1814 - Zombiejagd
Da wird man mich auslachen, solange ich keine Beweise liefern kann.«
»Kannst du das denn?«
»Nein.«
»Und über Chandra?«
»Ihr Name ist bekannt. Dafür haben wir gesorgt. Aber dass sie kugelfest ist, glaubt uns auch kaum jemand.«
Das waren Argumente, gegen die ich nicht sprechen konnte. Karina Grischin hatte mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Da konnte ich ihr nur viel Glück und alles Gute wünschen.
»Danke dir, John.«
»Und was machst du jetzt?«
»Ich werde versuchen, noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Und morgen will ich hier raus. Chandra weiß, wo ich liege. Vielleicht kommt sie noch auf den Gedanken und schickt mir einen von ihren Killerfreunden vorbei.«
»Dann halte besser die Augen offen.«
Sie lachte. »Beim Schlafen?«
»Nein, nur das nicht. Aber ich denke, dass sie so schnell nicht zuschlagen wird.«
»Keine Ahnung, John. Jedenfalls will sie mich aus der Welt haben, das steht fest.«
»Ja, Karina, und …«
»Egal, John.« Sie unterbrach mich. »Wir geben nicht auf. Wir kämpfen uns durch.«
»Ja, zumindest versuchen wir das.«
»Dann bis später mal.«
»Und gib auf dich acht.«
»Mache ich glatt, John.«
Es war das Ende unseres Gesprächs. Ich legte den Hörer wieder auf die Station und drehte mich langsam so, dass ich Glenda Perkins anschauen konnte.
»Puh«, sagte sie und fuhr mit ihren gespreizten Fingern durch das Haar. »Das war nicht einfach.« Sie konnte das sagen, weil sie mitgehört hatte. »Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken.«
Ich ließ mich in einen Sessel fallen. »Nein, das ganz bestimmt nicht. So lange ist es gut gegangen.«
»Was meinst du damit?«
»Ach, man hat Wladimir schon öfter angegriffen. Man hat ihn sogar mal entführt. Wir haben ihn aber befreien können. Aber jetzt …«
»Siehst du schwarz – oder?«
»Ja, Glenda, das sehe ich. Es tut mir leid, aber das ist nun mal so. Einen Ausweg sehe ich nicht.«
»Und was machen wir dagegen?«
»Ich weiß es nicht.« Schwer stieß ich den Atem aus. »Ich habe das Gefühl, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich stecke in einer Zwickmühle. Ich möchte ihr gern helfen, aber kann es nicht.«
»Was hättest du denn für sie tun können?« Glenda hatte sich vorgebeugt und schaute mir ins Gesicht.
Es war schwer, auf ihre Frage eine plausible Antwort zu finden. Ich sagte ihr das, was mir in den Kopf kam.
»Sorry, aber ich weiß es nicht.«
»Eben, John, du weißt es nicht. Du wärst nach Moskau geflogen und hättest auch gemeinsam mit Karina Grischin nichts auf die Reihe bringen können. Moskau ist nicht London. Dort hast du keine Organisation hinter dir stehen. Und dann gibt es noch das Hinterland.«
»Sag ruhig Sibirien.«
»Eben.«
»Dann glaubst du, dass sich die Feinde dort aufhalten?«
»Ja, da müssen sie ein Versteck haben.«
Ich nickte. »Da stimme ich dir zu. Jetzt muss ich nur überlegen, welch ein Versteck es sein könnte.«
»Zerbrich dir doch darüber nicht den Kopf.«
»Tue ich aber.«
»Du kennst dich in Sibirien nicht aus.«
Ich winkte ab. »Bei wem ist das schon der Fall? Aber in Russland gibt es wieder Klöster und auch Mönche. Ich könnte mir denken, dass sich Rasputin in eines dieser Klöster zurückgezogen hat. Oder dort hingeschafft worden ist.«
»Gute, Idee, John. Aber das richtige Kloster wirst du schwer finden.« Nach dieser Antwort fing sie an zu gähnen. Sie schüttelte den Kopf und sprach davon, dass sie müde war.
»Dann sollten wir uns hinlegen.«
»Du, John.«
»Wieso? Du nicht?«
»Doch.«
»Aber …«
»Du kannst ein Taxi rufen, das mich nach Hause bringt. Würde ich hier schlafen, bekäme ich doch keine Ruhe. Wir würden immer über den Fall diskutieren.«
»Kann sein.«
Sie legte mir beide Hände auf die Schulter. »Also Taxi?«
»Ja.«
Der Zauber des Abends war längst verflogen. Die Stimmung lag zwar nicht am Boden, aber unsere Gedanken würden sich nur um Karina Grischin und Wladimir Golenkow drehen, und dann kam niemand in den Schlaf, das war auch nicht Sinn der Sache.
Der Wagen war schon bald da. Glenda hauchte mir noch einen Kuss auf die Lippen und war weg.
Ich schloss die Tür und ging gedankenverloren in meine Wohnung hinein. So toll der Abend begonnen hatte, so beschissen hatte er geendet.
Es war frustrierend für mich, denn diesmal konnte ich meiner Freundin nicht zur Seite stehen …
***
Karina Grischin wurste nicht, ob sie sich über das Gespräch freuen sollte oder nicht. Zumindest hatte John
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