1832 - Der City-Dämon
Vorrat.
Sie öffnete die Schranktür, holte eine Flasche hervor und auch ein entsprechendes Glas mit einem kurzen Stiel und einer recht großen Öffnung. Den Inhalt der Flasche schüttelte sie durch, dann lief der Eierlikör wie Pudding in das Glas. Sie trank ihn mit Genuss.
Das war der erste Schluck. Damit gab sie sich nicht zufrieden und gönnte sich einen zweiten. Sie setzte sich in den Sessel, der recht durchgesessen war, und dachte darüber nach, wie der restliche Tag verlaufen würde.
Dabei dachte sie weniger an den Mord, der in diesem Haus passiert war, sondern mehr an Joe, der nach wie vor schlief. Wenn er so reagierte, dann konnte es sein, dass er bereits von einem Job wusste und topfit sein musste. Deshalb wagte sie es auch nicht, ihn zu stören, das hätte schweren Ärger geben können.
Das zweite Glas leerte sie langsamer. Zwischendurch steckte sie sich noch eine Zigarette an. Der Aschenbecher stand in der Nähe und so konnte sie es sich gemütlich machen, was sie auch tat. Sie streckte die Beine aus und legte sie auf den Tisch.
Ruhe, erst mal eine qualmen, und dann …
Ihre Gedanken stockten.
Etwas hatte sie gestört.
Aber was?
Sie war leicht irritiert. Das Glas war so gut wie leer, die Zigarette verqualmte zwischen ihren Fingern, und jetzt saß sie im Sessel wie auf dem Sprung.
Es tat sich etwas.
Da war es wieder.
Wie alle anderen Bewohner im Haus kannte auch sie die fremden Geräusche. Sie waren so anders, niemand stöhnte oder ächzte so schlimm, und in den Pausen waren stets die dumpfen Schläge zu hören, die auch ihr ein Rätsel waren.
Irgendetwas war im Anmarsch. Etwas Unheimliches, das nicht zu erklären war. Das auch eine Botschaft bedeuten konnte.
Von wem und an wen?
An alle, die hier im Haus wohnten. Wenn sie jetzt nach draußen gelaufen wäre, dann hätte sie nichts gehört. Es blieb im Haus. Irgendjemand oder irgendetwas hatte sich dort ausgebreitet. Es war immer mal wieder zu hören, aber über die Bedeutung wusste Serena Warren nichts.
Sie mochte das Geräusch nicht. Ebenso wenig wie die Mitbewohner.
Es war ihr unheimlich. Das Stöhnen und Klopfen hatte sie schon öfter gehört, aber heute kam es ihr doch anders vor.
Es kam näher.
Es klang deshalb auch lauter, und sie hatte den Eindruck, als wäre es nur für sie bestimmt.
Serena blieb im Sessel sitzen. Sie wartete, doch sie wusste nicht, auf wen oder auf was sie wartete. Sie merkte nur, dass ein Kribbeln über ihren Körper lief. Sie sagte nichts, sie hielt den Atem an und hörte immer noch die Stöhnlaute.
Wer stöhnte da? War er in der Nähe? Hatte er …
Ihre Gedanken stockten. Schließlich saugte sie die Luft ein. Plötzlich spürte sie einen starken Druck in ihrer Brust. Es war die Angst, die immer stärker wurde, die sie auf etwas vorbereiten zu schien, das bald erfolgen würde.
Sie schluckte einige Male, wollte aufstehen und schaffte es nicht. Den Grund kannte sie nicht, aber sie hatte das Gefühl, dass ihr Körper schwerer geworden war.
Und plötzlich waren sie da.
Im Zimmer sah sie die schattenhaften Bewegungen über den Boden huschen. Sie suchte nach denjenigen, die diesen Schatten hätten werfen können, aber da war nichts.
Es waren keine Schatten, sondern eigenständige Wesen. Das musste sie erst mal begreifen. Weiter brachte es sie auch nicht. Da reichte eine andere Entdeckung, denn sie hatte sich zur Seite gebeugt und schaute in eine bestimmte Richtung.
Jetzt waren die Schatten deutlicher zu sehen, und sie stellte fest, dass es Tiere waren, die ihren Weg in die Wohnung gefunden hatten.
Zwei Schlangen …
Es gab Menschen, die hatten eine panische Angst vor Schlangen. Zu denen gehörte Serena Warren nicht. Sie mochte die Tiere nur nicht, denn sie ekelte sich vor ihnen.
Und jetzt kamen sie. Sie näherten sich ihrem Sessel, als gäbe es kein anderes Ziel in dem Zimmer. Wenn sie das Möbel erreicht hatten, würden sie keine Probleme haben, an den Sesselbeinen in die Höhe zu kriechen und dann über ihren Körper zu gleiten.
Weg! Du musst weg!
Das war einfacher gedacht als getan. Es war ihr nicht möglich, sie war wie gelähmt. So blieb sie sitzen und wurde von einer unsichtbaren Kraft in den Sessel gedrückt.
Die Schlangen glitten geräuschlos über den Boden und schafften auch das letzte Stück, bevor sie sich aufrichteten.
Serena Warren konnte nicht nach vorn schauen. Sie hatte den Blick verdreht, weil sie nach den Schlangen schauen wollte. Sie musste sehen, was sie vorhatten.
Es gab ein
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