1830 - Der Tod lässt grüßen
aufatmen. Am Krematorium war er bereits vorbeigefahren, jetzt musste er nur noch in den Park gehen und dort etwas Bestimmtes suchen.
Er fand einen Platz, an dem er seinen Wagen abstellen konnte. Als er ausstieg, nahm er einen feuchten Geruch wahr. Er stammte von den Pflanzen in der Umgebung.
Es war ein Park, der nicht oft von Fußgängern frequentiert wurde. Das lag nicht am Park selbst, sondern am dunklen Gebäude des alten Krematoriums. Wäre das nicht gewesen, hätte es bestimmt anders ausgesehen.
Er war allein. Und er war gespannt, ob dieser Matthias sein Versprechen hielt.
Dufour war ein Mann mit sehr hellen Haaren. Sie waren nicht gefärbt, sondern von Natur aus so. Er hatte sie lang wachsen lassen, sodass sie bis in den Nacken reichten, was ja im Moment in war. In seinem Gesicht hatten sich die Spuren seines ausschweifenden Lebens in Form von tiefen Falten eingegraben, und er hatte schon mal darüber nachgedacht, sich eine Gesichtsstraffung machen zu lassen.
Aber das hatte Zeit.
Er brauchte einen neuen Job, das war wichtiger. Man hatte ihm gesagt, wo er sich einzufinden hatte. Das war vor dem Grabmal. Der Name hatte ihn schon etwas irritiert, denn dieses Gelände am Krematorium sollte kein Friedhof sein, sondern ein Park.
Und das war er auch, denn alles wirkte hier gepflegt. Auch ein paar Hinweisschilder waren zu sehen, und über allem lag ein bedeckter Himmel, der das Sonnenlicht filterte. Es wehte auch kein Wind.
Dufour schaute sich beim Gehen um. Er suchte denjenigen, den er treffen wollte, aber von diesem Matthias war nichts zu sehen, was Arne schon ärgerte, weil er das Gefühl nicht loswurde, dass die anderen Seite ihn zum Narren gehalten hatte.
Doch dann konnte er lächeln, denn er sah das alte Grabmal tatsächlich. Es sah aus wie ein Haus mit Dach.
Dufour ging näher heran und sah die glatte Fassade. Da gab es keine Inschrift. Vor der Breitseite blieb er stehen. Er schaute auf das Grabmal und dachte darüber nach, warum er ausgerechnet an diesem Ort den Fremden treffen sollte.
Er wusste es nicht und konnte sich auch keinen Reim darauf machen. Aber irgendeinen Grund musste es geben.
Arne schaute auf die Uhr.
Eigentlich war die Zeit schon überschritten, und das ärgerte ihn. Man ließ ihn nicht so einfach im Regen stehen, das war er nicht gewohnt, und er nahm sich vor, nicht mehr länger als eine Viertelstunde zu warten. Sollte sich bis dann nichts getan haben, würde er verschwinden.
Das musste er nicht, denn plötzlich hörte er Schrittgeräusche. Er drehte sich nach links, wo die breiten Bäume standen, und vor ihnen sah er die Bewegung.
Sein neuer Chef kam.
Er ließ sich Zeit, ging gemächlich und nickte zufrieden, als er vor Arne anhielt.
»Schön, dass du gekommen bist.«
»Ja, ich weiß. Aber du bist nicht pünktlich.«
»Das weiß ich. Aber jetzt bin ich hier.« Matthias schaute ihn aus seinen Eisaugen an. Er war derjenige, der das Sagen hatte, und das strahlte er auch aus.
Arne Dufour spürte das und hielt sich zurück. Er wollte sich nichts verscherzen. Wenn der Typ wütend wurde, konnte das böse für ihn enden.
»Du hast es gefunden, das ist gut«, sagte Matthias. »Was denkst du, was es ist?«
»Tja, ein Denk- oder Grabmal.«
»Könnte man sagen. Aber das ist nicht die genaue Bezeichnung. Dieses Grabmal ist ein Sammler.«
»Was?«
»Ja, ein Sammler. Es sammelt bestimmte Energien, die nicht sichtbar sind. Es ist auch dein großer Helfer, der Spender für die Energie, für das Licht, das ewige Licht, das auch dich durchdringen wird, um dich auf einen neuen Weg zu führen.«
»Was muss ich denn tun?«
»Du wirst für mich arbeiten. Du wirst das ausführen, was ich dir sage. Klar?«
»Ja, darauf habe ich mich schon eingestellt.«
»Dann ist es gut. Und du wirst, wenn es so weit ist, in eine völlig neue Phase des Lebens hineingleiten.«
»Was muss ich tun?«
»Keine Sorge, ich zeige es dir.«
»Ja, ich bin gespannt.«
»Es ist das Licht, verstehst du? Das gelbe Licht, das bald in dir sein wird, um dich zu verändern. Das Licht des Lebens. Aber des anderen Lebens …«
Arne nickte nur. Er begriff nicht, was die Worte des Mannes zu bedeuten hatten, und beschloss, es hinzunehmen und sich treiben zu lassen.
»Schau auf das Grabmal.«
»Und dann?«
»Wirst du einen Gruß erhalten.«
»Du meinst das Licht?«
»Sicher. Es lässt ebenso grüßen wie der Tod!«
Den letzten Satz hatte Dufour verstanden. Und er gefiel ihm nicht. Der Tod sollte ihn grüßen? Nein,
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