1814 - Unter dem Galornenstern
Gegenangriff einzuleiten. Was, wenn der Fremde wirklich so zerbrechlich war, wie er aussah? Mußte es nicht ein leichtes sein, ihn zu bedrohen?
Waffen besaßen wir nicht. Der Thermostrahler, der den Weg auf die Brücke mit angetreten hatte, befand sich in Alaska Saedelaeres Händen. Mit anderen Worten: irgendwo im Universum.
Aber es gab noch andere Möglichkeiten. Ich riß einen Brocken Geröll aus der Wand, zielte flüchtig und schleuderte ihn auf den Fremden.
Das Wurfgeschoß schlug zehn Meter abseits ein. Fehlschlag. Doch ich meinte fast, die Ohren zucken zu sehen. Der starre Blick im Knochengesicht hatte einen kaum wahrnehmbaren Hauch von Bestürzung. Daß es jemand wagte, ihn anzugreifen!
Ich schleuderte einen zweiten Brocken, diesmal näher ans Ziel. Der Klumpen schoß haarscharf an den dünnen Armen des Wesens vorbei.
Bully begriff, worum es ging, klaubte ebenfalls Wurfmaterial vom Boden. Wir eröffneten ein regelrechtes Trommelfeuer.
„Es klappt! Perry, es klappt!"
„Scheint so."
Das Tröpfeln von oben versiegte, und der Strom aus flüssigem Basalt, der zu unseren Füßen weiter gestiegen war, erstarrte zu einem sandfarbenen, sedimentierten Gewässerspiegel.
Im selben Moment ging uns das Material aus. Wir hatten ein paar Sekunden herausgeholt. Mehr hatte ich nicht erwartet. Ein tiefer Sprung nach unten, in die Schlucht zurück, und wir sprinteten mit aller Kraft, die wir noch hatten, über den Basaltspiegel auf die andere Seite der Schlucht.
Ohne Absicht hatte der Fremde uns in die Hände gespielt. Seine Angriffswaffe kehrte sich gegen ihn.
Wir erreichten eine Art Treppe, die ursprünglich viel zu hoch in der Wand ihren Anfang genommen hatte.
Binnen fünf Sekunden führte uns der Weg nach oben.
5.
Regen Foremon hatte die Lücke im Pilzdom mit Basalt geschlossen. Er ließ die Fremden anfangs eine Weile laufen. Dadurch, daß er direkten Körperkontakt zum Boden hatte, wußte er über ihren Aufenthaltsort Bescheid.
Er konnte sie jederzeit wiederfinden, wenn er wollte.
Als sich die Schrittfrequenz allmählich beruhigte, nahm er die Verfolgung auf. Das Verblüffende war, daß der kleinere der zwei - der Fremde namens Bully - die Veränderung im Basalt sofort als Alarmsignal erkannt hatte. Foremon konnte sich nicht auf die Dummheit seiner Feinde verlassen, ganz im Gegenteil.
Dann bemerkte er auf einmal gar keine Schritte mehr. Sie hatten gestoppt, vielleicht warteten sie auf irgend etwas.
Die Schlucht führte in Richtung Westen geradeaus. Ihre Wände ragten meistenteils senkrecht nach oben, das erleichterte die Sache, weil er seine Feinde von vornherein in der Falle hatte.
Foremon beschloß, daß er nach bewährtem Muster vorgehen würde. Er wollte sie mit Basalt bedecken, sie ersticken und später von der einen Leiche das Passantum bergen.
Aber dann kam alles anders, und er konnte den Grund nicht begreifen. Sicher, sie hatten ihn gesehen; das schützte noch lange nicht vor einem Wächter, der die Fähigkeit des Morphens beherrschte.
Als die Fremden vor dem flüssigen Gestein die Flucht ergriffen, da war alles noch normal. Er stellte sie, indem er ihren Fluchtweg in fließende Masse verwandelte.
Und dann kam der Wendepunkt: Rhodan und Bull schleuderten Steine nach ihm.
Ihre Chancen, auf diese Entfernung einen Treffer zu landen, waren gering. Wenn es aber ein einziges Mal gelang, dann würde Foremon die Verletzung nicht überstehen.
Über der Aussicht, einer tödlichen Gefahr ausgesetzt zu sein, verlor er die Kontrolle. Mit dem Gedanken mußte sich Foremon erst abfinden. Der Basalt wurde fest, .weil er sich nicht mehr aufs Morphen zu konzentrieren vermochte.
Die Mörder nutzten seine Blöße aus. Sie sprangen hinüber zur anderen Seite, fanden eine Aufstiegsmöglichkeit, waren rasch über. den Rand verschwunden. Konsterniert blieb der Wächter der Ebene zurück. Es war unbegreiflich, doch er hatte soeben eine Niederlage erlitten.
Daran war zweifellos die Tatsache schuld, daß er sich nicht im Vollbesitz seiner Kräfte befand. Was er jetzt benötigte, das waren keine Ausreden, sondern Erfolge.
Foremon hatte für den ersten Angriff ein Drittel der akkumulierten Kräfte verbraucht. Allzuoft durfte er sich Fehlschläge nicht erlauben, zumal auf dieser Seite des Planeten die Nacht bevorstand.
Er hätte sich in wenigen Sekunden eine Treppe morphen können, die ihn nach oben führte, auf das Normalniveau der Ebene. Es hätte ihn zuviel Energie gekostet, deshalb nahm er einen Umweg in
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