1837 - Nacht-Phantom
Geräusche. Da stand für mich fest, dass die ersten Fledermäuse meinen Freund erreicht hatten.
Ich schrie ihm etwas zu.
Er brüllte zurück. »Lauf, John, lauf. Das – das – kriegen wir hin, verdammt.«
»Ist gut.«
Ich duckte mich. Gerade zur rechten Zeit, denn über meine Haare strich ein Windzug, der von den Tieren stammen musste, die mich erreicht hatten.
Ich rannte weiter.
Nahm die Treppe denn kein Ende? Die Helligkeit an ihrem Ende schien kaum näher zu rücken.
Ich hörte Bill, der fluchte und auch um sich schlug. Ich hatte es noch nicht getan und spürte, dass sich einige Tiere in meinen Haaren festgekrallt hatten. Dabei beließen sie es nicht, denn sie bissen zu und rissen kleine Wunden in meine Kopfhaut. Auch an meiner Kleidung hingen sie fest.
Ich ignorierte die Angriffe, duckte mich noch tiefer und sah plötzlich das Ende der Treppe und auch die rettende Helligkeit vor mir. Wie ich das Freie erreicht hatte, wusste ich später nicht mehr, aber ich schaffte es, sah auch Bill aus dem Eingang torkeln und zu Boden gehen.
Ich aber musste mich erst mal um mich selbst kümmern. Wichtig waren die beiden Tiere auf meinem Kopf. Sie hatten sich in meinen Haaren festgekrallt, ich fasste zu, bekam die beiden zu packen, und zerquetschte sie. Die Reste schleuderte ich zu Boden und kümmerte mich um die anderen Blutsauger, die an mir hingen.
Ich schlug nach ihnen, drosch sie auch platt, schleuderte sie zu Boden, trat auf die Tiere, hörte sie flattern und bekam den Wind mit, den sie machten.
Um mich kümmerten sie sich danach nicht mehr. Dafür schienen sie an Bill einen Narren gefressen zu haben. Er war auf die Knie gegangen, schlug um sich, versuchte auch, sein Gesicht zu schützen, das gezielt von den Tieren angeflogen wurde.
Ich musste Bill beistehen. Mit beiden Händen drosch ich zu. Ich wollte mit jedem Schlag die Tiere treffen und sie aus dem Rhythmus bringen.
Ich schaffte es auch. Sie torkelten durch die Luft, landeten am Boden, und nicht wenige wurden zu Brei zertreten.
Auch Bill half mit, während andere Fledermausströme die Höhle verließen, sich aber nicht um uns kümmerten und zu ihren Artgenossen flogen, mit denen sie zusammen am Himmel eine dunkle Wolke bildeten und abwartend ihre Kreise zogen.
Bill hatte sich wieder erhoben. Er schüttelte den Kopf, wischte über sein Gesicht und verschmierte einige dünne Blutfäden, die darüber rannen.
Dadurch sah er schlimm aus, und ich fragte ihn: »Wie geht es dir?«
»Ich bin okay.« Bill blies die Luft aus. »Sie scheinen ihren Rhythmus geändert zu haben und verlassen ihr Versteck schon früher.«
»Warum wohl?«
»Weiß ich nicht, John. Aber es kann sein, dass jemand im Hintergrund die Fäden zieht.«
»Die Cavallo?«
»Bisher gab es noch keinen Hinweis, der auf sie deutete.«
Bill wollte aus der Nähe des Eingangs weg. Er ging schnell zur Seite und ich folgte ihm langsamer, was kein Problem war, denn ich wurde nicht mehr angegriffen, und auch Bill wurde es nicht.
Ich atmete tief durch. Kalter Schweiß klebte auf meiner Stirn. Die Luft drückte noch immer. Von einem kühlen Luftzug konnte man nur träumen.
Ein paar Fledermäuse hatten es geschafft, Bill an verschiedenen Stellen zu beißen und winzige Wunden zu hinterlassen. Das war nicht weiter tragisch, auch ich hatte etwas abbekommen, aber das störte mich nicht weiter, und so tupfte ich die Blutflecken weg.
Bill kam zu mir. Er hatte seine Haare nach hinten geschaufelt. In ihnen klebte der Schweiß. Überhaupt war er am gesamten Körper mit Schweiß bedeckt.
»So, jetzt müssen wir uns etwas einfallen lassen.«
»Das denke ich auch.«
»Und was?«
»Was ist mit diesem Nacht-Phantom?«
Ich hatte die Frage erwartet, denn ich hatte sie mir auch schon gestellt. Eine Antwort wusste ich nicht.
Bill musste lachen. »Aber dieses Wesen ist die treibende Kraft. Wir müssen es fassen.«
»Wenn es sich zeigt.«
Bill schaute in die Höhe. Er sah den Schwarm der Fledermäuse. Dann fragte er: »Warum fliegen sie nicht weg?«
»Hast du die Antwort?«
»Kann sein, John. Ich denke, dass sie auf jemanden warten. Und rate mal, auf wen.«
»Kann sein, dass es der Vampir ist. Aber wenn du das schon sagst, dann gehe ich davon aus, dass du damit rechnest, dass er seine Höhle irgendwann verlässt.«
Bill grinste mich an. »Rate mal!«
»Also ja.«
»Genau.«
Es gab keine andere Möglichkeit, wir mussten die Dunkelheit abwarten, davon war ich überzeugt. Das gab ich Bill zu verstehen, der
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