1816 - Hüter der Glückseligkeit
geschafft, den Roboter wieder einsatzfähig zu machen und ihrem Willen zu unterwerfen. Dieser Perry war eindeutig die Führungsperson.
Foremon hatte seine Helfer befragt, die Tasch-Ter-Man. Sie konnten sich nicht vorstellen, wie die Fremden das gemacht haben sollten. Die Schüsselroboter gehörten zur Galornentechnik, viel zu hoch für die einfachen Bewohner von Gaalo. Nein, hatte man Foremon versichert, kein einziger auf Galorn wäre in der Lage gewesen, einen defekten Schüsselroboter zu reparieren - geschweige denn, ihn umzuprogrammieren.
Schlußfolgerung daraus: Die beiden Fremden gehörten einer Kultur und Zivilisationsstufe an, die mit jener der Galornen gleichwertig war. Falsch, es gab nur bestenfalls einen zivilisatorischen Gleichstand.
Kulturell standen die Galornen himmelweit über diesen Fremdlingen, die ohne erkennbares Motiv einen Boten von Thoregon und Steinkind getötet hatten.
Foremon war zur Selbstanalyse in einem Maß fähig, das selbst Ce Rhioton erstaunt hätte. Und so war ihm bei der Überprüfung seiner Gedanken und Empfindungen keineswegs entgangen, daß er entschieden mehr Gedanken auf Steinkind verwandte, als nach kalter Sachlogik erklärbar gewesen wäre.
Ja, mitunter, in seltsamen, ihn innerlich verstörenden Augenblicken, hatte Foremon sogar das aberwitzige Empfinden, als sei die Zerstörung Steinkinds sogar das größte der Verbrechen, das die Fremden auf sich geladen hatten. Oder anders ausgedrückt: Die „Tötung" Steinkinds motivierte ihn mitunter stärker als der Mord an dem Boten von Thoregon. Eine Erklärung für dieses Phänomen hatte Foremon allerdings noch nicht finden können.
Immerhin war er bei der Überlegung angekommen, die Fremden, sofern er sie zu fassen bekam, nicht sofort zu töten, sondern vorher .einen Versuch zu unternehmen, mit ihnen zu kommunizieren. Welche Antworten er sich von ihnen erhoffte, war ihm nicht bewußt; er spürte nur, daß ihre Anwesenheit und ihr Verhalten sein festgefügtes Weltbild restlos erschüttert und durcheinandergebracht hatten. Foremon spürte, daß er Abweichungen und Irritationen in seinem Denken und Empfinden nicht mochte; der bloße Gedanke daran ließ ihn innerlich erbeben.
Sein Weltbild war steinern; Veränderungen darin waren Sachen. von Äonen, nicht von Wochen oder gar Stunden ... Und doch hatten die Fremden ihn zu ebensolchen schaurigen Veränderungen gezwungen.
Eine weitere Schlußfolgerung: Wenn Perry und Bully solche Leistungen zuwege brachten, waren sie als Gegner noch sehr viel höher und gefährlicher einzuschätzen als zuvor. Foremon war sich nicht ganz sicher, was er eigentlich auf Galorn bewachte und beschirmte. Daß es sich nur um einen vergleichsweise winzigen Ausschnitt einer gewaltigen, größeren, tiefgründigeren Wirklichkeit handelte, das war ihm gedanklich zugänglich. Und daß seine Lebensaufgabe, eigentlich der Zweck seiner gesamten persönlichen Existenz, der Schutz und die Wahrung dieser übergeordneten Wirklichkeit war.
Diese Wirklichkeit, dieser steinerne Kosmos, wurde durch die Fremden bedroht, stärker, als Foremon das hätte ahnen oder sich vorstellen können. Vielleicht nicht einmal Ce Rhioton ...
Um so vordringlicher war daher die Aufgabe, die Fremdlinge an ihrem schändlichen, ruchlosen Tun zu hindern.
Wenigstens wußte er jetzt, woran er war.
„Bringt mich zurück an jenen Ort, an dem wir uns zuerst begegnet sind", bestimmte Foremon.
Gehorsam wendeten die Tasch-Ter-Man ihre Schritte Richtung West-VIER.
Foremon war gespannt, was die Fremden in der Stadt anstellen würden. Sie in Brand setzen? Verwüsten, plündern, ausrauben?
Schade, daß er sie würde auslöschen müssen. Sie waren wirklich sehr interessant, eine für ihn neue und gänzlich unvorstellbare Lebensform. Allein die Tat, die sie begangen hatten!
Wer kam und wie kam er auf die unbegreifliche Idee, einen Boten von Thoregon zu töten und ihm das Passantum abzunehmen? Eine Tat wie diese war in einem geistigen Kontinuum angesiedelt, das Foremon einfach nicht zugänglich war - wahrscheinlich auch sonst niemandem in Plantagoo.
Alles, was er hatte tun können, war, die Tat als solche zur Kenntnis zu nehmen und darauf zu reagieren.
Sie zu begreifen, dazu war er nicht imstande und würde es wohl auch niemals sein.
Auf der anderen Seite - Foremon vergaß niemals etwas, das er getan hatte -, war er selbst in einen ideellen Kosmos vorgestoßen, von dem er früher nichts geahnt hatte. Er hatte Steinkind geschaffen. Er hatte das
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