1833 - Das Killer-Buch
Ziel waren wir sehr schweigsam gewesen. Jeder hing seinen Gedanken nach, und die waren bei uns nicht eben fröhlich. So wie der Redner gestorben war, das wünschte ich keinem.
Wir stiegen aus und stellten uns die Frage, auf welchem Gleis oder Bahnsteig es passieren sollte.
»Wohin?«, fragte ich und meinte eigentlich mich selbst.
Suko hatte mich gehört. »Ich denke, wir schauen uns mal in der Halle um.«
»Nichts dagegen.«
Die Bahnhofshalle war großzügig angelegt mit einer hohen Decke. Die Zeit des Jungendstils ließ grüßen. Es gab die Schalter, die Automaten, die Treppen und natürlich die Durchgänge zu den Gleisen, wo wir anhielten und uns für eine Weile schweigend umschauten.
»Wenn hier etwas passiert, ist die Hölle los«, fasste Suko zusammen. »Bei dem Betrieb.«
»Stimmt.«
Wir schauten uns um, aber wir waren nicht die einzigen Augen, die das taten. Es gab noch die künstlichen, die der Kameras, die alles verfolgten, was sich in der Halle tat.
Und da gab es das Sicherheitspersonal. Die Security. Nach den schlimmen Anschlägen war sie aufgestockt worden. Man sah sie immer öfter an den Plätzen kontrollieren, an denen es Menschenansammlungen gab. Meist im Doppelpack patrouillierten sie im Gelände, das sie zu bewachen hatten.
Wir sahen sie, und sie sahen uns. Wir erregten ihre Aufmerksamkeit, weil wir uns nicht so verhielten wie die meisten Leute. Wahrscheinlich schauten wir ihrer Meinung nach zu oft in die Runde.
Sie kamen auf uns zu.
Es war ein Paar. Frau und Mann. Als sie vor uns standen, schauten wir in die lächelnden Gesichter, aber wir gingen davon aus, dass ihnen nicht nach Lächeln zumute war.
»Können wir was für Sie tun?«, fragte ich.
»Ja.«
»Und was?«
Jetzt sprach die Frau. »Die Ausweise zeigen, bitte schön.«
Suko und ich schauten uns an. Wir wollten nicht mauern, die beiden taten nur ihre Pflicht, und so holten wir die Ausweise hervor. Es waren Legitimationen, mit denen sie nicht gerechnet hatten. Sie zuckten zusammen, sie holten tief Luft, sahen sich an, bekamen leicht gerötete Gesichter und gaben uns die Ausweise zurück, wobei sie sich entschuldigten.
Ich winkte ab. »Das geht schon in Ordnung. Sie tun auch nur Ihre Pflicht.«
»So ist es.« Der Mann nickte uns zu. »Können wir Ihnen vielleicht bei Ihrer Arbeit behilflich sein?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich denke nicht. Wir wissen ja selbst nicht, wie sich die Dinge entwickeln werden.«
»Wen suchen Sie denn?«, fragte der Mann, der sich als Gil Hanson vorstellte. Seine Kollegin hieß Pamela Quentin.
»Eine junge Frau.«
»Und weiter?«
»Wir kennen sie leider nicht«, sagte Suko.
Hanson lächelte etwas krumm. »Und wissen Sie denn, wie diese Frau aussieht?«
»Nein.«
Sukos Aussage überraschte beide. Die Kollegen schauten sich an, und sie wussten nicht, was sie dazu sagen sollten. Vielleicht kamen sie sich auf den Arm genommen vor, was sie jedoch nicht auszusprechen wagten.
Ich sagte: »Es stimmt wirklich, wir suchen eine Frau, von der wir nicht wissen, wie sie aussieht.«
»Was wissen Sie dann von ihr?«, fragte Pamela Quentin.
»Dass sie sterben soll.«
Das war eine Antwort, die das Paar vor uns nervös machte. Sie stöhnten auf, als hätten sie sich gegenseitig abgesprochen. Als sie Luft holten, da pfiff ihr Atem, und jetzt trauten sie sich auch, wieder etwas zu sagen.
»Das gibt es doch nicht!«
»Leider doch«, sagte ich. »Und ich weiß auch, dass wir auf verlorenem Posten stehen. So sieht es zumindest aus.«
»Hat man Ihnen denn gesagt, dass diese Frau hier sterben wird?«
»Ja. Waterloo Station.«
»Und wie soll sie ums Leben kommen?«, wollte Pamela Quentin wissen.
»Das weiß ich nicht. Wir wissen auch nicht, wann es passieren wird.«
»Mein Gott!«, flüsterte die Frau.
»Wird man sie ermorden?«, fragte der Kollege.
»Das kann passieren. Ein Mann ist bereits ums Leben gekommen. Er wurde durch eine Bombe getötet, die jemand an seinem Körper angebracht hat, ohne dass er etwas davon wusste. Über die genauen Umstände wissen wir noch nichts.«
Die beiden wussten nicht, was sie noch sagen sollten. Dass sie uns helfen wollten, stand fest, und jetzt rückten sie mit ihrem Vorschlag heraus.
»Wir werden unseren Rundgang fortsetzen«, sagte Gil Hanson, »aber wir halten die Augen jetzt intensiver offen. Ist das okay?«
»Ja.«
»Mehr können wir nicht tun?«
»Es reicht schon.«
»Können wir Sie irgendwie erreichen, wenn sich etwas getan hat?«
Suko gab ihnen
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