1829 - Unternehmen Humanidrom
unangenehme Kälte im Rücken verspürte, als rutsche ihr ein Eiswürfel langsam an der Wirbelsäule herunter.
„Das sehe ich ganz anders", widersprach er mit einem breiten Lächeln.
Die Lähmstrahlen erfaßten sie, und Selma brach hilflos zusammen.
Die Agenten des ORRA beugten sich über sie und nahmen sie mit.
*
Parneberochacz Denayrech beugte sich gerade in dem Moment über die Agentin, als sie nach kurzem Schlaf die Augen aufschlug.
Selma Miller fuhr erschrocken zusammen, ihre Augen weiteten sich. Erschrocken blickte sie den Cheborparner an.
Chief Denay machte einen noch weitaus bedrohlicheren und gefährlicheren Eindruck auf sie als bisher.
Zum erstenmal stand sie ihm in Wirklichkeit gegenüber, während sie ihn bisher nur auf dem Monitor und in Holos gesehen hatte.
Er war etwa zwei Meter groß und erinnerte mit seiner äußeren Erscheinung an einen aufrecht gehenden Ziegenbock, mit schwarzem Borstenfell, das an einigen Stellen graue Flecken aufwies. Der ziegenhafte Schädel war mit zwei spitzen, gerade nach oben gerichteten Hörnern versehen. Oberhalb des schmalen Mundes befanden sich drei Löcher, die man für Nasenlöcher halten konnte. Doch das waren sie nicht. Selma wußte, daß sich in ihnen Greifzungen verbargen, die ausgerollt etwa 55 Zentimeter lang waren und an ihren Enden jeweils vier zarte Greiffinger aufwiesen.
Furcht beschlich sie, als sie an diese Finger dachte. Selma hätte am liebsten geschrien, als sich die Greifzungen nun aus den „Nasenlöchern" schoben und sich ihr entgegenstreckten.
Doch ihre Kehle war wie zugeschnürt. Nur ein leises Röcheln kam über ihre Lippen, während sich die Greiffinger über ihr Gesicht und ihren Hals tasteten.
Die Augen des Cheborparners waren groß und rund, sie leuchteten rot, doch sie strahlten keine Wärme aus. Selma hatte das Gefühl, daß sie aus Eis bestanden, ebenso wie das Wesen dieses Mannes, der den ORRA leitete.
Selma Miller wußte, daß Cheborparner bereits im zehnten und elften Jahrhundert alter Zeitrechnung auf Terra aufgetaucht waren und damals wegen ihres Aussehens als „Teufel" Angst und Schrecken unter der Bevölkerung verbreitet hatten. Sie hatten sich zurückgezogen, und danach war über Jahrtausende hinweg nichts mehr von ihnen zu sehen und zu hören gewesen. Erst im Jahre 3441 alter Zeit griffen sie wieder in das galaktische Geschehen ein. Nun waren die Menschen der Erde so weit gereift, daß sie das Äußere dieser Wesen nicht mehr so erschreckte.
Doch Selma Miller hatte das Gefühl, ins Mittelalter der Erde zurückgeschleudert worden zu sein. Ihr schien, als beuge sich ein Teufel über sie, der wie mit einem Skalpell aus Eis bis in ihr Innestes vordrang.
Erlöste Angst und Abscheu bei ihr aus, zumal sie wußte, daß Chief Denay ein rücksichtsloser und machtbesessener Charakter war, der buchstäblich vor nichts haltmachte, wenn es darum ging, die Interessen von Raglund zu verfolgen.
Wußte er, daß sie eine Agentin des Terranischen Liga-Dienstes war? Hatte eischlüssige Beweise?
Oder war der Gewaltakt gegen sie nur aufgrund von Vermutungen ausgelöst worden, die George Freeder ausgesprochen hatte? Schoß er ins Blinde, weil er hoffte, daß sie sich unter dem Druck der Ereignisse selbst verraten würde?
„Wir wollen uns nicht lange mit unnötigen Vorreden aufhalten!" Endlich richtete er sich auf. Die drei Zungen .zogen sich in die >Nasenlöcher" zurück, um sich darin einzurollen.
Selma fühlte sich von dem unangenehmsten Druck befreit.
„Das ist mir nur recht", meinte sie und setzte sich aufrecht hin.’ Da der Cheborparner keinen Einspruch erhob, stand sie auf und klopfte sich den Staub aus den Kleidern.
Sie befand sich in einem großen Raum. Durch ein wandhohes Fenster flutete helles Sonnenlicht herein. Selma konnte sehen, daß vor dem Fenster einige mannshohe, fleischfressende Pflanzen wuchsen, deren rote und gelbe Blüten so kräftig leuchteten, daß es ihren Augen fast schon weh tat.
Der Raum hätte Vertrauen einflößen können, wenn da nicht einige häßliche Blutflecke an der Wand gewesen wären, die augenblicklich Gedankenassoziationen an Foltern und Qualen aufkommen ließen.
„Ich hätte gern gewußt, warum ich überfallen worden bin und mit wem ich es zu tun habe." Sie war nun wieder die kühl berechnende und beherrschte Spezialistin, zu der sie ausgebildet worden war und als die sie sich über eine lange Zeit hinweg gehalten hatte. „Bist du Chief Denay?"
Er reagierte nicht, ließ sie
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