1814 - Zombiejagd
fühlte sie sich doch schwach.
Was konnte sie tun?
Gar nichts. Zunächst zumindest. Sie lag im Bett. Um ihren Kopf schlang sich ein Verband. Sie brauchte Hilfe. Aber wer konnte ihr helfen?
Von ihren Kollegen eigentlich keiner. Es gab nur einen, den sie anrufen konnte. Aber der lebte in London, und sie wusste auch nicht, ob John Sinclair Zeit hatte. Aber er war der Einzige, der sie begreifen würde, wenn sie von Zombies sprach.
Das Telefon stand auf dem fahrbaren Tisch, aber sie kam nicht dazu, den Hörer abzunehmen, denn der Apparat fing plötzlich an zu summen …
***
Damit hatte Karina Grischin nicht gerechnet. Ihre Gedanken waren voll und ganz auf John Sinclair konzentriert gewesen, und deshalb verspürte sie schon ein leichtes Erschrecken.
Wer wollte etwas von ihr?
Sie hob ab. Zuerst hörte sie nur so etwas wie ein Zischen, danach ein leises Lachen und dann die Stimme.
»He, du bist ja doch da.«
»Na und?«
»Wie schön.« Es folgte ein Lachen.
Karina Grischin verdrehte die Augen. Die Anruferin hatte sich namentlich nicht vorgestellt. Das war auch nicht nötig gewesen, denn Karina wusste, wer sie angerufen hatte.
Es war Chandra, die Kugelfeste, die ihren Triumph verkünden wollte. Dennoch fragte sie: »Muss ich dir meinen Namen sagen?«
»Nein, es reicht, Chandra.«
»Sehr gut. Ich höre schon, du hast mich nicht vergessen.«
Karina wollte sich auf kein langes Geplänkel einlassen und fragte: »Was willst du?«
»Dir einen kleinen Bericht abgeben.«
»Ach ja? Über wen?« Sie konnte es sich denken und fragte trotzdem.
»Über deinen Freund. Deinen Partner. Deinen Geliebten, wie auch immer. Aber auch über den Gelähmten und …«
»Es reicht.«
Chandra lachte wieder. »Ja, ja, es ist schwer, die Wahrheit zu hören. Aber mach dir nichts draus. So wie dir ergeht es vielen Menschen im Leben. Man kann nicht immer gewinnen.«
»Und was willst du noch?«
»Das ist es im Prinzip gewesen. Ich wollte dir nur sagen, dass ich deinen Partner habe. Dass sein Schicksal in meinen Händen liegt. Dass ich mit ihm machen kann, was ich will. Verstehst du?«
»Ja, ich habe verstanden«, gab Karina zurück. »Ich wusste nur nicht, dass du schon so tief gesunken bist, um dich an einem wehrlosen Menschen zu vergreifen. Das habe ich nicht gedacht. Aber man lernt nie aus.«
»Wehrlos?«
»Ja, er ist gelähmt. Durch dich.«
»Stimmt. Aber er ist nicht tot. Du weißt, dass ich meine Feinde tot haben will, und jetzt kann mich niemand mehr davon abhalten. Ich kann mit ihm spielen. Ich kann mir ausdenken, wie ich ihn killen werde. Ich kann alles mit ihm machen, und ich rufe dich auch an, um dir mehr über meine Pläne zu verraten.«
»Danke, darauf kann ich verzichten.«
»Aber ich nicht!«, lautete die scharfe Erwiderung. »Du sollst erfahren, wie es ist, wenn man sich mit uns anlegt. Du wirst keine Chance haben, das sage ich dir.«
Diesmal schwieg Karina. Sie glaubte daran, dass es besser war, wenn sie nichts sagte. Keine Provokation, die Chandra noch mehr auf die Palme gebracht hätte.
»Verstanden, Karina?«
»Ja.«
»Dann hör zu. Denn jetzt komme ich zum wahren Grund des Anrufs. Es geht um ihn, um deinen Partner. Um einen Menschen, den ich hasse. Und Menschen, die ich hasse, will ich tot sehen. Das habe ich schon immer so gehalten. Ich hasse deinen Wladimir, und deshalb besteht auch kein Grund für mich, ihn am Leben zu lassen. Ich werde ihn also töten, hast du verstanden?«
»Ja, du hast laut genug gesprochen.«
»Genau das wollte ich auch. Aber es gibt auch die verschiedenen Variationen, wie man jemanden ins Jenseits schickt oder jemanden tötet, ohne dass er wirklich tot ist. Dein Freund wird leben und trotzdem tot sein. Es gibt dafür einen besonderen Namen. Man wird ihn zu einem Zombie machen. Ja, zu einem lebenden Toten, zu einem Zombie. Und wenn es so weit ist, dann könnte ich ihn dir zurückgeben, falls du nicht zuvor schon gestorben bist. Auch das ist möglich.«
Karina Grischin bemühte sich, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. »Ich weiß nicht, ob ich dir glauben kann. Bist du jetzt zu einem Zombiemacher geworden?«
»Nicht ich.«
»Aha.«
»Lass mich ausreden. Ich bin nur die Mittlerin. Zu einem wirklichen Zombiemacher geworden ist jemand anderer.«
»Und wer?«
»Rasputin!«
Die Antwort hatte Chandra voller Freunde ausgesprochen. Rasputin war ihr Trumpf. Er stand voll und ganz auf ihrer Seite. Er war derjenige, der ihr Leben, der ihr Handeln diktierte. Sie und er bildeten
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