1814 - Zombiejagd
tun?«
»Nein, im Moment nichts. Es ist schon okay. Ich werde nur telefonieren müssen, um …«
»Nein, das brauchst du nicht. Ich bin schon hier.« Karina Grischin drängte in das Zimmer und gab dem Pfleger ein Zeichen, dass er gehen konnte, was der Mann gern tat.
»Wieso bist du hier?«, fragte Wladimir.
»Ich musste einfach kommen.«
»Und warum?«
Sie lachte und setzte sich auf seine Bettkante. »Es war ein Gefühl, das mich hertrieb. Eine innere Unruhe.« Sie deutete auf den Toten. »Er ist nicht der Einzige, den es erwischt hat.«
»Wen denn noch?«
»Eine Nachtschwester liegt tot unten in der Halle. Ihre Mörderin lebt auch nicht mehr.«
Wladimir nickte. Seine Augen hatte er weit geöffnet. »Dann bist du diejenige gewesen, die …«
»Ja, ich habe sie getötet.«
»Gut, sehr gut. Auch in den Kopf geschossen?«
Sie nickte und sagte dann: »So, wie es bei Zombies eben üblich ist, mein Lieber.«
»Zombies, hast du gesagt?«
»Ja.«
Golenkow nickte. Er dachte nach, lachte und schluckte dann. »Ja, so muss es sich verhalten.« Seine Lippen verzerrten sich. »Da haben sich unsere Freunde um Rasputin mal wieder etwas Besonderes einfallen lassen.«
»Das kannst du laut sagen.«
»Weißt du überhaupt, was ich damit meine?«
»Nein, aber du wirst es mir sagen.«
»Das tue ich gern. Ich habe ihn erschossen. Und als er vernichtet auf dem Boden lag, da habe ich etwas gesehen. Da hat er sich verändert oder verwandelt. Er bekam ein anderes Gesicht, sein Körper verzog sich auch, glaube ich, als wollte er zu einem anderen werden.«
»Ja.«
»Wie?«
Karina nickte. »So ist es gewesen. Ich glaube dir jedes Wort, denn auch ich habe es erlebt.«
»Unten an der Tür?«
»Ja.« Sie räusperte sich. »Ich hatte es mit einer Frau zu tun. Egal, ob Frau oder Mann, da gibt es keine Unterschiede. Sie sind im Prinzip alle gleich.«
»Und du bezeichnest sie als Zombies?«
»Ja, Wladi. Aber als besondere unter ihnen. Wir haben ja schon öfter mit ihnen zu tun gehabt, aber so etwas haben wir noch nicht erlebt. Keine Veränderung nach der Vernichtung. Das ist neu, und daran muss man sich erst gewöhnen.«
»Neu, sagst du?«
»Sicher.«
»Wer hat wohl dafür gesorgt?«
Sie legte den Kopf zurück und lachte. »Ich weiß ja, auf was du hinaus willst. Du denkst an Rasputin.«
»Ja, und an seine Helfer. Die ganze Bande hat sich was Neues einfallen lassen und wieder zugeschlagen.«
»Das meine ich auch.«
Zwischen ihnen beiden entstand eine Schweigepause. Sie schauten sich an, warfen auch einen Blick auf den Toten, und dann fragte Wladimir: »Ob das eine ganz neue Generation von Zombies ist?«
»Wie meinst du das?«
»Dass Rasputin hier sein Meisterstück geliefert hat. Wenn sie auf seinem Mist gewachsen sind, dann hat er die perfekten Helfer, die er in jeden Kampf schicken kann. Sie sind schon tot, und es kann ihm egal sein, ob sie noch mal sterben oder nicht. Wichtig ist, dass sie seine Befehle ausgeführt haben.«
»Das haben sie ja hier nicht geschafft.«
»Stimmt. Darauf sollten wir uns aber nicht verlassen. Rasputin wird seine Zombies auf andere Personen loslassen, die nicht so gut sind wie wir.«
Es war alles gesagt worden. Sie hatten nichts mehr hinzuzufügen. So wurde das Thema gewechselt.
»Wie sieht es aus, Karina?«
»Was meinst du?«
»Soll ich hier in der Klinik bleiben oder mich erst mal verziehen?«
»Und wohin?«
»Nach Hause. Zu uns.«
Sie lächelte.
»Oder auch ins Büro«, sagte Wladi. »Wenn die andere Seite das erfährt, wird sie sich ärgern.«
»Ja, davon kann man ausgehen.«
»Bist du dafür?«
»Immer, Wladi. Ich bin nur gespannt, was man dazu sagen wird. Ich denke an die Ärzte.«
»Ha, die werden froh sein, wenn hier wieder Ruhe eingetreten ist. Das sage ich dir.«
Karina Grischin nickte. »Ja, ich werde sehen, was sich machen lässt. Ich rede mit dem Arzt der Nachtschicht. Mal schauen, ob er sich überzeugen lässt.«
»Das muss er.«
Karina stand auf. »Ich bin gleich wieder da«, sagte sie und verließ das Zimmer.
***
Wenn sich jemand von außerhalb in der Klinik auskannte, dann war es die Agentin. Sie wusste nicht, wer Wachdienst hatte, und bekam bald Bescheid, als sie aus dem Zimmer gegangen war.
Der Mann mit den Feuerhaaren hatte in dieser Nacht Dienst. Er hieß Dr. Krockow und auf seinem Kopf wuchsen wirklich naturrote Haare. Er sah Karina Grischin zur selben Zeit, wie sie ihn sah.
»Ach, da sind Sie ja.«
»Und?«
Krockow trat dicht an sie heran.
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