1839 - Schwelle zum Absolutum
sich zunächst eingestehen will."
Rebekka erhob sich.
„Dann warte doch, bis sich bei mir diese starke Bindung einstellt!"
Sie wollte in Richtung Tür. Diese hatte sich bereits geöffnet. Zwei Roboter schwebten herein und führten einen Mann zwischen sich.
Er! Das Ungeheuer, dem sie das alles zu verdanken hatte! Es gab keinen Zweifel.
Diese Bewegungen, das erinnernde Gesicht ... Alles stimmte.
„Du Schwein!"
Mit erhobenen Fäusten ging sie auf ihn los. Die Roboter wollten sie mit ihren Tentakeln abwehren, aber sie taten es nur halbherzig.
Rebekka warf sich auf Tizian Grannet. Ihre Fäuste rasten seinem Gesicht entgegen und durchdrangen es.
Ihr eigener Schwung riß sie fast von den Beinen. Hinter ihr erlosch die holographische Projektion.
Sie hatten sie genarrt. Sie hatten ihr Tizian Grannet präsentiert und ihr jede Gelegenheit genommen, überlegt zu reagieren.
Langsam stand Rebekka auf und strich sich die Haare aus der Stirn. Mit gesenkten Schultern wartete sie auf eine Reaktion oder wenigstens eine Erklärung.
„Es reicht nicht als Beweis", sagte der Schwarzhaarige. „Es war eine schlechte Idee."
„Was dann?" tobte sie. „Wenn ich mich umbringe und euch die Entscheidung abnehme? Reicht das dann?"
„Rebekka! Einen Augenblick." Gia de Moleon kam zu ihr, streckte die Hand aus. „Ist das die Jacke, die du beim Verlassen der BASIS getragen hast?"
„Ja."
„Würdest du sie hierlassen?"
„Von mir aus. Wenn ich dann endlich meine Ruhe habe."
„Ja, die hast du. Die bekommst du."
Die Chefin des TLD nahm die Jacke entgegen und vergewisserte sich mit einem Griff, daß sich der Kristall an seinem Platz in der Verschlußleiste der Brusttasche befand.
Sie wandte sich an die Mitglieder der Kommission.
„Ich bin bereit, eines der technischen Geheimnisse unserer Organisation aufzudecken. Ich sehe keine andere Möglichkeit, die Agentin DeMonn zu rehabilitieren."
Rebekka stand wie versteinert vor ihr.
„Sag das noch mal!" ächzte sie.
„Der Kristall in der Naht, der dir zum Morsen von Nachrichten diente, zeichnet auch auf. Anhand der Gespräche werden wir bald wissen, was geschehen ist. Tut mir leid, Rebekka."
Rebekka glaubte, in einen endlosen Abgrund zu stürzen. Wegen eines technischen Geheimnisses hatten sie diesen ganzen Aufwand ...
Nein, alles in ihr weigerte sich, es zu glauben. Und doch mußte es stimmen. Gia de Moleon kehrte mit der Jacke an den Tisch zurück.
Rebekka floh förmlich aus dem Saal. Als sie draußen im Korridor stand, atmete sie erst einmal tief durch.
Ihr habt es so gewollt, dachte sie und versuchte, mit dem Handrücken ihre glühende Stirn zu kühlen.
Persönliche Gegenstände hatte sie keine mit an Bord gebracht. Das Paktren konnte sie sich also ersparen.
„Steht die LUNA noch auf Erender?" erkundigte sie sich.
„Ja", antwortete ein Akustikfeld in ihrer Nähe.
„Danke."
Sie wollte nur noch eines: raus aus dem Schiff! Weg von hier! Auf den Terranischen Liga-Dienst konnte sie für alle Zeiten verzichten.
*
Vier Stunden später war die Information keinen Pfifferling mehr wert. Die LUNA stand nicht mehr auf Rebekkas Heimatwelt. Das Hologramm vor der Wand zeigte das sternenübersäte All im Zentrum der Kleingalaxis.
Die suspendierte Agentin wartete auf eine Nachricht ihrer Chefin. Ein paarmal erwischte Rebekka sich dabei, daß sie den Servo ansprechen wollte, damit er ihr eine Verbindung mit der Kommandozentrale herstellte.
Jedesmal gelang es ihr, den Wunsch im letzten Augenblick zu unterdrücken.
„Gib mir Bescheid, falls Erlkönig wieder in der Nähe auftaucht", sagte sie statt dessen und streckte sich im Sessel aus.
„Gern, Rebekka. Wenn du einen Wunsch hast, dann nenne ihn. Ich erfülle ihn dir."
„O ja. Natürlich. Ich will die LUNA verlassen."
„Das geht jetzt nicht. In wenigen Minuten wechselt das Schiff in den Hyperraum."
„Es fliegt nach Klindong, denke ich."
„Ja. Es gab Verzögerungen, aber das ist nicht von Bedeutung. Die Mitglieder der Prüfungskommission haben das Schiff auf Erender verlassen."
„Für mich ist das von großer Bedeutung. Wieso meldet sich Gia nicht? Was ist mit der Entscheidung über meinen Fall?"
„Ich bin nicht darüber informiert. Tut mir leid."
„Schon gut."
Rebekka erhob sich und ging unruhig umher.
Wahrscheinlich ist wieder nur ein Aufschub erreicht, dachte sie. Außer Gia glaubt mir garantiert keiner.
Die sehen in mir doch nur das Sicherheitsrisiko und wollen mich so schnell wie möglich
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