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1824 - Zentrum der Zentrifaal

Titel: 1824 - Zentrum der Zentrifaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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geboren hatte, sie war sogar sichtlich vergrößert (und damit weicher geworden) und grau verfärbt. B-Terestan haßte diese Hand. Anstatt Kinder zu gebären und sich in eine unzulängliche Designwelt zurückzuziehen, hätte sie in die Offentlichkeit gehen und die Konfrontation suchen sollen. Es war einer Zentrifaal unwürdig, ungeliebte Dinge hinzunehmen. Aber viel zu viele waren verweichlicht, waren zu Ja-Sagern und Mitläufern geworden. So wie ABetchaga, der in härteren’ Kreisen längst als Zauderer und Weichling verrufen war. Nicht einmal gegen die GEDEONTA, die seit Jahren im Untergrund rumorte, hatte er sich bisher durchsetzen können.
    Endlich kam C-Hornegg. Er benutzte den Hintereingang, der vom Gleiterparkplatz aus über den Lastenaufzug führte. Zweifellos sollte keiner der drei anderen Clans, die in dem Gebäude wohnten, davon Wind bekommen. Er schob einen großen Antigrav-Transportbehälter vor sich her.
    „Ein Fang der besonderen Art", sagte C-Hornegg scharf. „Vielleicht emotionell sehr gefährlich. Das mußt du herausfinden."
    Das klang vielversprechend. Mit spitzen Nägeln betätigte B-Terestan den Mechanismus, der leise summend den Deckel zur Seite klappte.
    Schmutzig geronnenes Blut klebte an der Kiste. Das war das erste, was sie sah.
    Ein Mocksgerger. Ziemlich übel zugerichtet, zerfetzte Kleidung, großflächige Abschürfungen.
    Die Traumdesignerin bedachte C-Hornegg mit einem durchdringenden Blick. Ihr eine Leiche zu bringen, das ergab keinen Sinn. Oder war der Mocksgerger medikamentös ruhiggestellt worden, waren seine Körperfunktionen auf ein Minimum reduziert?
    „Ein Unfall?" fragte sie lauernd.
    „Ihm geht es gut, er ist nur etwas benommen. Vor allem: Niemand wird ihn vermissen. Er war Passagier an Bord des Seelenverkäufers, mit dem Caliform nach Z-Z kam." Jedes Wort brachte C-Hornegg wie eine Offenbarung hervor. „Red mit ihm! Wenn du es schaffst, sein Wissen in ein Design umzuwandeln, ist dir der nächste Erfolg sicher. Die CHIIZ wäre beinahe vernichtet worden, von zwei Clans ist einer ausgelöscht, der andere stark dezimiert. Das ist es doch, was unsere Bevölkerung braucht."
    .B-Terestan pflichtete sinnend bei. „Ich werde mich sehr schnell damit befassen", sagte sie.
     
    8.
     
    ... es sind die Einflüsterungen, die unser Leben in die richtigen Bahnen lenken; viele kleine, immer wiederkehrende Einflüsterungen ergeben in ihrer Summe eine Wahrheit. Die Macht der Worte kann größer sein als die Wirkung gegnerischer Waffensysteme. Weil hinter jedem Wort eine Idee steht und hinter jeder Idee eine Überzeugung. Und für unsere Überzeugung sind wir Zentrifaal zu sterben bereit.
    Das sehe ich an als ein Gesetz von universeller Gültigkeit."
    (A-Emergen, Lehrer des staatlichen Bildungssystems auf Zentrifaal-Zentrum, in einem Statement für Clanchef ABetchaga anläßlich der Feierlichkeiten im Forschungszentrum für Raumfahrttechnik) „Die Schule prägt den Staat von morgen."
    Dieser einfache Merksatz, dem alle zustimmten und den man doch auf völlig unterschiedliche Weise interpretieren konnte, spukte A-Emergen durch den Kopf. Es fiel ihm schwer, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren, aber auch die Schüler waren schreckhaft und fuhren oft aus dem Halbdämmer des Lernschlafs hoch. Sie waren aggressiver als sonst, hatten schon in der ersten Lektion einen handfesten Streit vom Zaun gebrochen, und den Zorn der Rädelsführer hatte er ausnahmsweise nur mit der Elektropeitsche eindämmen können. Es war gut, wenn die Kinder in ihrem Freiheitsdrang ungehindert aufwuchsen, aber heute hatte selbst er die Nerven verloren.
    Umwälzende Ereignisse warfen ihre Schatten voraus.
    Gestern hatten die Medien in aller Ausführlichkeit über Califorms Rückkehr und seine Jahre im Exil berichtet. Wie nicht anders zu erwarten, war das Echo zwiespältig gewesen. Während die einen Caliform jubelnd als den Herrscher begrüßten, der die Zentrifaal in eine glorreiche Zukunft führen würde, erhoben die anderen mahnend ihre Stimme und verwiesen auf die Erfahrungen der Geschichte. Niemals wieder, so schworen sie, sollten Zentrifaal derart tief gekränkt werden wie vor tausend Jahren.
    A-Emergen zitterte vor Wut. Wer einem Zentrifaal die Ehre nahm, der tötete seinen Geist, und ein Volk ohne Ehre würde sich eines Tages erheben und die Schmach ausmerzen, die es erlitten hatte. Die Zeichen mehrten sich, daß diese Zeit gekommen war.
    „Es gibt keine Galornen mehr", stieß A-Emergen im Selbstgespräch

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