1814 - Zombiejagd
überzeugt.«
»Ich weiß nicht«, sagte er.
Der Fahrstuhl ruckte an, und sie glitten nach unten. In der Kabine lastete kurz das Schweigen, dann öffneten sich erneut die Türen.
Boris schob den Rollstuhl nach draußen. Ihr nächstes Ziel war jetzt die Rampe, dort würde auch der Wagen stehen, der Karina und ihren Partner zu ihrer Wohnung brachte.
Karina öffnete die Tür. Kälte wehte ihr entgegen. Sie stellte den Kragen der gefütterten Jacke hoch, und auch ihr Partner schützte sich so.
Es schneite in dicken Flocken, die der kräftige Wind packte und durcheinander wirbelte. Bei diesem Wetter machte es keinen Spaß, mit dem Auto zu fahren, aber für Karina und ihren Partner gab es keine andere Möglichkeit.
Die hintere Tür des Transporters stand offen. Davor war die Hebebühne zu sehen, die bereit war, den Rollstuhl aufzunehmen.
Alles ging glatt. Alles war schon unzählige Male durchgezogen worden. Es gab keine Probleme, und auch jetzt lief alles wie geschmiert. Der Rollstuhl wurde in das Innere geschoben. Boris hakte ihn dort fest, und Karina beugte sich über ihren Partner, um sich mit einem Kuss zu verabschieden.
Das ließ Wladimir gern zu. Danach aber wurde er schnell ernst. »Gib auf dich acht, Karina.«
»Ja, das werde ich schon.«
»Besonders in dieser Nacht.«
»Wieso? Weißt du mehr?«
»Nein.«
»Aber …?«
»Ich habe ein komisches Gefühl. Und das ist bestimmt kein Gutes, das kannst du mir glauben. Unsere Feinde sind gnadenlos. Sie sind – und das Gefühl habe ich – sogar noch stärker geworden. Sie hatten Zeit, ihre Pläne zu schmieden, das werden sie auch getan haben, und wenn ich richtig darüber nachdenke, dann ist eine Aktion, wie sie in dieser Nacht durchgeführt wurde, lächerlich.«
»Wie meinst du das?«
Wladimir bewegte seine Hände. »Ach, lass es mal, denk nicht darüber nach. Lass uns fahren.«
»Gut.«
Karina warf ihrem Partner noch einen letzten Blick zu. Er schaute zurück, aber der Ausdruck in seinen Augen gefiel ihr nicht. Er war irgendwie traurig und sah fast nach einem Abschied für immer aus.
Karina kämpfte dagegen an. Auf keinen Fall wollte sie sentimental werden. Sie musste alles im Griff behalten. Auch Wladimir war nur ein Mensch. Er hatte seine guten und seine schlechten Tage. Der heutige gehörte nicht zu den besseren. Es war auch kein Wunder, nach dem, was alles mit ihm passiert war.
Er blieb allein im hinteren Teil des Wagens zurück. Boris und Karina stiegen vorn ein.
Sehen konnten sie durch die Frontscheibe nichts. Eine dicke Schneeschicht pappte auf der Scheibe. Karina hämmerte die Tür zu. Sie schnallte sich an, und Boris startete den Motor. Dann setzte er die Wischer in Gang, die die Scheibe frei räumten, der Schnee aber sofort wieder Nachschub bekam.
Es würde nicht lange dauern, und sie rollten durch die Häuserschluchten der Moskauer City. Boris traute sich nicht, seine Beifahrerin anzusprechen, und so tat sie das für ihn.
»Müssen Sie öfter solche Fahrten im Winter hinter sich bringen?«
»Ja, denn die Menschen müssen ja irgendwie von einem Ort zum anderen kommen, wenn sie selbst keinen Wagen besitzen.«
»Das ist wohl wahr.«
»Man gewöhnt sich daran. Aber so viel Schnee hatten die Wetterleute gar nicht vorher gesagt.«
»Auch die können irren.«
»Da sagen Sie was.«
Das Gespräch schlief ein, und Karina versuchte, durch scharfes Sehen herauszufinden, wo sie sich ungefähr befanden. Den Bereich der Klinik hatten sie längst verlassen.
Boris musste sich konzentrieren, deshalb hielt Karina auch den Mund und stellte keine Fragen mehr. Von der Seite her schaute sie in sein angespanntes Gesicht, und dann erlebte sie, dass man vom Laderaum dort hinten mit dem vorderen Bereich des Wagens Kontakt aufnehmen konnte. Das geschah über eine Lautsprecherverbindung.
»Karina?«
»Ja?« Sie griff nach dem Mikro.
»Alles in Ordnung bei euch?«
»Ja, warum?«
»War nur eine Frage.«
»Aber es gibt den Schnee«, sagte Karina. »Wir kommen damit allerdings zurecht.«
»Das will ich hoffen.«
»Noch was, Wladi?«
»Nein, ich wollte nur noch mal deine Stimme hören …«
Beinahe hätte sie gelacht. Aber das blieb ihr im Hals stecken. So etwas zu hören klang beinahe nach einem Abschied für immer. Sie lachte nicht und sagte mit einer leicht kratzigen Stimme: »Es dauert nicht mehr lange.«
Sie fuhren weiter. Boris musste sich wieder konzentrieren. Im Fahrhaus war es recht warm, und Karina dachte daran, dass sie ihre dicke Jacke
Weitere Kostenlose Bücher