1830 - Der Tod lässt grüßen
geben.«
Suko holte sein Handy hervor. Eigentlich war es nicht nur ein Handy. Es sah nur so aus. Mit dem Ding konnte sich Suko zahlreiche Informationen holen. Darauf waren eine Menge Apps gespeichert, aber die brauchte er nicht. Er rief eine Straßenkarte auf.
»Ja, West Norwood. Da gibt es einen Park und auch – ihr werdet lachen – ein Krematorium.«
Das war eine Überraschung. Ich fragte sofort nach. »War Ihnen das bekannt, Mrs Fox?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Kann sein, dass er es mal erwähnt hat. Aber das habe ich vergessen.«
»Wissen Sie denn überhaupt etwas von den Plänen Ihres Bruders?«
»Wie man’s nimmt. Er hat mal gesagt, dass er bald reich sein wird. Er würde viel Geld verdienen. Als ich ihn auslachte, schlug er mich nieder. Seit dem Tag habe ich ihn nicht mehr gesehen. Und jetzt weine ich ihm keine Träne nach.«
Sie schluckte trotzdem, als sie sagte: »Früher ist er ein feiner Kerl gewesen. Man hätte auch zu zweit was auf die Reihe kriegen können. Aber er wollte es nicht, und jetzt ist es zu spät. Ich kann höchstens noch ein Glas auf ihn trinken.«
»Tun Sie das«, sagte ich. »Uns müssen Sie entschuldigen. Es sei denn, Ihnen fällt noch etwas ein.«
»Nein, ich habe Ihnen alles gesagt.«
»Gut, dann werden wir Sie wieder allein lassen. Und alles Gute noch für Sie.«
»Ach, hören Sie auf. Das sind doch nur Sprüche.«
»Stimmt.« Ich lächelte sie an. »In diesem Fall habe ich es aber ernst gemeint.«
Da schaute sie mich an und sagte: »Wissen Sie was? Das traue ich Ihnen sogar zu.«
»Na bitte, so schlecht ist die Welt doch gar nicht …«
***
Der Mann, der mit seinem Peugeot an der Mauer des Krematoriums vorbeifuhr, hieß Arne Dufour und stammte aus Luxemburg. Wenn er sich selbst beschreiben wollte, dann würde er Begriffe wie Abenteurer oder Weltenbummler benutzen, der immer auf der Suche nach dem neusten Kick war. Geld musste auch immer fließen, und damit dies der Fall war, nahm er gern die verschiedensten Jobs an, bis hin zum Rausschmeißer und Türsteher.
Da hatte er gut verdient. Und so hart war der Job auch nicht, denn die meisten Nächte verliefen ruhig. Nur hin und wieder gab es mal einen kurzen Stress.
Dass er den Job nicht bis auf seine alten Tage machen würde, lag auf der Hand. Irgendwann würde er die Branche wechseln. Er hatte nur nicht gedacht, dass es so früh sein könnte, denn eines Tages hatte er Besuch von einem jungen Mann erhalten, der ihm einen Job angeboten hatte. Eine Arbeit oder ein Job, der mit dem Teufel und auch der Hölle zu tun hatte.
Zuerst hatte er gelacht und dann schnell gemerkt, dass es dem Typen ernst war. Der wollte schon verschwinden, als Arne ihm noch etwas nachrief.
»Stimmt das wirklich alles?«
»Ich mache keine Scherze.«
»Können wir noch mal reden?«
Matthias tat, als müsste er noch nachdenken. Nach einer Weile sagte er: »Ich will mal Gnade vor Recht ergehen lassen. Okay, ich werde mein Angebot wiederholen und starte mit einer Frage. Möchtest du ewiges Leben haben?«
»Was?«, schnappte Arne.
»Ob du das ewige Leben haben willst?«
»Wer will das nicht.«
»Dann sollest du genau zuhören.«
»Klar.« Der spöttische Ton in Arnes Stimme war nicht zu überhören. Er glaubte dem anderen nicht.
Der aber blieb ernst und sagte: »Zu einem Gott kann ich dich machen, mein Freund. Du wirst ein völlig neues Leben führen. Du wirst deine Ängste verlieren, sollte es sie geben. Du wirst frei sein.«
»Super.« Obwohl Dufour das sagte, war er nicht überzeugt. »Und wie soll das alles stattfinden? Was wird mit mir passieren?«
»Erst der Weg ins Licht.«
»Was?«
»Ja, das Licht.«
Arne Dufour schüttelte den Kopf. Das mit dem Licht begriff er nicht. Aber im Gesicht des Mannes, der ihm gegenüberstand, war ein tiefer Ernst, den er einfach nicht übersehen konnte.
Sollte an diesem Vorschlag doch etwas dran sein?
Er wusste es nicht, aber Arne dachte daran, dass er sich bereits weit vorgewagt hatte. Einen Rückzieher wollte er nicht machen, und deshalb nickte er.
»Du bist einverstanden?«
»Ja.«
»Dann werden wir uns im Park treffen.«
»Gut. Und in welchem Park?«
Es wurde ihm erklärt, und Arne Dufour stimmte zu. Er war gespannt, er wollte das Spiel mitmachen, er setzte auch darauf, einen neuen Job zu bekommen.
Sein Chef hieß Matthias. Damit konnte er zwar nicht viel anfangen, aber es gab den Park, an den er sich halten konnte.
Der dichte Londoner Verkehr lag hinter ihm. Jetzt konnte er
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