1837 - Nacht-Phantom
Namen hatte Bill gesagt.
Errol Cummings schwieg. Aber seinem Gesichtsausdruck war anzusehen, dass der Name ihm etwas sagte.
»Warum schweigen Sie?« Bill lachte. »Sie kennen Scotty doch. Das hat er mir zumindest gesagt.«
»Sind Sie ein Freund von ihm?«
»Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Wir waren keine Freunde, sondern Bekannte und hatten manchmal auch geschäftlich miteinander zu tun. So war unser Verhältnis.«
»Aha. Und was geht mich das alles an?«
»Das ist ganz einfach. Es geht um die Information, die Sie ihm gegeben haben.«
»Ich? Wieso?«
»Haben Sie Scotty denn nichts von diesem Vampir erzählt?«
Errol Cummings schwieg. Es war ihm offensichtlich unangenehm, dass er darauf angesprochen wurde. Er schüttelte den Kopf und sagte: »Davon weiß ich nichts.«
»Warum lügen Sie?«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Das ist ganz einfach. Ich glaube nicht, dass Scotty mich angelogen hat.«
»Wobei?«
»Das Nacht-Phantom. Oder das Vampir-Phantom. Das sollte Ihnen doch etwas sagen, Errol.«
»Kann sein.«
»Nein, das kann nicht nur sein. Das sagt Ihnen etwas. Ich weiß es. Ich kann Ihnen auch sagen, dass in der vergangenen Nacht etwas passiert ist. Mich haben die Fledermäuse nicht überwältigen können, aber ich kann mir vorstellen, dass Sie andere Erfahrungen gemacht haben. Oder irre ich mich?«
»Hören Sie auf.«
Bill grinste. »Das tue ich auch. Ich will nur wissen, ob ich nahe der Wahrheit bin.«
»Das sind Sie.«
»Aha, dann können wir doch darüber reden, denn ich habe ebenfalls mit den Blutsaugern Bekanntschaft machen müssen. Sie haben versucht, mein Blut zu trinken.«
»Wer?«
»Die Fledermäuse. Die kleinen Nager, die es in sich haben.«
Errol Cummings ging etwas zurück. »Können Sie da genauer werden?«
»Ich war in der Ruine. Zusammen mit Scotty.«
»Wann?«
»In der letzten Nacht.«
»Und dann leben Sie noch?«
»Wie Sie sehen.«
Der Schäfer wusste nicht mehr, was er sagen sollte. Er stöhnte auf, er fragte nach dem Polizisten, der geholt werden müsste.
»Warum das denn?«, wollte ich wissen.
»Weil es besser ist.«
»Okay, dann schauen Sie mal.«
Er sah jetzt meinen Ausweis, den ich hervorgeholt hatte. Ein paar Mal schnaufte er und sagte dann: »Okay, ich habe verstanden.«
»Das hoffen wir.«
Er nickte uns zu. »Ja, ich kenne Scotty und habe mit ihm über gewisse Dinge gesprochen.«
»Auch über die Ruine?«, fragte ich.
»Ja.« Die Antwort klang gequält.
»Und was wurde da beredet?«
»Das weiß ich nicht mehr so genau«, murmelte er.
Bill wurde sauer. »Hören Sie doch auf, uns etwas vorzumachen«, fuhr er den Mann an. »Das hat doch keinen Sinn. Ich weiß, dass Sie mit Scotty über das Nacht-Phantom gesprochen haben.«
»Das stimmt.«
»Und weiter?«
»Nichts weiter. Ich habe ihm nur gesagt, dass es in der Ruine hausen soll. Niemand hat es gesehen, glaube ich.«
»Aber es ist ein Vampir«, sagte ich.
»Kann sein.«
»Was wäre es denn sonst?«
Errol Cummings winkte ab und schüttelte zugleich den Kopf. »Es ist alles so schrecklich«, sagte er. »Man kann sich auf nichts mehr verlassen. Das habe ich in der letzten Nacht erlebt.«
»Wieso?«
»Da ist der doch gekommen. Mit all seinen Verbündeten. Ich habe den Überfall erlebt. Ich und meine Tiere.«
»Wieso?«
»Ja, die Fledermäuse überfielen mich. Die waren eine Horde. Eine riesige Armee hat uns überfallen.«
»Sie und die Schafe?«
Er nickte mir zu.
Ich schaute Bill an. »Hast du alles gehört?«, fragte ich dann.
»Ja«, sagte er leise. »Dann weiß ich wenigstens, wo sie geblieben sind, nachdem sie die Höhle verlassen haben.«
Der Schäfer schaute uns an. »Bitte, ich verstehe nur wenig. Was ist denn passiert?«
Bill gab die Erklärung.
Wenig später wusste er alles, aber sein Gesicht zeigte noch immer Unglauben. Er war nervös geworden, und dann nickte er uns zu.
»Es war grauenhaft«, flüsterte er. »Wirklich grauenhaft. Ich kann es immer noch nicht begreifen, aber diese Fledermäuse haben sich völlig falsch verhalten.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte ich.
»Kommen Sie bitte mit.«
Jetzt waren wir gespannt darauf, was er uns zeigen wollte. Wir begleiteten ihn bis zu einem seiner Schafe. Er blieb daneben stehen und wühlte mit beiden Händen in der dichten Wolle. Das Tier bewegte sich dabei nicht, plötzlich aber zuckte es zusammen, als der Mann mit seinen Händen eine bestimmte Stelle erreicht hatte.
»Kommen Sie. Da können Sie es sehen.«
Errol Cummings hielt
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