1837 - Nacht-Phantom
wir im Dunkeln standen, das hatte schon seinen Grund. In einer Umgebung wie dieser konnte man sich besser konzentrieren auf das, was möglicherweise noch vorhanden war.
Ich achtete auf Geräusche, die es eventuell gab und die nur zu hören waren, wenn man sich konzentrierte. Eine absolute Stille kam selten vor.
Wir hatten recht. Es gab leise Laute, die wir jedoch nicht identifizieren konnten. Man konnte von einer beklemmenden Stille sprechen, die nur durch eigenartige Geräusche unterbrochen wurde.
»John, was ist das?«, hauchte Bill.
»Ich weiß es nicht. Hört sich an wie ein Schaben oder ein Rascheln. Das ist schon seltsam.«
»Genau. Es hört sich an, als würde in der Tiefe etwas arbeiten. Auch wenn du lachst, aber so empfinde ich es.«
»Okay. Und was?«
»Ich denke da an das Heer von Fledermäusen. Die sind bestimmt nicht woanders hingeflogen.«
»Das mag sein.«
Bill fuhr fort. »Außerdem rechne ich fest damit, dass dieser verfluchte Vampir längst weiß, dass wir hier in seiner Nähe sind. Er wird uns gewittert haben.«
»Das kann sein.«
»Dann könnte er uns auch angreifen.«
»Warte es ab, Bill.«
Wir schalteten unsere Lampen noch nicht wieder ein. Wir wollten noch warten, weil die Geräusche nicht weniger geworden waren. Im Gegenteil, sie hatten sich verstärkt.
Aber wir fanden noch immer nicht heraus, wer oder was sie verursachte. Das Schaben und vielleicht auch Zischeln blieb, doch das war alles. Keine Stimmen, keine unmittelbare Bedrohung.
Und doch stimmte nicht alles. Irgendwas war hier nicht normal. Wir konnten es nicht beschreiben, aber wir wussten, dass es vorhanden war. Das Gefährliche, das dieses Gewölbe in Besitz genommen hatte, aber für uns noch nicht zu fassen war.
Es kreiste uns ein. Es kam immer näher. Wir spürten es, aber wir konnten uns nicht darauf einstellen, denn wir sahen nichts.
Und dann erlebten wir doch etwas. Es lag am Boden, der nicht mehr ruhig blieb. Ich hörte Bill flüstern: »Spürst du es auch? Das leichte Vibrieren?«
»Ja.«
»Und was ist es?«
»Ich habe keine Ahnung«, gab ich zu, »denke jedoch, dass wir es bald zu spüren bekommen werden.«
Ich rechnete mit allem. Es gab hier Feinde, obwohl wir sie nicht sahen. Ich hütete mich noch davor, meine Lampe wieder einzuschalten, und dann hörte ich etwas.
Flattern? Waren Vögel in der Nähe? Das bestimmt nicht. Wenn jemand flatterte, dann musste es sich um Fledermäuse handeln. Und das wollte ich genau wissen.
Ohne Bill vorzuwarnen, hob ich die Lampe an und schaltete sie ein. Dann schwenkte ich sie in die Höhe und bewegte sie auch über den Boden hinweg.
Es war genau richtig, denn jetzt erkannte ich den Grund der Geräusche.
Es gab nicht wenige Fledermäuse, die ihr Versteck verlassen hatten und durch das Gewölbe flatterten. Das taten sie mit den wilden Bewegungen ihrer Schwingen, und als wären diese ein Zeichen, weitere Tiere heranzulocken.
Nicht in unserer Nähe, sondern weiter hinten. Sie stiegen hoch und bildeten bald schon eine Wand, die sich vor dem Hintergrund abhob.
Die Tiere wurden jetzt von zwei Lichtlanzen angestrahlt. Ich sah sie ebenso wie Bill, nur reagierte der früher als ich.
Er drehte den Kopf und schaute mich an. Dabei bewegte er seine Lippen und flüsterte: »Ich glaube, wir müssen jetzt schnell weg von hier. Das sieht mir nach einem Angriff aus.«
»Okay, dann los!«
Unsere Lampen schwenkten herum. Wir sahen die nach oben führende Treppe. Wenn wir sie hinter uns gelassen hatten, würde es uns besser gehen.
Und so rannten wir.
Kaum waren wir gestartet, als wir hinter uns das laute Brausen hörten, und da wussten wir, dass die Fledermäuse gestartet waren, um unser Blut zu trinken …
***
Es kam auf jede Sekunde an!
Natürlich wussten wir, dass die Tiere schneller waren als wir. Allerdings hofften wir auf unseren kleinen Vorsprung, den wir hatten, und wir waren auch näher an der Treppe als die Tiere. Das Licht mussten wir anlassen, denn im Dunkeln die Stufen zu finden war mehr als risikoreich.
Ich erreichte die Treppe als Erster. Das Licht tanzte über die Stufen hinweg und wies mir den Weg.
Bill rannte keuchend hinter mir her. Er trieb mich durch seine pfeifenden Atemgeräusche an, dann auch durch seine heiser hervorgestoßenen Worte.
»Schneller, John, schneller!«
Würde ich gern, aber ich musste in meinem Rhythmus bleiben, sonst würde ich stolpern und dann war alles vorbei.
Ich hörte Bill fluchen, dann vernahm ich hinter mir klatschende
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