1837 - Rebekkas schwerster Gang
Viele verlaufen positiv, manche negativ. Zwischen Angehörigen verschiedener Völker ist es wie zwischen Mann und Frau bei uns Menschen. Meistens sind wir es uns nicht bewußt, aber der Augenblick der ersten Begegnung entscheidet, ob zwei sich riechen können oder nicht. Es gilt für alle Lemurerabkömmlinge ebenso wie für Blues, Topsider und andere. Bei Kontakten zwischen Wesen unterschiedlicher Rassen sind die Abläufe allerdings komplizierter, die Geruchs- und Botenstoffe reagieren oft irritiert. Es kommt zu Mißverständnissen, aber auch zu Harmonie und Klarheit. So merkwürdig es klingt, die Erfahrungen, die Einzelwesen hier in der BASIS gewinnen, prägen in vielen Fällen das Bild eines ganzen Volkes. Daheim auf irgendeinem Planeten entsteht nach der Rückkehr eine Meinung, findet Reflexion und Echo. So ist jedes Wort, das gesprochen wird, jedes Verhalten, das etwas bewirkt, Ausgangspunkt für etwas Neues an einem anderen Ort. Es ist berauschend."
Rebekka lauschte gebannt seinen Worten. Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen, aber es gelang ihr nicht. Das, was bisher unterschwellig in ihrer Stimmung mitgeschwungen hatte, verdichtete sich zu einem konkreten Gedanken.
Er fasziniert dich! Rembrandt ist dir alles andere als gleichgültig.
Nicht nur seine Worte und die intensive Beobachtungsgabe schlugen sie in seinen Bann. Es war auch die Art, wie er sprach und sich dabei verhielt. Rebekka gewann den Eindruck eines sehr gebildeten Menschen mit einem hochstehenden Charakter.
Sie versteifte sich unwillkürlich. Etwas an ihm wirkte wie ein Magnet auf sie, und es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich dagegen zur Wehr zu setzen. Es war nicht das erste Mal, daß sie sich mehr wünschte als nur eine Bekanntschaft auf purer Kommunikationsbasis. Welches Wesen - welche Frau sehnte sich nicht nach mehr? Rebekka DeMonn verschob für sich persönlich dieses Problem nur allzugern in die Zukunft.
Agenten weinen nicht, und sie knüpfen keine emotionalen Beziehungen. Das war eine der Hauptregeln für ihre Arbeit, ohne die sie nicht existieren konnte. Brach sie diese ungeschriebenen Gesetze, zog sie sich selbst den Teppich unter den Füßen weg.
„Deine Worte besitzen eine starke Bildhaftigkeit", antwortete sie. „Da muß ich unwillkürlich daran denken, wieviel ich eigentlich verpasse. Die Arbeit nimmt mich voll in Anspruch."
„Begleite mich einfach, und du wirst aus dem Staunen nicht mehr herauskommen."
„Gut, ich werde das tun. Aber es kann ein paar Tage dauern, bis meine Tätigkeit als Ressortchefin mir dazu Zeit läßt."
„Ich werde mit dem größten Vergnügen warten. Aber das ist es nicht allein, weshalb ich hier bin, Rebekka."
Jetzt ließ er also die Katze aus dem Sack. Sie spürte, wie Wärme in ihrem Körper emporstieg, und hoffte, daß sich ihre Wangen nicht auffällig röteten.
„Äh, ja, weißt du", fuhr er fort.
Nun verhielt er sich wie fast alle Männer in dieser Situation. Entweder wußten sie nicht, wo sie anfangen sollten, oder sie fielen mit der Tür ins Zimmer und machten alles kaputt, bevor es aufgebaut war.
„Sprich weiter!" Sie bemühte sich, ihre Stimme möglichst neutral klingen zu lassen, aber es gelang ihr nicht. Sie brachte es einfach nicht fertig.
„Ich würde gern wiederkommen", wich er aus. „Wenn du etwas dagegen hast, sag es mir bitte."
Sie versank beinahe im Leuchten seiner Augen. Ein merkwürdiges Gefühl überkam sie. Seine Worte paßten irgendwie nicht zu seinem verzehrenden Gesichtsausdruck. Im nächsten Augenblick aber glaubte sie so etwas wie Hilflosigkeit zu spüren.
„Ich habe nichts dagegen. Im Gegenteil. Wieso sagst du nicht einfach, daß ich dir wahnsinnig sympathisch bin? Umgekehrt ist es doch auch so."
Jetzt, wo es heraus war, reagierte er absolut cool.
„Heute abend?" fragte er leise.
„Einverstanden. Ich erwarte dich ab zehn Uhr."
Er leerte sein Glas.
„Du weißt nicht, wie glücklich du mich machst."
Sie erhob sich und begleitete ihn zur Tür. „Vielleicht erfahre ich es heute noch."
*
„So sieht man sich wieder." Darius Marlek ließ sich in den Sessel fallen und starrte Rebekka DeMonn herausfordernd an. „Ich hoffe sehr, du hast mich aus einem freudigen Anlaß zu dir bestellt."
„Spar dir deine blöden Sprüche", fuhr sie ihn an. „Du hast von Anfang an gewußt, wie es mit dir enden würde."
„Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, daß ich nur das Geld meines Alten zum Fenster hinauswerfen wollte. Komm zur Sache! Was
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