1840 - Locksignal Frieden
durch. Dummerweise brachte das Forum so viele führende Militärs gar nicht zusammen.
Außerdem ergab sich daraus ein weiteres Problem. Es war wohl nicht auszuschließen, daß es während eines Kampfes zu Toten und Verletzten kommen würde, die nicht nur medizinischen, sondern auch geistlichen Beistand benötigten. Bei gemischten Besatzungen lief das auf eine Schar von Seelsorgern aller nur denkbaren Religionen hinaus, und deren gab es in der bekannten Milchstraße Tausende.
Für Nahrung mußte selbstverständlich gesorgt werden, und ebenso selbstverständlich ging es nicht an, daß Blues terranische oder Akonen topsidische Kost zu sich nahmen. Die Metabolismen waren einfach zu verschieden, von den Geschmäckern ganz zu schweigen. Diese Kost mußte erst einmal besorgt, dann zugeteilt und geliefert werden.
In diesem Stile ging es fort.
Es war offenkundig: Viele unserer sogenannten Freunde und Partner waren zwar durchaus daran interessiert, eine starke Flotte aufzustellen - fast nirgendwo hatte man übrigens etwas dagegen, daß die Schiffe der LFT die Hauptlast der Kämpfe tragen sollte -, gleichzeitig aber versuchten sie, sehr eigene und zum Teil hinterhältige Absichten durchzusetzen.
Gegen eine Teilnahme der Schiffe von Camelot hatte beispielsweise niemand etwas - nur wollten alle auch einen Abgesandten nach Camelot schicken, der schon beim Start dabei war, und vermutlich nur die eine Aufgabe hatte, die galaktonautische Position von Camelot festzustellen und nebenher ein bißchen zu spionieren.
Zum Glück fanden fast alle Konferenzen auf der Basis von Holografien statt, sonst hätten wir uns zu allem Überfluß mit einer Armee von versteckten Wanzen herumschlagen müssen, mit deren Hilfe wir belauscht und ausgeschnüffelt werden sollten.
Ich war solche Umtriebe schon seit langem gewöhnt und wunderte mich über gar nichts mehr, auch nicht darüber, daß sogar der Terranische Liga-Dienst versuchte, uns einen Minispion anzuhängen, um Camelot finden zu können.
„Tut mir leid", bedauerte Cistolo Khan aufrichtig, als ich ihn darauf ansprach. „Aber du weißt ja, wie Geheimdienste nun einmal sind - sie können es einfach nicht lassen."
Ich konnte darauf nur eine uralte terranische Redensart zitieren: „Wer solche Freunde hat, braucht eigentlich keine Feinde mehr!"
Aber es gab auch einige positive Nachrichten.
Die Warnung der Tolkander, die Brutplaneten in Ruhe zu lassen, wurde allgemein befolgt - jedenfalls, soweit wir es mitbekamen. Ich vermutete aber, daß es einige Kräfte in der Galaxis ungemein locken mußte, ein kleines, ahnungsloses Kommando auf einen Brutplaneten zu schicken, auf dem Angehörige eines anderen Volkes versklavt wurden. Wie einfach wäre es gewesen, den politischen Gegner auf diese Weise empfindlich zu treffen, Panik in dessen Bevölkerung zu erzeugen und dergleichen mehr. Nur stand diese infame Möglichkeit leider auch diesem Gegner offen, und die gemeinsame Verletzlichkeit war es dann wohl, die von solchen Plänen Abstand nehmen ließ.
Währenddessen setzten die Tolkander ihre Flüge kreuz und quer durch die Galaxis fort. Sie tauchten mal hier, mal dort auf, sahen sich ein Sonnensystem an und schwirrten dann wieder ab. Es war ein verwirrendes Hin und Her, das keinen Sinn und Zweck zu haben schien, aber ich war mir sicher, daß die Tolkander damit genau berechnete Absichten verfolgten.
Die von Homer G. Adams entwickelte „Vampir-Hypothese" hatten wir NATHAN zur Überprüfung vorgelegt - und das Riesenhirn auf dem Erdmond war zu dem Ergebnis gekommen, daß diese Möglichkeit zwar wenig wahrscheinlich, aber nicht gänzlich von der Hand zu weisen war. Ein Grund mehr also, die Ruhe zu bewahren - was mir nach wie vor schwer fiel, äußerst schwer.
Daher stieß ich einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, als mich Cistolo Khan über Funk kontaktierte und das Gespräch mit den Worten eröffnete: „Es gibt Neuigkeiten!"
„Endlich", sagte ich. „Was für welche? Hoffentlich gute?"
Cistolo Khan wiegte den Kopf.
„Vor zehn Minuten haben wir eine neue Funkmeldung von den Chaerodern empfangen. Willst du sie hören?"
„Mir genügt der Inhalt", antwortete ich.
„Das Übliche", gab Cistolo Khan zurück. „Eine Erklärung der Chaeroder, daß sie das Verhalten der anderen Tolkander mißbilligen und die Verärgerung der Galaktiker sehr gut verstehen können. Dazu die Bitte um Verzeihung und Nachsicht sowie das Versprechen, daß man sehr bald die Lage restlos unter Kontrolle haben
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