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182 - Im Dorf der Telepathen

182 - Im Dorf der Telepathen

Titel: 182 - Im Dorf der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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angeblich von acht Männern; dabei kann sie nicht mal bis fünf zählen. Mehr als vier habe ich bei ihr noch nie gesehen.«
    »Wohnt Roohan bei ihr?«, schoss Matt einen Pfeil ins Blaue ab. »Oder verkriecht er sich normalerweise woanders?« Er traf ins Schwarze.
    »Wenn er nicht gerade angelt«, erwiderte die Rupferin, »lümmelt er bei Corky rum. Im Casino.« Sie deutete über ihre Schulter. Matt fiel ein, dass er nicht fern von der Hauptverwaltung ein Haus mit der Aufschrift Starlight Casino gesehen hatte.
    Er wollte sich gerade bedanken, als ein glatzköpfiger Mann mit antiken Blitzlichtwürfeln an den Ohrläppchen aus dem Fenster schaute und die Rupferin anschnauzte:
    »Wat schwafelste so lange mitti Weißnase, doofe Ziige? Wo bleibt mein Essen?«
    »Freut mich auch, Sie kennen zu lernen« , sagte Matt zu dem Glatzkopf, tippte grüßend an seine Schläfe und setzte seinen Weg in Richtung Casino fort. Hinter sich hörte er die Frau schimpfen: »Was ist das für ein Benehmen, Orpheus? Was bildest du dir ein, du dämlicher Schiipmetzger? Nimm dir ein Beispiel an Marshal Drax! Der weiß, wie man mit Damen redet!«
    »Bäh-bäh-bäh-bäh-bäh«, äffte Orpheus ihren schnippischen Tonfall nach. Eine flüchtige Bewegung…
    Matts Kopf zuckte hoch. Rechterhand fuhr jemand, den sein Auftauchen offenbar erschreckte, hinter eine Hausecke zurück.
    Corkys Stirnband war nicht zu übersehen. Matt lief los. Hinter der Hausecke wuchs ein Obstgarten. Corky schwang sich gerade über einen Bretterzaun und tauchte dahinter in einem Wäldchen unter.
    »Er gehört zu denen, die nur im Rudel stark sind«, sagte Malie. Sie stand mit der Frau, die er im Lager der Schlafwandler Brot hatte schneiden sehen, am Brunnen und füllte gerade den letzten von zehn Eimern, die auf einem einfachen hölzernen Karren standen.
    Matt runzelte die Stirn. »Wenn ich nur wüsste, wie man diesen Blödianen beibringen kann, dass ihr dumpfer Chauvinismus nur Schlechtes für diese Gemeinschaft bewirkt…«
    Malie gab ihrer Begleiterin einen Wink. Die Frau packte die Karrendeichsel und machte sich allein auf den Rückweg.
    »Du hast einen bemerkenswerten Wortschatz«, sagte Malie.
    »Du aber auch.« Matt schaute sie an.
    »Vielleicht sollten wir aufhören, uns gegenseitig was vorzumachen«, sagte Malie.
    »Ich glaube, wir machen uns gar nichts vor«, erwiderte Matt. »Ich glaube, dass wir uns nur etwas verschweigen.«
    »Vielleicht aus gutem Grund?«
    »Ich wüsste keinen«, sagte Matt ehrlich.
    »Kann sein.« Malie nickte. »Lass uns woanders hingehen. Wo niemand eine Chance hat, uns von den Lippen abzulesen.«
    Matt deutete mit dem Kinn auf die Bürgermeisterei.
    Malie folgte ihm. Kurz darauf saßen sie an dem Tisch, an dem er am Abend zuvor mit Lylah gesessen hatte.
    Matts Verdacht, dass Malie Techno-Kreisen entstammte, verdichtete sich. Doch ihre Zurückhaltung machte auch ihn argwöhnisch. Sie hatte ihm zu verstehen gegeben, dass sie telepathisch begabt war. Hätte ihre Gabe sie nicht befähigen müssen, seine lauteren Motive zu erkennen?
    Andererseits wusste er inzwischen längst, dass es viele Formen der Telepathie gab. Manche Telepathen kommunizierten so flüssig miteinander wie zwei normale Menschen am Telefon.
    Andere, wie Aruula, konnten nur die Bilder aus dem Geist eines anderen Menschen empfangen, wenn sie ihn vor Augen hatten und sich konzentrierten. Matt wusste nichts über die Art von Malies Gabe. Aber offenbar gehörte sie nicht zu denen, die ungebeten in den Geist anderer Menschen vordrangen und ihn ausspionierten.
    Dies konnte einerseits bedeuten, dass sie sich einem Ehrenkodex unterwarf oder ihre Kraft nicht sehr ausgeprägt war. Vielleicht musste auch sie jemandem einen Finger auf die Stirn drücken, um einen mentalen Kontakt herzustellen.
    »Du weißt, wer ich bin?«, fragte Matt.
    Malie schüttelte den Kopf. »Ich arbeite nur mit Vermutungen.«
    »Vertraust du mir?«
    Malie spitzte die Lippen. »Ich möchte dir vertrauen. Du strahlst Aufrichtigkeit aus. Aber begabte Menschen können die Ausstrahlung von Aufrichtigkeit fälschen.«
    »Sag bloß…« Matt schaute sich unbehaglich um. Die Welt des 26. Jahrhunderts wimmelte von Mutationen – nicht nur im Reich der Tiere. Manchen Menschen sah man nicht an, wozu sie fähig waren. Und dazu kamen noch jene außerirdischen Kräfte, die sich auf der Erde eingenistet und trotz des Pyrrhussieges, den die Menschen über sie errungen hatten, noch nicht geschlagen waren: Gestaltwandler. Trotz ihrer

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