1814 - Zombiejagd
und Wladimir rollte allein in den großen Raum hinein, was ohne Hilfe nicht leicht war, denn die dicken Teppiche stoppten die Räder fast.
Aber er gab nicht auf. Er fuhr dorthin, wo er hin wollte, und blieb dann dort stehen, von wo aus er einen perfekten Überblick hatte und zwei Fenster im Rücken.
Erst jetzt machte er eine neue Entdeckung. Er sah eine zweite Tür in der Wand. Durch eine war er gekommen, aber seitlich von ihr gab es noch eine zweite.
Sie war geschlossen, und Wladimir konnte sich vorstellen, dass dieser Eingang nur für bestimmte Menschen oder auch Zombies gedacht war.
Er wartete.
Was sollte er anderes tun? Irgendwann würde man schon auf ihn aufmerksam werden. Er hatte auch keinen Bock darauf, laut zu schreien. Man wusste, dass er da war, und man würde sich auch für ihn interessieren müssen. Für den Neuling im Kloster, das sogar einen Abt hatte.
Er lachte innerlich, als er daran dachte. Wladimir glaubte, den Abt zu kennen, und er wartete gespannt darauf, ob er mit seinem Verdacht richtig lag.
Die Zeit verstrich.
Nichts war zu hören.
Die dicken Mauern ließen kein Geräusch durch. Wenn sich draußen jemand unterhielt, musste das nicht unbedingt zu hören sein. Wladimir blieb also in der Stille stehen.
Aber er nahm trotzdem etwas wahr.
Es war der Geruch.
Einschätzen konnte man ihn schlecht. Er drang aus irgendwelchen Ecken, möglicherweise auch aus den Möbeln, und wenn man ihn beschreiben sollte, dann konnte man von einem toten Geruch sprechen. Da war nichts Frisches und nichts Lebendiges, sondern nur dieser alte, muffige Geruch.
Und der passte in diese Einsamkeit. Denn hier gab es nichts, was einen normalen Menschen erfreuen konnte, wobei keiner der Insassen normal war, denn für Wladimir waren es Zombies. Und sie alle standen unter dem Befehl einer bestimmten Person.
Auf die wartete er.
Noch ließ sich der geheimnisvolle Abt nicht blicken. Er wollte den Neuzugang auf die Probe stellen. Ihn sogar unruhig machen, aber das schaffte er nicht, denn Wladimir war es gewohnt, zu warten. Wer sein Schicksal hinter sich hatte, den konnte so leicht nichts erschüttern.
Das Kloster lag einsam. Wahrscheinlich in einem Niemandsland, wo normalerweise kein Mensch hin kam. Und wer hier existierte, der brauchte nicht das, was Menschen haben mussten.
Zombies hatten keinen Hunger.
Zombies hatten keinen Durst.
Zombies waren anspruchslos und er konnte sich vorstellen, dass er die neue Art von Zombies erlebt hatte.
Das passte ihm nicht. Das ging ihm alles gegen den Strich, doch er konnte nichts ändern. Wladimir Golenkow musste sich auf sein neues Leben einstellen.
Und dann hörte er doch etwas. Sofort nahm er eine angespannte Haltung in seinem Rollstuhl an. Er konnte mit dem Geräusch nichts anfangen, und trotzdem hatte es ihn auf eine gewisse Art und Weise alarmiert. Es hatte auch etwas mit ihm zu tun, und er wartete darauf, dass es sich wiederholte.
Ja, da war es wieder.
Dieses leichte Kratzen oder Schaben. Und dann passierte etwas an der Wand und zwar genau dort, wo sich der Umriss der zweiten Tür befand. Da bewegte sich etwas.
Ja, es war die Tür, die geöffnet wurde. Allerdings sehr gemächlich, denn hier hatte man Zeit, einfach nur Zeit und nichts anderes. So wurde auch die Tür geöffnet, und sie stand noch nicht richtig weit offen, da hörte Wladimir den ersten Schritt.
Ein Fuß war hart auf den Boden aufgesetzt worden. Zu diesem Fuß gehörte eine Gestalt, die jetzt kam.
Sie war groß. Sie war auch hager, aber auch auf ihre Art und Weise herrschaftlich und dämonisch zugleich.
Es war der Chef des Klosters.
Es war der geheimnisvolle Mönch mit dem Namen Rasputin …
***
Wladimir sah ihn, tat aber nichts und holte zunächst mal tief Atem. Er musste sich auf das Kommende vorbereiten, denn der Mönch war sicherlich nicht erschienen, um ihm nur die Hand zu geben, er wollte mehr. Er war Wladimirs Zukunft, er bestimmte, wer aus dem Kloster rauskam und wer nicht. Und Wladimir glaubte nicht, dass man ihn so leicht entlassen würde.
Rasputin kam näher. Er trat aus dem Schatten in die Helligkeit hinein, in der er besser zu erkennen war. Wladimir kannte ihn ja und musste zugeben, dass er sich nicht verändert hatte.
Noch immer war er von hagerer Gestalt. Sein Gesicht wurde von grauschwarzen Haaren umgeben, die aussahen wie schmutzige Gardinen. Die Haut wirkte blass, aber nicht eingefallen. Eher dünn. Der Mund war kaum zu erkennen, denn es gab kein Blut in den Lippen. Dann waren da
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