1833 - Das Killer-Buch
erwischt.«
»Hoffentlich nie.«
»Ich glaube, da irrst du dich.« Suko lächelte hart. »Der Typ macht weiter. Erst lesen, denn sterben. Wobei ich mich frage, was der Redner zuvor gelesen hat.«
»Keine Ahnung. Vielleicht ein Buch oder eine Zeitschrift. Egal.«
»Und was stand darin?«
»Keine Ahnung.«
»Der Todestag der Menschen! Haben sie ihn dort gelesen? Das würde mich schwer wundern.«
»Aber der Redner wusste Bescheid«, gab ich zu bedenken. »Also muss etwas dran sein.«
Das sah auch Suko ein. Wir hätten gern mit dem Mann geredet, aber er war tot und konnte nichts mehr sagen.
Es war zwar nicht angenehm, aber wir mussten es tun. In seiner zum Teil zerfetzten Jeansjacke suchten wir nach Papieren.
Einen Ausweis fanden wir tatsächlich. Er hatte die Explosion einigermaßen überstanden. Der Mann war kein Engländer. Er stammte aus Belgien und hieß Peter van der Elk.
Der Name sagte uns nichts. Und es gab keine Spur zu demjenigen, der hinter allem steckte.
Die ersten Wagen der Mordkommission rollten heran. Ich kannte den Chef. Er hieß James King und gehörte zu den Männern, die schon länger im Geschäft waren.
»Ah, Sie sind auch dabei, Mister Sinclair. Als Suko anrief, habe ich schon mit Ihnen gerechnet.«
»Wie das Leben so spielt.«
Er lachte und stieß mich an. »Mal ganz so nebenbei gefragt, wussten Sie, was hier ablaufen würde? Waren Sie aus dienstlichen Gründen hier oder war es Zufall?«
»Beides.«
»Aha. Und weiter?«
»Wir hatten einen Verdacht.«
»Gegen wen?«
»Gegen die unbekannte Person, die dafür gesorgt hat, dass dieser Mann in die Luft gesprengt wurde.«
»Sie sagen unbekannt?«
»Das ist leider so.«
»Rechnen Sie mit einem terroristischen Anschlag?«
»Nein, auch wenn zwei Agenten das meinen.«
»Ach, die beiden Kerle sind vom Geheimdienst?«
»So ist es.«
»Lächerliche Figuren«, sagte James King.
»Sie haben wohl einen Hörschaden erlitten«, sagte ich.
»Dann haben sie zwei.«
»Wieso?«
»Hör- und Hirnschaden.«
Der Kollege hatte wirklich Humor. Er dachte in die gleiche Richtung wie ich, und das machte ihn mir sympathisch.
King hatte zu tun, er ließ mich stehen, und bevor ich zu Suko gehen konnte, meldete sich mein Handy.
Ich ging dran und kam nicht dazu, etwas zu sagen, denn die Stimme des Anrufers meinte: »Aha, du lebst noch.«
»Ja, warum sollte ich tot sein? Mein Datum ist doch nicht gekommen – oder?«
»Das ist richtig.«
»Wann muss ich denn damit rechnen?«
»Ich werde dir nichts sagen.«
»Das ist schade.«
»Du stehst auf der anderen Seite, und ich möchte dich nicht mit zu vielen Informationen füttern, was du sicherlich verstehen wirst.«
»Klar. Aber abbrechen lassen willst du den Kontakt auch nicht?«
»So ist es.«
»Und wer ist es jetzt?«
»Eine Frau. Eine noch junge Frau. Sie ist noch heute an der Reihe.«
»Und wo soll es sie erwischen?«
»Am Bahnhof.«
Von einer Sekunde zur anderen stieg mir das Blut in den Kopf. Am Bahnhof, das durfte nicht wahr sein!
»Na, hast du dich erschreckt, Sinclair?«
»Es geht.«
»Jetzt willst du sicher wissen, wo es passieren wird.«
»Ja.«
»Ich sage es dir gern. Waterloo Station.«
»Und wen wird es erwischen?«
»Ich sagte doch schon, dass es eine Frau sein wird.«
»Und wie heißt die?«
»Das habe ich tatsächlich vergessen. Aber heute ist ihr Todestag. Ich habe viele Todestage zu verwalten, da muss ich schon achtgeben, dass ich keinen vergesse.«
»Wann soll es passieren?«
»Er reicht. Es ist noch Zeit genug. Vielleicht am späten Nachmittag.«
»Und weiter?«
Es gab kein Weiter, denn der Typ hatte aufgelegt. Ich wusste nicht, wer er war und was auf dem Bahnhof passieren würde. Diesmal sollte eine junge Frau zu Tode kommen, die er manipuliert hatte.
Suko kam zu mir. »Du siehst ja ganz blass aus«, murmelte er.
»Ja, denn ich bin frustriert.«
»Was ist denn passiert?«
»Die andere Seite ist uns wieder mal voraus«, sagte ich mit knirschender Stimme.
»Erzähle.«
»Gern.« Suko erfuhr all das, was auch ich wusste, aber eine Lösung kannte er auch nicht.
***
Waterloo Station!
Einer der größten Bahnhöfe Londons im Stadtteil Lambeth.
An der Südostseite des Geländes gab es einen Parkplatz, den wir anfuhren. Es war zu hoffen, dass wir noch einen freien Platz bekamen, und wir hatten tatsächlich das Glück, auch wenn man einen horrenden Preis für die Stellfläche bezahlen musste. Aber in London ist eben nichts billig.
Auf der Fahrt zu diesem
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