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1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition)

Titel: 1813 - Kriegsfeuer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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ungläubig auf ihren Kaiser.
    »Sire, wir können nicht weiter unsere besten Kavallerieeinheiten in das Batteriefeuer schicken! Sie werden niedergemäht durch Geschütze von allen Seiten!«
    Doch diesmal war Bonaparte nicht einmal bereit, auf Duroc zu hören.
    »Sofort! Haben Sie mich nicht gehört!?«, fuhr er seine Kommandierenden an und wies auf das Kampffeld, wo gerade die nächsten Reiter unter dem russischen Feuer starben.
    »Sie sollen die feindlichen Artilleristen ausschalten! Das hier kann unmöglich nur die Arrièregarde sein, sonst hätten wir sie längst vernichtet, und wenn sie sich auf jedem einzelnen Hügel in dieser Gegend einnisten!«, schrie er. »Bei so viel Artillerie und Kavallerie muss das eine größere Heeresabteilung sein.«
    Schweigend und mit betretenen Gesichtern wurden die Generäle Augenzeugen, wie eine Abteilung Reiter nach der anderen ins feindliche Feuer galoppierte und niedergeschossen, in die Luft gesprengt, schrecklich dezimiert wurde.
    Bald schwieg auch Napoleon und ließ sein Fernrohr sinken. Was hier gerade geschah, sah er auch so deutlicher, als ihm lieb war. Die Kavallerie war ohnehin zahlenmäßig ein Schwachpunkt seiner Armee. Und noch nie hatte er derart viele Pferde in so schrecklich kurzer Zeit sterben sehen.
    »Das Korps Lauriston soll gegen die Artillerie auf diesem gottverdammten Berg vorgehen!«, befahl er schließlich mit rauher Stimme.
    Dieses Korps und die sächsischen Eliteeinheiten – darunter auch Franz von Dreßler, der junge Gardeoffizier aus Torgau, und sein Bruder Friedrich – drängten schließlich die Gegner zurück bis in den Ort Markersdorf kurz vor Görlitz. Aber das Dorf bot mit gut zu verteidigenden Vierseithöfen und einem Berg Geländevorteile für Prinz Eugens Arrièregarde.
    Mit allem Druck ließ Bonaparte nachrücken, drei geschlossene Kolonnen von fünfzigtausend Mann.
    Als die Dämmerung hereinbrach, zogen die Russen aus Markersdorf ab. Langsam verebbte der Kanonendonner.
    Napoleon atmete auf. Die Demütigung hatte ein Ende. Er war wieder der Herr über das Schlachtfeld.
    Von seinem Mamelucken Roustam ließ er sich eine Erfrischung reichen, dann stieg er auf seinen Schimmel, gruppierte seine Entourage um sich und ritt mit ihr über die breite Straße in den Ort ein, der sich durch ein Tal zog. Mit grimmiger Zufriedenheit sah er schon die markantesten Punkte von Görlitz vor sich.
    Ungewöhnliche Stille lag über dem Dorf nach dem Kanonengewitter des Tages. Klappernde Hufe, ab und an ein Wiehern und das Klirren der Degen an den Gehängen waren fast die einzigen Geräusche in der Nähe. In der Windstille rauschten nicht einmal die Blätter der Bäume.
    Es hatte etwas Alptraumhaftes, als wie aus dem Nichts noch einmal eine Kugel heranzischte und dicht am Kaiser vorbeiflog. Doch sie konnte ihm nichts anhaben und schlug fünfzig Schritt hinter ihm ein.
    Zum ersten Mal an diesem Tag lächelte er ein wenig. Dieser Zwischenfall würde den Ruf noch erhärten, den er bei seinen Truppen genoss: dass er unverwundbar sei.
    Er befahl den Aufbau des Nachtlagers. Auf einer freien Anhöhe hatte seine komplette Gardeinfanterie ein Karree gebildet, in dessen Mitte wie üblich die fünf kaiserlichen Zelte aufgeschlagen wurden, wenn sie nicht in einem Haus Quartier nahmen.
    Immer noch voller Groll nachsinnend, wie ihm wohl ein Fünfundzwanzigjähriger solche Schwierigkeiten bereiten konnte, stieg der Kaiser aus dem Sattel und sah sich um.
    Niemand von den Dorfbewohnern ließ sich blicken. Sie waren wohl angesichts der anrückenden Heere längst geflohen.
    Zwei seiner Adjutanten näherten sich, und ihre bedrückten, ja beinahe ängstlichen Mienen sagten ihm sofort, dass sie schlechte Nachrichten brachten.
    Nun, er konnte Feiglinge um sich herum nicht dulden, deshalb ging er mit entschlossenen Schritten auf sie zu, blickte ihnen streng ins Gesicht und erwartete, dass sie damit herausrückten.
    Beide salutierten, dann sagte der Ranghöhere: »Sire … wir bedauern es außerordentlich, Ihnen melden zu müssen …«
    Mit einer ungeduldigen Handbewegung forderte der Kaiser ihn auf, endlich zur Sache zu kommen.
    »Die Kanonenkugel, die Sie vorhin beinahe getroffen hat, Sire …«
    Der Mann verstummte, Schweißperlen traten ihm auf die Stirn.
    »Sie prallte gegen einen Baum, sprang zurück und erwischte den Generalingenieur Kirchener. Er ist tot«, sprach der zweite mit düsterer Stimme weiter. »Dann traf sie Großmarschall Duroc.«
    Fassungslos starrte Napoleon

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