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1824 - Zentrum der Zentrifaal

Titel: 1824 - Zentrum der Zentrifaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich zu nehmen.
    „Nein ...", keuchte er, wälzte sich mit letzter Kraft herum, spürte, wie durch die klaffende Wunde die Lebensgeister entwichen, und stieß die Rechte hoch, war selbst überrascht, auf Widerstand zu stoßen, und ballte die Hand zusammen.
    Ein dumpfes Gurgeln ließ ihn triumphieren. Durch einen dichter werdenden Schleier hindurch sah er eine schmerzverzerrte Visage vor sich ...
    „Computer, Sequenz anhalten und nur zum Abgleich speichern! Das Design ist zu schwach, da steckt nichts dahinter."
    Mit einer unwilligen Bewegung entfernte B-Terestan die Kontakte unter ihrer Blickleiste. Die Szene in der Schwebebahn war ausgelutscht und gab nichts mehr her. Mit derartigen Banalitäten öffnete sie nur anderen Traumdesignern Tür und Tor.
    Dabei war es keine Frage des Alters, gute Programme zu kreieren. Nur gingen die Jüngeren manche Themen forscher an, sie machten nicht einmal vor Galornen Halt, und das war eine Schamschwelle, die B-Terestan bislang nicht zu übertreten gewagt hatte. A-Betchagas Clan dachte genauso, anderfalls hätte das Regime niemals die neuesten Programme aus den Simulationszentren zurückgezogen - Programme, in denen Zentrifaal Galornen töteten und ihre eiförmigen Raumschiffe in wilde Kämpfe verwickelten.
    Auf den Ellenbogen stemmte sich die Traumdesignerin hoch. Manchmal fühlte sie sich in Routine erstarrt und ausgelaugt, dann wieder gab es Zeiten, in denen sie vor Ideen sprühte und der Computer nicht die Kapazität hatte, alles umzusetzen.
    Drei bis vier Wochen, nicht länger, war eine neue Simulation der Renner in den Zentren, danach verlor sie ihren Reiz.
    „Speicherkapazität?"
    Der Computer verstand, was sie sagte, aber er konnte nicht antworten. Eine mehrfarbige Anzeige verriet, daß der Speicher noch 75 Prozent offen hatte.
    „Ich versuche eine Abwandlung. X-Uxxol muß effektiver kämpfen, sonst ist das Programm nach zwei Tagen vom Markt."
    Traumdesignerin war ein Beruf, den fast jeder Zentrifaal anstrebte, den aber nur sehr wenige wirklich ausüben konnten. Programme zu denken, in denen die intimsten Sehnsüchte eines Volkes gestillt wurden, zehrte an der Substanz. Nicht wenigen war der Zwang, immer von neuem Gewalt umzusetzen, zum Verhängnis geworden. Weil ihre Träume schöner waren als die Wirklichkeit. Weil sie danach die Wirklichkeit nicht mehr verstanden. Sie hatten sich über kurz oder lang selbst entleibt.
    B-Terestan atmete tief durch. Vor nicht allzulanger Zeit hatte sie selbst eine solche Krise erlebt, aber sie hatte einen Traum daraus gemacht, der sich fast acht Wochen in den Spitzenkreisen gehalten hatte.
    Leiden und Tod einer Traumdesignerin. Das war der Stoff, aus dem man gute Verkaufserfolge machte.
    Seither war ihr Name in aller Munde. Aber der Zugzwang schadete nur ihrer Kreativität.
    Die Sprechverbindung blinkte. B-Terestan reagierte mit einer gemurmelten Verwünschung. Wer immer der Anrufer war, er mußte warten. Andernfalls würde ihr die Traumidee entgleiten.
    Ruckartig, fast schon hektisch, stöpselte die Zentrifaal sich wieder an. Sie ließ sich auf der Liege zurücksinken und überkreuzte die Arme über der Blickleiste. In dieser Stellung konnte sie sich am besten konzentrieren.
    Vier gegen einen. Sie hatten nur darauf gewartet, daß die Schwebebahn den Haltepunkt verließ. Draußen brauten sich schwere braune Wolken zusammen, die Geburt eines Wirbelsturms, der mit vernichtender Gewalt über Cursor hinwegfegen würde. Der letzte Sturm hatte Dutzende von Toten gefordert.
    X-Uxxol sah die Mordlust in den Gesichtern der vier Jugendlichen. Konventionen galten für sie nicht, auch nicht die Furcht vor dem Shifting. Die Welt veränderte sich.
    Wer seine Gefühle unterdrückte und in ein Korsett des Friedens zwängte, galt als krank. Nur ausgelebte Aggression war normal und förderte die Entwicklung; es war ein Gesetz der Evolution, daß allein die Stärksten der Starken überlebten und ihr Erbgut weitergaben, ein natürliches Ausleseverfahren, dem jeder Zentrifaal von Geburt an unterworfen war.
    Ein erster Blitz zerriß den Himmel, gefolgt von ohrenbetäubendem Donner. Weit im Westen, vor der sinkenden Sonne, griff der Sturmrüssel nach einem der Vororte. Dort kämpften in diesen Sekunden Zentrifaal um ihr Leben. Ein berauschender Gedanke.
    X-Uxxol kämpfte auch. Gemeinsam drangen die vier auf ihn ein. Er wich aus, fintierte und stieß mit der Rechten zu. Ein ersticktes Gurgeln beantwortete seinen Ausfall, er spürte warme Nässe an den

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