1832 - Der City-Dämon
auch der Hausmeister schwiegen. Sie starrten mich an, sie wollten mehr wissen, das war ihnen anzusehen. Ich erzählte es ihnen, und es war Suko, der sofort nachhakte.
»Warum hast du ihn nicht gekillt?«
»Hätte ich gern. Nur klappte das nicht. Mein Kreuz hat auch nicht reagiert, obwohl wir uns gegenüberstanden und uns hätten greifen können. Aber da war nichts.«
»Warum denn nicht?«
Ich nickte dem Hausmeister zu. »Wir beiden befanden uns in verschiedenen Dimensionen. So konnten wir uns nichts tun. Ich habe es versucht, glauben Sie mir.«
»Das ist interessant«, meinte Suko. »Hast du dafür eine Erklärung?«
»Nein, nur Vermutungen. Aber mal anders gefragt: Was ist denn mit dir? Hast du hier nur Daumen gedreht?«
»Nein, ich habe dein Schwert abgeliefert.«
»Super. Und weiter?«
»Dann war ich im Keller.«
»Aha.«
»Jetzt muss der Dämon mit weniger Schlangen auskommen. Ich konnte sechs von ihnen vernichten.«
Ich nickte zufrieden. »Dann rück mal raus mit der Sprache.«
In den nächsten Minuten erfuhr ich, was dem Inspektor widerfahren war und wie sicher er mal wieder seine Peitsche eingesetzt hatte. »Die waren aber nicht in einer anderen Dimension«, fügte er noch hinzu. »Die waren echt.«
»Super.« Ich musste lachen. »Dann kann ich nur hoffen, dass auch dieser Dämon mir mal als echte Person gegenüberstehen wird.«
Suko meinte: »Er wird sich zeigen. Er muss sich zeigen, und dann geben wir ihm Stoff.«
»Ja, ich hoffe.«
»Und was machen Sie jetzt?«, fragte Phil Grady.
»Wir warten.«
»Auf ihn?«
Ich lachte. »Auf wen sonst? Oder kennen Sie hier noch einen anderen, auf den es sich zu warten lohnt?«
»Nein.«
»Eben.«
Das Wort warten sollte man nicht wörtlich nehmen. Wir würden hier im Haus bleiben und setzten darauf, dass sich die andere Seite irgendwann meldete, denn das würde sie tun müssen, wenn sie etwas gewinnen wollte.
»Soll ich Kaffee kochen?«, fragte Grady.
Dagegen hatte zumindest ich nichts. Suko winkte ab. Er gab sich auch mit Wasser zufrieden, und so warteten wir weiter und hofften, dass es nicht zu lange dauerte …
***
Serena Warren war die Stufen der beiden Treppen hochgestiegen, um zu ihrer Wohnung zu gelangen. Sie war zwar nicht sauer auf den chinesischen Yard-Mann, aber auch nicht happy, denn er hätte ihr auch eine andere Antwort geben können, die konkreter war und sich auf die Probleme bezog.
Hätte die Warren jetzt in einen Spiegel geschaut und ihr Gesicht gesehen, da wären ihr auch die nach unten gesackten Mundwinkel aufgefallen. Ein Zeichen, dass sie verärgert war. Ihr Kerl würde wieder schlafen. Das tat er tagsüber, denn einen Job hatte er nicht. Dafür wohnte er bei Serena Warren, und wenn er unterwegs war, dann in der Nacht.
Das passierte auch nicht regelmäßig. Er ging immer dann, wenn ihn jemand anrief. Dann floh er fast aus der Wohnung und sagte Serena Warren mit keinem Wort, was er vorhatte.
Wenn er dann zurückkehrte, nach dem Hellwerden, sah er immer mitgenommen aus. Einmal hatte er stark am Kopf geblutet und auch nichts erklärt. Er war dann ins Bad gegangen und hatte sich einen Verband angelegt.
Eines jedoch konnte man ihm nicht absprechen. Seine Großzügigkeit. Immer dann, wenn er von seinen Einsätzen zurückkehrte, bekam Serena einige Scheine. Nicht immer wieder die gleiche Summe, aber einige Hundert Pfund waren es immer.
Einmal hatte sie nach der Quelle des Geldes gefragt. Da hatte sie die entsprechende Antwort bekommen.
»Das geht dich nichts an. Es ist gut verdientes Geld. Nimm es und halt deinen Mund.«
Das hatte sie ab diesem Zeitpunkt getan. Sie hatte die Launen des Kerls auf sich genommen und war ihrem Job nachgegangen. Als Hilfskraft in einer Bäckerei. Da musste sie früh aufstehen, und als Lohn gab es auch nicht viel. So hatte sie daran gedacht, den Job hinzuschmeißen, weil ja Joe das Geld brachte, wenn es auch nicht regelmäßig war. Aber sie hatte es nicht getan, denn sie wollte sich das kleine Stück Freiheit erhalten.
Als sie ihre Wohnung betrat, war es still. Das änderte sich, nachdem sie die Tür des Schlafzimmers geöffnet hatte. Da sah sie Joe im Bett liegen und schlafen. Das harte Schnarchen gehörte auch dazu, das war sein Markenzeichen.
Sie schloss die Tür wieder und ging in den Wohnraum. Sie brauchte jetzt einen Schluck und auch eine Zigarette.
Serena Warren trank für ihr Leben gern diesen gelben Eierlikör. Dafür konnte sie sterben, und sie hielt sich immer einige Flaschen im
Weitere Kostenlose Bücher