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1824 - Zentrum der Zentrifaal

Titel: 1824 - Zentrum der Zentrifaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Noch keiner von uns wurde im Kampf besiegt."
    „Schaukämpfe für die Videosender", zischte Caliform. „Ich kenne den Clan und deinen Namen, aber bei den Turnieren fließt kein Blut. Das ist billige Show, nicht die Wirklichkeit."
    Jedes seiner Worte traf. Was immer Caliform beabsichtigte, die Gefahr für ihn wuchs mit jeder Sekunde.
    Aber das mußte er wissen, so, wie Bully und ich uns darüber klar waren, daß wir kaum mit heiler Haut davonkommen konnten. Trotzig hatte Reginald das Kinn nach vorne geschoben. Er massierte seine Fingergelenke.
    „Wenn du Blut siehst, wird es dein eigenes sein."
    E-Kajwans Muskeln waren zum Zerreißen angespannt. Aber Caliform hielt die Hand des Gegners weiter in der Höhe zurück, und dann griff er mit der Linken zu und zerrte sich mit einem einzigen Ruck die Maske vom Gesicht.
    Ein Raunen lief durch die Gondel der Schwebebahn.
    „Caliform!" stieß jemand ungläubig hervor.
    „Willst du immer noch mein Blut sehen?" fragte unser Begleiter.
    E-Kajwan ließ endlich den erhobenen Arm sinken. Er suchte nach Worten, die er nicht fand, murmelte eine Entschuldigung.
    Alle starrten unseren Begleiter an, der sich im Mittelpunkt des jähen Interesses sonnte. Die Zentrifaal verehrten ihn, das wurde unvermittelt deutlich.
    Wie hatte A-Kestah zu uns gesagt? Er hatte Caliform als den wichtigsten politischen Führer der Zentrifaal bezeichnet.
    „Möge der Geist des Kriegsherrn A-Gedeonta mit dir sein!"
    „Erkämpfe dir ein langes Leben!"
    Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell eine Stimmung umschlagen kann. Wenigstens erreichten wir die nächste Haltestelle mit heiler Haut.
    „Seht ihr die Schrift an den Wänden?" machte Caliform uns aufmerksam. „Das heißt: Die GEDEONTA wird siegen. A-Betchaga selbst hat mir den größten Vorteil verschafft. Ohne das Killerkommando wäre meine Heimkehr im verborgenen erfolgt, aber nach dem Anschlag mußte ich die Massen in Z-Z mobilisieren. In aller Öffentlichkeit wagt er nicht, mich zu töten, das würde in einem Massenaufruhr die Revolution nur beschleunigen."
    Er ging ein paar schnelle Schritte die Rampe entlang. „Warte, E-Kajwan!" rief er.
    Sie redeten miteinander. Nur wenige Worte, aber offenbar brauchte es dafür kein Palaver.
    „... noch hatte ich nicht die Gelegenheit, mir wieder einen eigenen Clan aufzubauen", hörte ich Caliform sagen. „Und solange ich nicht Clanführer bin, wird es keine Revolution geben. Ich sähe dich gerne an meiner Seite, EKajwan."
    „Dein Angebot ehrt mich, A-Caliform. Ich bin sicher, A-Barkos läßt mich ohne Zorn gehen; er unterstützt die Befreiung."
     
    *
     
    Ein Aufzug brachte uns in die
     
    38.
     
    Etage eines trutzig wirkenden Hochhauskomplexes. Trotz des düsteren Äußeren besaß der Bau eine nur schwer zu beschreibende Ästhetik, die mich auf gewisse Weise an die Skulpturen erinnerte. Schräg reckte sich die Anlage in den Himmel, wie ein Symbol aufsteigender Kraft. Aber auch das Streben nach den Sternen, nach neuen Horizonten mochte sich darin ausdrücken. Immer mehr sah ich die Zentrifaal als ein Volk des Zwiespalts, als Krieger und Künstler zugleich. Aber in wessen Hand lag es eigentlich, über ihre zukünftige Lebensweise zu entscheiden?
    Ein elektronischer Briefkasten verriet uns, daß der Besitzer der Wohnung nicht anzutreffen sei. Caliform gab sich mit der Auskunft nicht zufrieden, manipulierte vielmehr mit spitzen Fingern die Abdeckung des Sensorfeldes, bis er endlich das Innenleben weitgehend offen vor sich liegen hatte. Mit wenigen Handgriffen überbrückte er Schaltkreise und Chips und förderte die Auskunft zutage, daß T-Legiaw schon tags zuvor die Wohnung verlassen hatte und seitdem nicht zurückgekehrt war.
    Zum erstenmal sah ich Caliform nachdenklich. Zwei tiefe steile Falten hatten sich in der Blasenhaut zu beiden Seiten der Nasenschlitze eingegraben.
    „Wer ist T-Legiaw?" fragte ich.
    Caliform schaute mich durchdringend an. „Ein sehr guter Mitarbeiter", sagte er. „Mit besten Kontakten zur Gegenseite. Er sollte für mich herausfinden, wo in meinem Beraterkreis die undichte Stelle liegt. Wenn A-Betchaga Killerkommandos an Bord aller Seelenverkäufer postiert hat, die Z-Z anfliegen, dann nicht aus einer Laune heraus, sondern weil er konkrete Anhaltspunkte über meine bevorstehende Rückkehr hatte."
    „Vielleicht", betonte ich, „hat T-Legiaw den Verräter in deinen Reihen aufgespürt ..."
    Er stand da wie vom Blitz getroffen. Augenblicke später hämmerte er mit der

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