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1814 - Unter dem Galornenstern

Titel: 1814 - Unter dem Galornenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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drehte mich langsam um; und da stand er, der kleine Humanoide mit dem perlmuttfarbenen Exoskelett. Wahrscheinlich hatte er uns gehört, bei den riesengroßen Segelohren kein Wunder. Er bewegte sich nicht. Zwischen den Felsen erweckte er den Eindruck, als gehöre er zum Tafelland. Als habe ein unbekannter Künstler sich Mühe gegeben, aus dem Basalt eine skurrile Figur zu meißeln.
    Zwischen ihm und uns lagen hundert Meter, vielleicht ein bißchen mehr. Es war Zufall, daß Bully ihn überhaupt entdeckt hatte.
    Ich konnte mir nicht helfen, sein starrer Blick wirkte feindselig, geradezu mörderisch. Ein Schauer lief mir über den Rücken.
    Und als sich der Fremde hinhockte, als er plötzlich mit den Fingern auf den Boden zu trommeln begann, da nahm ich die entstehenden Geräusche in einer übersteigerten Lautstärke wahr. Klopfen. Pochen. Trommeln. Pulsieren.
    Der Fremde befand sich in mehr als hundert Metern Distanz! Mir wurde klar, daß man die Klopfgeräusche von Rechts wegen gar nicht hören konnte.
     
    *
     
    Zwischen uns und dem Knochenwesen brach der Boden auf. Gestein verwandelte sich in flüssige, lavaartige Masse, dann lohte es aus dem tiefsten Untergrund empor. Es war wie eine kochende Fontäne; sie kam mit einem Mal nach oben gespritzt.
    Ich registrierte die schiere Masse aus flüssigem Gestein; genug, um einen halben Flußlauf abzudämmen.
    Die Woge stieg einen Meter hoch und füllte die Schlucht von einer Seite zur anderen vollständig aus.
    „Das kann nicht wahr sein ...", murmelte Bully fassungslos. Die gespenstische, dabei völlig lautlose Aktion hatte ihn in Bann geschlagen. „Der Kerl will uns ersäufen, Perry!"
    „Absolut korrekt."
    Während der Dicke noch dem flüssigen Gestein entgegenstarrte, hatte ich bereits nach einer Aufstiegsmöglichkeit gesucht - und sie gefunden. Diesmal war’s an mir, den Freund mitzureißen.
    Ein halbes Dutzend Felsbrocken lagen herum, treppenartig angeordnet, mit ein bißchen Phantasie betrachtet wie eine Stufenleiter. Damit mußte es möglich sein, die Abbruchkante der Schlucht zu erreichen.
    Wir sprangen auf den ersten Fels, zogen uns zum zweiten empor. Wenige Zentimeter unter uns schlug die Woge zusammen. Ich bekam einen Spritzer ans Bein. Die Substanz klammerte sich an der Hose fest, wollte mich nach unten zerren, als wohnte ihr ein eigenes Leben inne.
    Von weitem starrte der Fremde mit den Segelohren herüber. In diesem Moment begriff ich, daß er der Verantwortliche war.
    Er mochte körperlich klein sein, doch er verfügte über eine furchtbare Fähigkeit. Und er hatte ganz unverkennbar die Absicht, uns auf seine Weise umzubringen.
    Weshalb nicht gleich so? Warum erst jetzt der Tötungsversuch? Vor einigen Stunden, als wir ihm aus nächster Distanz begegneten, wär’s doch sehr viel leichter gewesen! Ich hatte nicht die geringste Ahnung, welches Motiv dahintersteckte.
    „Perry!"
    „Was?"
    Hinter mir drohte Bully abzurutschen. Ich packte ihn am Ärmel, so daß er nicht den Halt verlor.
    Unter uns stieg die Basaltflut in rasantem Tempo. Wir befanden uns noch wenige Zentimeter vom Tod entfernt.
    Die nächste Treppenstufe war die schwierigste. Ich sprang als erster, ein weiter Satz, und ich landete auf einem Vorsprung drei Meter weiter.
    Bully verfügte über die wesentlich geringere Sprungkraft. Er war kein drahtiger Typ wie ich, sondern er benötigte wesentlich mehr Wucht, um seinen im Verhältnis schwereren Körper in Schwung zu versetzen.
    „Komm! Jetzt!" brüllte ich.
    Bully sprang. Er schaffte es nicht ganz, aber zumindest beinahe. Die fehlenden Zentimeter steuerte ich bei, indem ich wiederum seinen Ärmel zu fassen bekam.
    Und dann schien alles umsonst. Von einer Sekunde zur nächsten erstarrte die Flut, dafür tropfte es direkt über uns von der Wand herab. Meine wunderschöne Brücke zum Rand verflüchtigte sich, floß im wahrsten Sinn des Wortes wie ein Bach nach unten.
    Zweieinhalb Meter zwischen uns und der Sicherheit der Ebene, und wir konnten doch nicht mehr hinauf.
    Die Wand bot keine Vorsprünge mehr, nichts was beim Klettern den geringsten Halt gab.
    Mir wurde klar, daß wir es so nicht schaffen konnten. Die scheinbar einzige Chance war plötzlich keine mehr.
    Der Fremde mit den Segelohren besaß nicht die Präzision, um auf diese Entfernung metergenau den Basalt zu formen. Sonst hätte er uns den Boden unter den Füßen verflüssigt. Aber er war stark genug, um gegen ihn keine echte Chance zu besitzen.
    Es wurde dringend nötig, eine Art von

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