1814 - Zombiejagd
»Ich habe Sie gesucht und muss Ihnen einige Fragen stellen.«
»Bitte.«
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Haben Sie diese fremde Frau erschossen?«
»Ja. Sie griff mich an. Außerdem hat sie eine Ihrer Mitarbeiterinnen ermordet.«
»Das ist schrecklich. Aber warum hat sie das getan?«
»Es waren zwei Killer. Ihnen ging es um Ihren Patienten Wladimir Golenkow. Er trägt zum Glück immer eine Waffe bei sich. Wenn nicht, dann hätte man ihm eine Axt in den Kopf geschlagen.«
Dr. Krockow ging einen Schritt zurück. »Stimmt das wirklich? Oder denken Sie sich so etwas aus?«
Karinas Augen schossen Blitze ab. »Ausdenken? Wie kommen Sie denn darauf?«
»Ich – ähm – ich meine nur. Schließlich ist der Patient etwas Besonderes.«
»Ja, das schon. Jedenfalls ist er hier im Moment nicht mehr sicher. Ich denke, dass ich ihn mit in unsere Wohnung nehme. Aber das Spiel kennen Sie ja.«
»Klar, so war es abgemacht.« Der Arzt schaute auf seine Uhr. »Wann soll es geschehen?«
»Ich denke, so schnell wie möglich.«
»Noch heute Nacht?«
»Schaffen Sie das? Haben Sie einen Transportwagen zur Verfügung?«
»Das ist kein Problem.«
»Dann denke ich, dass es noch in dieser Nacht geschehen sollte.«
»Ich habe nichts dagegen.«
Die Würfel waren gefallen. Jetzt ging es für Karina Grischin darum, andere Dinge in die Wege zu leiten. Die Leichen mussten abgeholt werden. Um die tote Mitarbeiterin musste man sich besonders kümmern. Das heißt, um deren Verwandtschaft. Es war durchaus möglich, dass sie noch Eltern hatte. Vielleicht auch Geschwister oder einen Mann. Karina wollte dafür sorgen, dass er auch Hilfe bekam.
Zuerst war ihr Partner an der Reihe. Sie ging zurück in sein Zimmer, und er fragte: »Habe ich dich nicht auf dem Flur sprechen hören?«
»Hast du.«
»Und?«
Karina nahm wieder auf der Bettkante Platz. »Es ist alles ganz einfach, wenn man das Richtige tut.«
»Und was ist das Richtige?«
»Ich lasse dich nicht in der Klinik.«
»Aha, du bringst mich in unsere Wohnung.«
»So ist es.«
»Und wann soll das passieren?«
»Noch in dieser Nacht. Ich schätze, dass wir in einer halben Stunde losfahren können.«
»Wie ist es denn draußen mit dem Schnee?«
Karina wiegte den Kopf. »Man kann noch fahren. Da gibt es schlimmere Dinge.«
»Dann bin ich erst mal zufrieden.«
»Das sollten wir alle sein.«
»Wird aber schwer werden, Karina.«
»Was quält dich?«
»Der Gedanke an Rasputin und seine Helfer. Ich frage mich, wie das noch enden soll.«
Karina winkte ab. »Da mach dir mal keinen Kopf. Das kriegen wir schon alles geregelt.«
Hoffentlich!, dachte Wladimir, hoffentlich …
***
Eine halbe Stunde dauerte es nicht, es ging schneller. Karina hatte ihren Partner verlassen und kehrte mit einem Pfleger zurück, der ihr dabei helfen sollte, Wladimir nach dem Anziehen in den Rollstuhl zu setzen. Karina hatte auch darauf bestanden, dass er Winterkleidung trug.
Damit war er fertig für den Abtransport. Golenkow war das alles mehr als unangenehm. Das war an seinem Gesicht abzulesen. Es waren genau die Momente, in denen er damit anfing, sein Schicksal zu hassen. Dass es in ihm arbeitete, war auch zu sehen, denn sein Gesicht hatte eine gewisse Röte angenommen.
Karina fragte: »Alles klar bei dir?«
»Muss ja.«
»Bitte, Wladimir, ich weiß ja, was du denkst, und ich kann dich auch verstehen, aber es gibt keine andere Möglichkeit. Du musst hier weg. Du kannst hier nicht noch weitere Nächte verbringen.«
Der Pfleger hatte zugehört. Er war ein noch junger Mann, aber sehr kräftig und konnte wirklich zupacken. Er würde auch den Wagen fahren und den Patienten nach Hause bringen. Über seinen weißen Kittel hatte er bereits einen dicken Wintermantel gezogen. Sein Blick war fragend auf Karina gerichtet. Sie nickte und sagte: »Wir können.«
Der Pfleger, er hieß Boris, schob den Rollstuhl auf die Tür zu. Wladimir drehte dabei den Kopf mal nach rechts, dann nach links. Es sah aus, als wollte er sich verabschieden. Den Eindruck hatte zumindest Karina, sie sagte aber nichts.
Die Toten würden noch im Laufe der Nacht weggeschafft werden. Karina wollte später darauf zurückkommen und auch mit anderen Stellen darüber sprechen. Im Moment hatte sie andere Sorgen.
Karina betrat als Erste die breite Fahrstuhlkabine und schaute lächelnd in das ernste Gesicht ihres Partners.
»Mach dir nicht zu viele Sorgen, Wladi, wir schaffen das schon.«
»Meinst du?«
»Davon bin ich sogar
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