1839 - Schwelle zum Absolutum
wenig anders. Solange auch nur ein Funke Mißtrauen oder Zweifel an ihrer Integrität blieben, gab es für sie keine Zukunft mehr beim TLD. Also mußte sie selbst etwas dazu beitragen.
Spätestens bei diesem Gedanken verfluchte sie Grannet dafür, daß er sie derart ins Leere hatte laufen lassen.
„Hast du wirklich alles gesagt?" Diesmal sprach der Schwarzhaarige links außen. Bei der ersten Vernehmung hatte er geschwiegen. „Oder doch nicht? Wir müssen mit minutiöser Genauigkeit wissen, was sich zwischen dir und Marcel Rembrandt alias Tizian Grannet abgespielt hat. Jede Berührung, jedes Wort, jeder Kuß."
Sie hatte alles erzählt und ihre Gefühle beschrieben. Jedes Wort mußte ihnen gegenwärtig sein.
Wieder begann sie von vorn, und danach fragten sie erneut, wechselten das Thema und kehrten zu immer denselben Punkten zurück.
„Du hättest stutzig werden müssen, als er seine prophetischen Worte sprach: >Begleite mich einfach, und du wirst aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.< Eine Agentin wägt jedes Wort und jeden Satz in vielerlei Hinsicht ab."
Auch das hatte sie beantwortet. Natürlich konnte sie zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, daß Rembrandt nicht der Soziologe von Ferrol war, als den er sich ausgab. Darauf hatten sich ihre Antworten bezogen, sonst auf nichts.
Auf ihrer Stirn bildete sich erster Schweiß. Die Lampen brannten gnadenlos auf sie herab. Sie verzichtete darauf, gegen die Behandlung zu protestieren. Es brachte nichts.
„Ich hätte vielleicht darauf kommen können, daß etwas mit ihm nicht stimmt, als er völlig unerwartet auf meine Worte vom Attentat reagierte", räumte sie erneut ein. „Aber an der naiv klingenden Erklärung für sein Verhalten gab es nicht den leisesten Zweifel. Es paßte zu seinem Charakterbild und paßt auch heute noch dazu."
„Er ist ein Paranoiker"
„Das glaube ich nicht. Er hat ein Ziel, das er nie aus dem Auge verliert. Und er ist ein seelisch und geistig überschäumender Mensch. Ich bin überzeugt, wenn es darauf ankommt, steckt er jeden von uns locker in die Tasche."
„So, wie du es sagst, klingt es sehr nüchtern. Aber es scheint doch eine Art Schwärmerei dahinterzustecken."
„Einspruch", meldete sich der Syntron. „Die Aussage ist eine durch nichts beweisbare Vermutung."
Der Schwarzhaarige nickte. Um seinen Mund spielte ein leises Lächeln.
„In diesem Schiff scheinen vor allem die Syntrons zu dir zu halten, Rebekka DeMonn."
„Wenigstens etwas. Aber bleiben wir beim Thera. Ich schöpfte Verdacht, als ich feststellte, daß Daten in meinem Terminal gelöscht waren. Der Verdacht richtete sich jedoch nur teilweise gegen Rembrandt selbst.
Gelegenheit, Nachforschungen in dieser Hinsicht zu betreiben, gab es keine mehr, denn bald darauf ließ mich der BASISDirektor in sein Schiff bringen. Es gibt übrigens Parallelen zwischen Grannet und euch. Auch er ließ mich aus dem Schlaf reißen."
„Und welche Schlußfolgerungen ziehst du daraus?"
„In seinem Fall war es mir beinahe angenehmer" Er überging die spöttische Bemerkung, und Rebekka dämmerte langsam, daß er der wichtigste Mann der ganzen Kommission war.
„Kommen wir zur wichtigsten Phase", mahnte der Eisgraue. „Die Ereignisse in der MRONIOK. Er hat dir seine Liebe gestanden, und du hast ihn abgewiesen. Hat es dich nicht wenigstens berührt, daß er dir das Leben rettete?"
„Doch. Aber ich wußte, daß ich nur zwei Möglichkeiten hatte. Ich habe mich für die richtige entschieden."
Der Schwarzhaarige lehnte sich zurück.
„So? Endgültige Beweise werden wir erst haben, wenn wir Grannet fangen oder diesen Thor Schinnek."
Rebekka erhob sich. Es war heiß um sie herum. Der Schweiß lief ihr über das Gesicht und versickerte unter dem Kragen ihrer Jacke.
„So kommen wir nicht weiter."
„Gerietest du jemals einem anderen Geheimdienst in die Finger, wären die Fragen weitaus kritischer."
Spott klang aus der Stimme des Eisgrauen.
Rebekka schüttelte traurig den Kopf. „Es macht einen Unterschied, ob es andere sind oder die eigenen Leute, die einen so behandeln. Ich habe genug gelitten und ziehe die Konsequenzen. Ihr könnt euch den ganzen Kram ersparen. Ich werde innerhalb von zwei Stunden meine Entscheidung treffen und sie euch mitteilen."
„Nochmals dieselbe Frage." Der Schwarzhaarige blieb unbeeindruckt. „Wieso fühlst du dich ihm eigentlich zu so wenig Dank verpflichtet? Das ist nicht normal. Er hat dich vor dem Tod bewahrt! So etwas bindet stärker, als man es
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