Leiterwagen und sogar Schubkarren durchs ganze Land gefahren, bis sich irgendwo ein Platz fand, an dem sich jemand um die Verwundeten kümmern konnte – sofern sie nicht vorher starben.
     
    Als Einziger überaus zufrieden schien Gebhard Leberecht von Blücher.
    Was ihn traurig stimmte, war die große Zahl der Toten. Doch ansonsten war diese Schlacht ganz nach seiner Absicht verlaufen. Sie hatten keine andere Wahl gehabt, als Bonaparte zum Kampf bei Bautzen zu zwingen. Ein weiterer kampfloser Rückzug hätte die Truppen, das ganze Land demoralisiert und die Österreicher abgeschreckt, auf die sie dringend als Verbündete hofften.
    Dass diese Schlacht den Alliierten nur dazu diente, aller Welt noch einmal ihren Kampfwillen zu beweisen und dann den geordneten Rückzug anzutreten, hatte für ihn und Gneisenau von vornherein festgestanden. Sie waren zahlenmäßig um die Hälfte unterlegen, es fehlte an Munition, und die Truppen waren erschöpft. Sie brauchten Zeit.
    Die hatten sie sich nun erkämpft, um Kräfte zu sammeln, Verstärkung heranzuführen und weitere Verbündete zu gewinnen.
    Auch Bonapartes Truppen waren erschöpft. Vielleicht trieb ihn der Ausgang des heutigen Tages dazu, einen Waffenstillstand anzubieten.
    Voraussetzung war natürlich ein
geordneter
Abzug. Der fand hier gerade in musterhafter Weise statt, und die weiteren Dispositionen trieben ein fröhliches Grinsen über Blüchers faltenzerfurchtes Gesicht. Der junge Prinz Eugen von Württemberg , ein Cousin des Zaren, sollte morgen die Rückzugsgefechte gegen Bonapartes Armee kommandieren. Und dafür konnte er sich keinen besseren Mann denken.
    Der alte preußische General hielt ganz und gar nichts von Hochwohlgeborenen, deren militärischer Rang allein auf Geburtsprivilegien beruhte. Aber Eugen von Württemberg wurde – wie kaum zu übersehen – vom Zaren eher benachteiligt als bevorzugt. Dafür war er ein Bursche so ganz nach Blüchers Geschmack: Militär durch und durch, mutig, kühn und mit außerordentlichem strategischem Geschick. Erst fünfundzwanzig Jahre alt, aber schon mit viel Kriegserfahrung, für seine Tapferkeit auf dem Schlachtfeld von Smolensk zum Generalleutnant befördert. In Großgörschen hatte er den Franzosen die Dörfer Kaja und Rahna wieder abgenommen und damit sogar den strengen Yorck zum Staunen gebracht, heute hatte er mit seinen Truppen dem tollkühnen Marschall Oudinot die Hölle heißgemacht.
    Morgen würde ganz gewiss kein guter Tag für Bonaparte werden.

Rückzugsgefechte
    Reichenbach, kurz vor der Neiße, 22 . Mai 1813
    N apoleon Bonaparte war außerordentlich schlecht gelaunt und seine ohnehin wenig ausgeprägte Geduld erschöpft.
    Den ganzen Tag lang hatte ihm dieser Prinz Eugen von Württemberg , dieses Bürschlein vom Zarenhof, massive Gefechte auf der Straße nach Görlitz geliefert, um den Rückzug der Alliierten zu decken. Die überquerten vielleicht in diesem Moment schon die Neiße. Noch ein paar Brücken in Brand gesetzt, und ihre schnelle Verfolgung und Vernichtung würde unmöglich sein!
    Und jetzt hatte dieser Eugen auch noch eine gewaltige Auffangstellung vor Reichenbach errichtet: Unmengen Artillerie auf dem Töpferberg, dazu schätzungsweise siebentausend Mann Kavallerie, Husaren im Norden und Kürassiere im Süden.
    Napoleon Bonaparte fühlte sich verhöhnt angesichts dessen, dass ein Fünfundzwanzigjähriger ein ernsthaftes Hindernis für ihn und seine Armee darstellen sollte. Dieser Farce würde er nun ein Ende bereiten.
    »Schickt die sächsischen Reiter vor!«, befahl er unwirsch. Doch deren Angriff erstarb unter dem Kartätschenhagel von Eugens Arrièregarde.
    »Die Gardekavallerie – los!
    Die Mamelucken !
    Die Lanciere der Garde!«
    Bonapartes Generalstabsoffiziere starrten

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