1837 - Rebekkas schwerster Gang
über keinen bestimmten Aufgabenbereich.
Die Schlußfolgerungen, die sich daraus ergaben, sprengen die Maßstäbe, in denen Rebekka bisher gedacht hatte. Daß sie es mit einem galaxisweiten Komplott zu tun hatten, war längst klar. Und daß die Galactic Guardians möglicherweise mitmischten, vermutete nicht nur Gia de Moleon. Jetzt schien es, als könnte Rebekka in naher Zukunft den Beweis antreten.
Die Galactic Guardians als Eigentümer der BASIS, eine sichtbare Verbindung zum Direktor - Rebekka sah die Spielhölle und ihre eigene Aufgabe übergangslos mit anderen Augen. Und sie begriff, daß sie viel tiefer in diesem Komplott drinsteckte, als sie bisher geglaubt hatte.
In der BASIS gab es mindestens eine Person, die ihr mißtraute und an ihrem Tod interessiert war. Um den Direktor handelte es sich nicht. Der war für den Tod Buddys verantwortlich, der gegen Rebekka gearbeitet hatte. Von Buddy gab es eine Verbindung zu Monjacza. Und spätestens da wußte die TLD-Agentin nicht mehr, wo vorn und hinten war.
Als Agentin war sie für solche Situationen ausgebildet. Sie durfte sich jetzt nicht verrennen und würde erst einmal alles vermeiden, was sie selbst in ein schiefes Licht rückte. Der Gedanke, daß ein Unbekannter seine Augen und Ohren überall hatte, ließ sie nicht mehr los.
Diesmal legte sie den Weg zu ihrem Büro im Schutz des Individualschirms zurück und vergewisserte sich gründlich, daß der Syntronverbund nicht ebenso manipuliert worden war wie der ihrer Wohnung.
Rebekka DeMonn begann mit der Auswertung aller Auffälligkeiten in den Erlebniswelten und suchte nach dem Taschendieb. Irgendwann würde er sich in dem Netz fangen, das sie gemeinsam mit der Bricksen ausgelegt hatte.
4.
Er stand einfach vor ihrer Wohnungstür und wartete. Sein Haar war ein wenig zerzaust, gerade so, als habe er sich öfter am Kopf gekratzt. Die Aktentasche hielt er unter den Arm geklemmt. Als er ihre Annäherung bemerkte, glitt ein freudiges Lächeln über sein Gesicht. Er ging ihr entgegen und reichte ihr die Hand.
Rebekka blieb stehen. Daß er sein Versprechen so schnell wahr machen würde, damit hatte sie nicht gerechnet.
„Wenn ich dich störe, dann komme ich ein andermal", sagte er rasch, als er ihr Zögern bemerkte.
„Andererseits würde ich gern ein wenig mit dir plaudern."
„Komm herein!"
Sie ging ihm voraus und bot ihm drinnen einen Sessel und einen Drink an. Sie setzten sich einander gegenüber, und Marcel Rembrandt legte die Aktentasche auf den Tisch.
„Die BASIS ist eine Welt voller Vielfalt. Sie pulsiert nur so vor Leben; an manchen Stellen scheint es, als müsse dieses Leben regelrecht aus den Nähten platzen."
Rebekka nickte versonnen.
„Es geht teilweise etwas eng zu. Aber wir arbeiten daran. Bis in einem halben Jahr werden wir die Zahl der Suiten im Vergleich mit dem vergangenen Jahr verdoppelt haben."
„Das habe ich nicht gemeint", sagte er hastig. „Es ist nicht zu eng. Das Leben ist nur so stark, so überschäumend. Hast du gewußt, daß sich die Besucher des Spielerparadieses in bestimmte Phänotypen einteilen lassen? Es sind acht Stück, die ich bisher festgestellt habe. Ein paar weitere sowie Untergruppen mit sich überschneidenden Eigenschaften werden noch dazukommen. Es ist faszinierend, und ich kann mir vorstellen, daß dir deine Arbeit in dieser Umgebung sehr viel Spaß bringt."
„Das mit Sicherheit. Aber auch viel Streß", bestätigte sie. „Noch überwiegt der Spaß an der Arbeit."
„Gratulation! Ich für meinen Teil könnte mir ohne weiteres vorstellen, den Rest meines Lebens an diesem Brennpunkt galaktischen Lebens zu verbringen." Er nippte an seinem Wein und sah sie durch das Glas hindurch aufmerksam an. „Und wenn man dann zur Vollendung des Glücks eine so bezaubernde Betreuerin zur Seite gestellt bekommt ..."
Er ließ den Satz offen und überschüttete sie mit einem Dauerlächeln.
Rebekka schwieg verblüfft und überlegte fieberhaft. Das Gespräch mit dem Wissenschaftler nahm einen völlig anderen Verlauf, als sie es sich vorgestellt hatte.
„Sag nichts", fuhr er fort. „Mein Bericht trägt übrigens den Arbeitstitel >Schmelztiegel der Galaxis<.
Die Beobachtungen von Spiel und Abenteuer, von Gewinn und Verlust, von Risiko und Nervenkitzel stellen nur die eine Seite der Medaille dar. Die andere ist viel reizvoller. Sie enthält Begegnungen unterschiedlicher Kulturen und Charaktere. Überall im Schiff geschehen sie zu Tausenden in einem einzigen Atemzug.
Weitere Kostenlose Bücher