184 - Das Kreuz der blinden Göttin
Wirkung war enorm. Der Treffer raubte Glynis Elcar einen Großteil ihrer Kraft.
Schlaff fiel sie gegen die Wand, und Panik und Entsetzen erfaßten sie. Sie hatte es nicht länger auf mein Blut abgesehen. Es war ihr plötzlich wesentlich wichtiger, sich in Sicherheit zu bringen.
Sie fuhr ungelenk herum und torkelte davon. Mal rutschte sie mit der Schulter an der linken Wand entlang, mal an der rechten. Ich folgte ihr nicht.
Vielleicht nahm sie deshalb an, ich würde sie entkommen lassen, aber das lag nicht in meiner Absicht. Ehe sie die Stelle erreichte, wo der Gang nach links knickte, zog ich meinen Colt Diamondback.
Ich zielte genau.
Dann drückte ich ab - und erlöste sie.
***
Noch zehn Schritte bis zur Enduro, aber die schaffte der Deutsche nicht mehr, denn das Satanskreuz attackierte ihn mit knisternden Blitzen.
Der erste jagte knapp vor Maik Schumanns Füßen in den Lavaboden. Mit einem entsetzten Aufschrei sprang der junge Abenteurer zurück.
Der nächste Blitz sauste hinter Schumann in den Boden. Wieder machte der Deutsche einen erschrockenen Satz. Blitz um Blitz schoß aus dem Querbalken des Höllenkreuzes und ließ Maik Schumann tanzen.
Doch damit begnügte sich die böse Kraft nicht lange.
Nachdem sich Schumann mit etlichen Sprüngen immer wieder im allerletzten Augenblick in Sicherheit bringen konnte, schoß sich das Teufelskreuz direkt auf ihn ein!
Ein einziger Blitz hätte den Mann töten können, doch darauf legte es das blutige Kreuz nicht an. Schumann sollte langsam zugrunde gehen.
Ein neuer Blitz.
Schumann sah ihn auf sich zurasen. Er kam nicht schnell genug weg. Ein furchtbarer Schlag traf seine Brust. Ein Schmerz durchraste ihn, als wäre sein Herz gesprengt worden.
Mit einem lauten Aufschrei brach er zusammen.
Nun wollte er die Enduro kriechend erreichen, aber da traf ihn der nächste Blitz und nagelte ihn buchstäblich fest. Heftige Schmerzen durchtobten ihn.
Er wälzte sich entkräftet auf den Rücken und schrie seine Angst und seine Verzweiflung laut heraus. Doch niemand hörte ihn. Er war allein.
Der nächste Blitz brachte ihn an den Rand einer Ohnmacht. Seine Finger krampften sich in die schmerzende Bauchdecke, und er begriff, daß das Kreuz ihn töten wollte.
Zitternd wandte er den Kopf ab. Speichel rann aus seinem offenen Mund.
Neben ihm glänzte etwas auf dem Steinboden.
Die Metallscheibe, die der Mann, der im Kreuz verschwunden war, abgelegt hatte. Ohne es recht zu wollen, griffer danach. Als sich seine Finger um das glatte Metall schlossen, erschrak er erneut, denn die Scheibe begann zu wachsen.
Sie erreichte ihre dreifache Größe.
Schumann wollte die Hand rasch zurückziehen, aber seine Finger öffneten sich nicht. Was war das für ein seltsamer Gegenstand? Schwer gezeichnet wandte er sich wieder dem Kreuz zu.
Warum er die größer gewordene Scheibe auf seine Brust legte, wußte er nicht. Was das bewirkte, erfuhr er in der nächsten Sekunde.
Wieder jagte das Satanskreuz einen Blitz zu ihm hinunter. Die Scheibe zog ihn an - und nichts passierte, Maik Schumann spürte keinen weiteren Schmerz.
War diese Scheibe etwa ein wirksamer Schutz gegen die gefährlichen Blitzattacken des Kreuzes? Nach vier weiteren Blitzen, die der Diskus abgefangen und neutralisiert hatte, war es für Maik Schumann Gewißheit: Solange er im Besitz dieser mysteriösen Scheibe war, konnte ihm das verfluchte Kreuz nichts mehr anhaben.
Er richtete sich langsam auf.
***
Nachdem die unwiderstehliche schwarze Kraft Vicky Bonney in das Teufelskreuz gerissen hatte, war sie für kurze Zeit so verwirrt, daß sie keinen klaren Gedanken fassen konnte.
Aber sobald ihr messerscharfer Verstand wieder funktionierte, rannte sie durch den goldenen Irrgarten und suchte nach einem Ausgang.
Immer wieder geriet sie in einen »toten« Gang und mußte umkehren, aber sie gab nicht auf. Trotz der Gefahr, Asmodis zu begegnen, suchte sie unermüdlich weiter.
Sie wußte bald nicht mehr, wie viele Türen sie geöffnet hatte, wie viele Stufen sie hinauf- oder hinuntergegangen war. Immer wieder drohte sie sich in winkligen Gängen zu verirren.
Gab es überhaupt einen Weg nach draußen, oder würde sie für immer in diesem irrealen Alptraum gefangen bleiben? Das Kreuz war durchpulst von bösen Kräften, das spürte Vicky auf Schritt und Tritt.
Schweiß näßte ihr hübsches Gesicht, aus dem sie immer wieder die goldene Flut ihres seidigen Haares strich.
Als sie Glynis Elcar mit ihrer Stimme Tonys Namen rufen
Weitere Kostenlose Bücher